Netzwerke und Kameradschaft unter Seeleuten funktionieren: Das beweist die Interessengemeinschaft im Schifferverein Rekum und Umgebung. 2007 erwarben die Mitglieder ein Feuerlöschboot aus dem Jahr 1941, möbelten es komplett auf, hegen und pflegen es.
Vegesack. "Es lag im Museumshaven Bremerhaven, und keiner wollte es haben. Das tat mir in der Seele weh." Uwe Weidemann erinnert sich noch gut an seine erste Begegnung mit dem Feuerlöschboot. Er war damals bei der Schiffahrts Compagnie Bremerhaven. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Schifffahrt durch den Erhalt und Betrieb historischer Wasserfahrzeuge zu dokumentieren. So erlebte Weidemann, auch Mitglied im Schifferverein Rekum und Umgebung, wie das Löschboot langsam herunterkam.
Während einer Klönschnackrunde im Kahnschifferhaus entstand plötzlich die Idee: "Lasst uns das Schiff erwerben und wieder aufmöbeln. Ein Schifferverein ohne Schiff ist ja auch nichts." Gesagt, getan. Schnell hatte Uwe Weidemann begeisterte Mitstreiter, der Kontakt nach Bremerhaven wurde aktiviert, das Löschboot für den symbolischen Wert von einem Euro gekauft. "Das war allerdings nicht alles", erklärt Weidemann. Für Sprit, Werkzeuge und Inventar sollten die Löschbootfans eine Abstandssumme von 1500 Euro bezahlen. Die Mitgliederversammlung des Rekumer Schiffervereins stimmte dieser Ausgabe zu, und das Objekt der Begierde ging in Vereinsbesitz über.
Uwe Weidemann, der zwölf Jahre lang als Besatzungsmitglied des Dampfeisbrechers "Wal" mitgefahren war, kamen auch dieses Mal gute Kontakte zu Hilfe. So erzählte ihm ein Lehrmeister der Bremerhavener Lloyd-Werft, dass die Lehrlinge dringend Arbeit bräuchten, weil gerade kein größerer Auftrag vorlag – prompt durften sich diese Lehrlinge am Löschboot ausprobieren. Den Motor auf Vordermann brachten Lehrlinge von MWB – Motorenwerke Bremerhaven.
Derweil suchten Weidemann und seine Mitstreiter, beispielsweise Jens Lohmeyer und Herbert Monsees, Kontakt zum Vegesacker Museumshaven. "Wir mussten uns und das Löschboot richtig vorstellen und präsentieren. Schließlich wollten die Verantwortlichen wissen, ob wir beziehungsweise das Löschboot auch in die Reihe der Traditionsschiffe passen." Es passte. 2007 kam das Löschboot, das 1941 für die Kriegsmarine bei der August Pahl Werft fertiggestellt wurde, in seinen neuen Heimathafen nach Vegesack.
Schon ein halbes Jahr später hatten die Löschboot-Fans Besuch von der Freiwilligen Feuerwehr Vegesack. "Die waren begeistert von unserem Schiff, und die Altersabteilung trat gleich geschlossen in den Schifferverein Rekum ein", erzählt Maschinist Herbert Monsees, der für die Neptun-Reederei arbeitete und sein Wissen jetzt ganz dem Löschboot widmet. Denn: "So ein Schiff bedeutet auch viel Arbeit", macht Monsees klar.
Das Ruderhaus, das anfangs aus Holz war, 1974 als Stahl-Glaskonstruktion zum Herabsenken umgebaut wurde, um im Kaiserhafen die Brückdurchfahrt ohne Öffnen der Brücken zu gewährleisten, ist jetzt wieder aus Holz. Das gesamte Schiff wurde auf Vordermann gebracht, von der Mastspitze bis zum Kiel wurde entrostet, grundiert, gestrichen. Der Mannschaftsraum wurde komplett isoliert und neu eingerichtet und vieles mehr. "Es ist viel Arbeit, aber es macht auch sehr viel Spaß", sind sich die Beteiligten einig.
