Ein simples Gerät sollte in Bremer Klassenzimmern die Luft von Coronaviren säubern: Die Conny-Gun, die Viren, Keime und Bakterien mittels UV-C-Strahlung tötet. Gebaut werden sollte sie von Vegesacker Berufsschülern für kleines Geld. Doch jetzt ist das Projekt endgültig gestorben. Die Bildungsbehörde lehnt die „Pistole“ gegen Coronaviren ab. Die Enttäuschung bei Conny-Gun-Erfinder Volker Bohnert und der beteiligten Schule ist groß. „Hätte man sich in Bremen ernsthaft mit der Thematik auseinandergesetzt, könnten wir schon viel weiter sein“, sagt Schulleiter Peter Kaus.
Die Behörde hat sich für die Prüfung der Conny-Gun Zeit gelassen. Vor fast genau einem Jahr hatte der frühere Berufsschullehrer Volker Bohnert sein Luftreinigungsgerät in unserer Zeitung vorgestellt. Damals wurde klar, dass es im Schulzentrum an der Kerschensteiner Straße ein Lüftungsproblem gab. Der Lilienthaler hatte deshalb mit seinem Luftdesinfektionsgerät eine Alternative ausgetüftelt, die auf UV-C-Strahlung beruht und für rund 100 Euro herzustellen sein soll. Es hätte nach seinen Worten nur ein paar Rohre, Endklappen, Abdeckungen aus Kunststoff, Kabel, Stecker und nicht zuletzt natürlich eine UV-C-Lampe gebraucht.
„Durch die UV-C-Strahlung wird die Wachstumsstruktur der Zellen zerstört, die Zellen können sich nicht mehr vermehren“, erklärte Bohnert damals das Prinzip. Die UV-C Strahlung werde bereits in OP-Sälen und Rettungswagen zur Luftsterilisation genutzt.
Das Bildungsressort, damals noch unter Leitung von Claudia Bogedan (SPD), zeigte sich erfreut über das Engagement. „Ich finde es großartig, wie sich Schulen an Lösungen beteiligen“, sagte die frühere Bildungssenatorin unserer Zeitung. Doch ein Jahr später will die Bildungsbehörde nichts mehr von der Conny-Gun wissen.
Probleme hat das Ressort nach den Worten des Sprechers Aygün Kilincsoy mit dem Versuch einer Desinfektion mittels UV-C-Bestrahlung: „Das ist grundsätzlich möglich, erfordert aber eine sehr sorgfältige Auslegung. Für Augen und Haut stellt UV-C Strahlung ein gesundheitliches Risiko dar. Deshalb wird diese Technik zum Beispiel vom Umweltbundesamt sehr kritisch gesehen. Von einer Anwendung dieser Technik in einem Selbstbaugerät ohne sorgfältige Prüfung der Funktion, Wirkung und Nebenwirkungen kann nur dringend abgeraten werden“, sagte Kilincsoy auf Anfrage.
Hinzu käme, dass Bremen inzwischen bereits für alle Unterrichtsräume in der Stadtgemeinde Bremen mobile Luftreinigungsgeräte bestellt habe „und insofern alle Klassenzimmer jetzt oder bald je nach Liefertermin versorgt sein müssten“.
Die Haltung der Behörde führt zu Unbehagen bei Schulleiter Peter Kaus: „Wir sind als Technische Berufsschule aufgefordert worden, Lösungen anzubieten. Nun werden wir abserviert, das ist wenig hilfreich und wenig motivierend für die Kollegen." Er sagt auch, es sei „nicht in Ordnung, wie hier mit Leuten umgegangen wird.“ Das klamme Bremen gebe Geld für Hepafilter aus, hätte aber die Chance auf eine kostengünstige Lösung verstreichen lassen.
Schulleiter Peter Kaus wirft dem Ressort vor, das Projekt Conny-Gun nicht hinreichend geprüft zu haben. Es stimme zwar, dass die Strahlung unter Umständen gefährlich sein kann. „Bei entsprechenden Maßnahmen ist die Strahlung aber ungefährlich.“ Der Schulleiter berichtet, dass andere Städte seit dem vergangenen Sommer ebenfalls auf UV-C-Technologie setzten. Er verweist auf einen Artikel der FAZ, wonach die Stadt Hanau die Technik unter anderem in Schulen und Bussen nutze.
Die rund 70 Zentimeter lange Conny-Gun sollte als Lichtdesinfektionsanlage an der Zimmerdecke der Klassenzimmer befestigt werden. Dies hätte gesundheitliche Gefahren ausgeschlossen, meint auch Volker Bohnert. Von Geräten mit Blickschutzlamellen oder Gehäusen könne zudem keine unmittelbare Gefahr ausgehen, da UV-C-Strahlen grundsätzlich kein Kunststoff durchdringen könnten. „In einem Satz: Ich bin gerade schon etwas enttäuscht, weil ich diese Lösung für die nachhaltigste Bekämpfung von Viren und Bakterien ansehe. Filter gehen einen anderen Weg…“, so Bohnert. Er gibt sich weiterhin fest von der Wirkung der Desinfektion durch UV-C-Technologie überzeugt. Bohnert: „Die Bundesanstalt für Physik in Braunschweig hat dies bestätigt.“ Außerdem seien ganz ähnliche Produkte bei verschiedenen kommerziellen Anbietern zu finden.
Die frühere Lehrkraft hat aber selbst schon das nächste Tüftel-Projekt in Arbeit: „Die Langzeitmessung von Co2 an mehreren Stellen eines Raumes.“