Vegesack. Gezeichnet hat Lea Fröhlich schon immer gern. Trotzdem hat sie ihr Hobby nicht auf direktem Wege zum Beruf gemacht. „Nach dem Abitur habe ich zunächst studiert, Geschichte und Philosophie, weil ich mich dafür auch interessiert habe“, sagt die Osterholz-Scharmbeckerin. Über das Lehramt wäre sie dann zur Kunst gekommen, so der Plan damals.
Doch sie entschied sich für einen anderen Weg und brach das Studium nach zwei Semestern ab. „Mit Geschichte und Philosophie werde ich Taxifahrerin“, dachte sie. „Und ob ich wirklich Lust auf das Lehramt habe, wusste ich auch nicht.“
Also absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr. Schließlich zählt auch der Umgang mit Menschen zu ihren Leidenschaften. „Danach habe ich eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin angefangen und auch abgeschlossen“, erzählt Fröhlich. In dieser Zeit stellte sie fest, dass sie mehr will. Deshalb hat sie einen dreijährigen Lehrgang an der Berufsfachschule für Kommunikationsdesign in Hamburg belegt, den sie mit dem Titel „staatlich geprüfte Illustratorin“ beendet hat. „Kommunikationsdesign deckt sämtliche Grundlagen ab, unter anderem auch den Bereich Illustration. Mir war wichtig, dass ich davon auch leben kann. Ich wollte nicht nur Künstlerin werden“, sagt sie. „Wenn ich eher gewusst hätte, dass man mit Kunst auch Geld verdienen kann, wäre ich diesen Schritt schon viel früher gegangen.“
Heute arbeitet sie als freiberufliche Illustratorin und gestaltet verschiedene Auftragsarbeiten. Neben Kinderbüchern, Computer- und Gesellschaftsspielen illustriert sie auch für die Hörspielreihe „Die Hinnerks“. Die Serie erzählt die Geschichte von Rabe Helmut, Fohlen Sarah Fee, Esel Eduard von Egon und Kater Kralle, die Lea Fröhlich nach den Wünschen der Autorinnen Christa Warncke und Barbara Thiel gestaltet hat.
Die Figuren entstehen an ihrem Grafiktablett im heimischen Wohn- und Arbeitszimmer. Bevor sie mit dem Zeichnen beginnt, schaut sie sich zur Inspiration Bilder von Raben an, um etwa die Figur des Raben Helmut entstehen zu lassen. Anschließend entstehen erste Skizzen, die nach Absprache mit den Auftraggebern angepasst werden.
Bei ihren Arbeiten muss die Illustratorin aber auch darauf achten, dass das Aussehen zum Charakter der Figur passt. „Rabe Helmut ist sehr frech und das muss auch rüberkommen“, sagt Fröhlich. „Dafür gibt es ein gewisses Handwerkszeug im Repertoire eines Zeichners. Dazu zählen etwa große Augen, große Köpfe oder schlaksige Beine, die den Charakterzug unterstreichen.“
Auch wenn Lea Fröhlich Kunst macht, Künstlerin ist sie nicht. „Ich bin Illustratorin, und das ist auch gut so“, sagt sie. „Künstler zeichnen, was sie bewegt oder inspiriert. Illustratoren hingegen bekommen Aufträge und arbeiten mit den Kunden zusammen.“ Auch wenn der Stil häufig vorgegeben wird, hat sie dennoch die Möglichkeit, sich in ihren Arbeiten zu verwirklichen. „Wenn ich Glück habe, kann ich mit meinen Kunden gemeinsam Ideen entwickeln und Impulse geben“, sagt Fröhlich.
Besonders kreativ ist sie ab dem Nachmittag. „Ich bin eher der Abend-Typ. Zwischen 16 und 22 Uhr läuft es bei mir eigentlich am besten“, sagt die Illustratorin. Trotz ihrer freiberuflichen Tätigkeit kann sie aber nicht immer zu diesen Zeiten arbeiten. „Wenn ich mit Firmen zusammenarbeite, ist häufig eine schnelle Rückmeldung gefragt. Deshalb arbeite ich bei solchen Aufträgen auch zu den normalen Bürozeiten, damit die Kommunikation besser läuft“, erzählt sie.
Dass sie den Auftrag bekommen hat, „Die Hinnerks“ zu illustrieren, empfindet Lea Fröhlich als „etwas Besonderes“. Schließlich spielt die Reihe direkt vor ihrer Haustür. „Ich bin hier geboren und lebe gerne hier. Deshalb hat es schon etwas Nostalgisches an sich, wenn ich Moore oder Herbstbilder zeichne“, sagt sie. Schon als Kind war sie mit ihrer Familie viel in der Region unterwegs, zum Beispiel im Teufelsmoor. Früher gab es dort kleine Moorteufel aus Ton zu kaufen, an die sie bei ihren Arbeiten für „Die Hinnerks“ denken musste. „Die Moorteufel habe ich in die Bilder reingeschmuggelt. Das ist ganz schön, wenn man so ein paar Kleinigkeiten, die man von früher kennt, in seine Arbeiten integrieren kann“, sagt die Illustratorin.
Die Kunst beschäftigt sie nicht nur beruflich, sondern auch privat. „In meiner Freizeit zeichne ich Dinge, die mir bei einem Spaziergang oder nachts kurz vor dem Einschlafen als Halbtraum einfallen“, erzählt Fröhlich. „Das ist was ganz anderes, als wenn ich etwas für einen Kunden mache.“ Doch bei all den Auftragsarbeiten bleibt nur wenig Zeit für Kunstwerke, die in ihrer Freizeit entstehen. „Deshalb dauert es manchmal auch ein Jahr, bis ein Bild fertig ist“, erzählt sie.
Weitere Informationen
Im Rahmen der Reihe „Kunst im Treppenhaus“ zeigt die Stadtbibliothek in Vegesack noch bis zum 21. Oktober ausgewählte Illustrationen zu der Hörspielserie „Der Hinnerks“. Die von Lea Fröhlich entworfenen Bilder können während der Öffnungszeiten der Bücherei angeschaut werden. Der Eintritt ist frei.