Die Begeisterung für das Löschboot werden vermutlich die Brautpaare bestätigen können, die mit dem Löschboot1 – so der offizielle Name – eine Spritztour auf der Weser machten, oder die Feuerwehrleute, die mitfuhren, und die Zuschauer, die das Schauspiel vom Weserufer aus erlebten. Auch die Zuschauer, die auf der Seebühne an der Waterfront die vom Goethe-Theater aufgeführten Stücke wie "Aida" oder "Der fliegende Holländer" erlebten – das Löschboot wurde in die Aufführung integriert – kennen es inzwischen. Kontakt mit der Schiffsbesatzung gab es auch mit Menschen in den Hafenstädten von der holländischen Küste bis Mecklenburg-Vorpommern. "Wir sind auf solchen Touren auch durchaus Vertreter der Stadt Bremen beziehungsweise von Bremen-Nord und können gar nicht allen Einladungen folgen", sagen Weidemann und Monsees.
Stolz ist Herbert Monsees ebenso, dass sein Enkel Rune wegen des Löschbootes seinen beruflichen Werdegang klar vor Augen hat. "Mit 14 Jahren war Rune schon mit von der Partie, ließ sich auf dem Löschboot alles erklären, nahm auch selbst den Schrauber in die Hand. Heute ist er auf der Elsflether Seefahrtsschule, macht seinen Abschluss als Schiffsmechaniker auf dem weiteren Weg zum Schiffsingenieur."
Wenn auch die 17 Mitglieder der Interessengemeinschaft – Männer und Frauen – mit ihrem Engagement und Wissen, ihren Bootsführerscheinen See oder dem kleinen Seefunkzeugnis immer im Einsatz mit und für das Löschboot sind – Unterstützung brauchen sie dennoch. Auch hier helfen Kontakte, beispielsweise zur Bootswerft Winkler, wo das Löschboot zur turnusgemäßen technischen Überprüfung aufgeslippt werden kann.
Es gibt auch die tatkräftige Unterstützung von Vereinsmitglied Karl Müßig, vom Schiffskapitän, der den Löschbootfans das richtige Fahren mit demselben beibrachte, die finanzielle Unterstützung der Volksbank Bremen-Nord oder der Stiftung Wohnliche Stadt "zur Erhaltung eines technischen Denkmals". Auch die Autowerkstatt von Loh, die Motoren- und Hydrauliköl liefert, oder eine spontane Hilfszusage des Kraftwerks Farge dienen der Unterstützung. Da ist nämlich Jens Lohmeyer beschäftigt und bekam nach seiner Anfrage im Herbst 2012 gleich Hilfe.
"Die Kupplung für die Feuerlöschpumpe ging kaputt. Wichtige Teile davon sind nicht zu kaufen, mussten eigens gedreht und geschweißt werden. Das konnten wir mit materieller und handwerklicher Unterstützung des Kraftwerks Farge erledigen", zeigen sich die aktiven Löschbootfans dankbar. Jetzt fehlt noch ein kleines Teil und der Einbau, dann lässt Monsees wieder mit Freude die Maschinen anlaufen – immer erst nach der richtigen Überprüfung per "Wolke: Wasser, Öl, Luft, Kraftstoff, Elektrik".
Bei den Löschbootfans sind junge Menschen, "die auch mit einem Schrauber umgehen
können", jederzeit willkommen. Einfach mal im Vegesacker Museumshaven vorbeischauen,
oftmals sind Mitglieder auf dem Löschboot vor Ort und stehen für Fragen zur Verfügung.
Traditionsschiff für den Vegesacker Hafen
Feuerlöschboot aus dem Jahr 1941 wird seit fünf Jahren von seinen Fans im Museumshaven gehegt und gepflegt / Zuschauer sind begeistert
Zitat:
"So ein Schiff
bedeutet auch
viel Arbeit."
Herbert Monsees, Löschbootfan