Schönebeck. An die ehemalige Bremer Traditionsreederei Argo erinnert eine neue Ausstellung im Museum Schloss Schönebeck. Schiffsmodelle, historische Aufnahmen von Taufen und Stapelläufen und eine Fotogalerie der Flotte lassen die über 100 Jahre alte Geschichte der Argo lebendig werden.
Grün, mit leuchtendem gelben Stern, hängt sie von der Treppenempore in den Raum. Eine Flagge, wie sie einst auf den Schiffen der Argo-Reederei wehte. Jetzt ist sie der Blickfang in der Eingangshalle von Schloss Schönebeck. Eine Ausstellung erinnert dort seit gestern an die Argo.
Nach dem Norddeutschen Lloyd, der Hansa und der Neptun-Reederei ist es die vierte Reederei-Ausstellung im Schloss. "Die Argo war die kleinste der vier großen Bremer Traditionsreedereien", sagt Holger Schleider. Der zweite Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Vegesack hat Erinnerungsstücke von früheren Fahrensleuten, aus dem ehemaligen Firmenarchiv und von der letzten Inhaber-Familie Adler zusammengetragen: Schiffsmodelle, historische Fotos, Seefahrtsbücher, Bordgeschirr. In einem Keller der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft spürte er die Schiffsglocke des Argo-Dampfers "Möwe" auf.
Sie alle erinnern, verteilt auf drei Etagen im Schloss, an ein Kapitel maritimer Geschichte Bremens. Von 1896 bis 2002 fuhren die Schiffe der Argo über die Weltmeere. Vier Schiffsmodelle im Schloss machen die Entwicklung der Flotte anschaulich: Dampfern wie dem "Schwan" aus den 30er Jahren folgten Motorschiffe wie die 1956 auf der Lürssen-Werft erbaute "MS Alioth" und später RoRo-Schiffe wie die "Amazon", die 1999 als letztes Schiff für die Argo gebaut wurde.
Aus der Taufe gehoben wurde die Reederei 1896 in Vegesack als Dampfschifffahrtsgesellschaft Argo AG. Erster Direktor bis 1920 war Reeder Friedrich Bischoff, an den noch eine Straße in Vegesack erinnert. Mit neun Schiffen nahm die Argo Fahrt auf. 1922 wurde sie von der Roland-Linie übernommen, die ein Jahr später in den Besitz des Norddeutschen Lloyd überging. Die Argo hörte als eigenständige Gesellschaft auf zu existieren. Unter dem Namen Argo Reederei AG gab es 1933 einen Neubeginn. Die Familie Adler übernahm das Steuer. Porträts im Schloss zeigen Direktor Richard Adler und seinen Sohn Max, der 1961 die Leitung übernahm.
Bis zu 45 Schiffe
Der Flottenbestand wuchs. 1941 bereederte die Argo 45 Schiffe mit einer Tonnage von 58019 Bruttoregistertonnen. In einer Fotogalerie im Schloss sind viele der Schiffe zu sehen. Gemälde des Malers Olaf Gruenewald zeigen Frachter und Dampfer in Häfen und auf See. Auf einer großen Karte kann der Besucher die Fahrt der "Algol" nachvollziehen, die 1961 drei Monate zwischen Europa und West-Indien unterwegs war. Die Schiffe der Argo fuhren vor allem im Liniendienst nach Finnland, Großbritannien und in die Levante. Eine wandfüllende Fotogalerie im Schlosskeller zeigt Eindrücke, die der Maschineningenieur Ulrich Hillers zwischen 1960 und 1968 fotografierte. In der großen Halle können Besucher in Alben aus dem Firmenarchiv mit Fotos von Schiffstaufen und Stapelläufen blättern. Eine Besonderheit ist ein Reisetagebuch in Bildern von drei Berliner Jungen, die an Bord der Argo-Schiffe "Möwe" und "Lumm" im Sommer 1957 auf große Fahrt nach England und Finnland gingen. Einer der drei lebt noch heute in Berlin. Holger Schleider machte ihn ausfindig und lud ihn zur Eröffnung ein.
Die Ausstellung ist bis 11. August zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags, mittwochs und sonnabends von 15 bis 17 Uhr, sonntags von 10.30 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr.