Noch wird die 1500 Quadratmeter große Ladenfläche im Kontor zum Alten Speicher von Handwerkern bevölkert. Dass in die Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss ein Elektrofachmarkt einzieht, ist trotzdem schon eindeutig zu erkennen. Doch ein Markt wie jeder andere entstehe dort nicht, verspricht Geschäftsführer Max Ingo Festing.
Der Euronics-Markt, der am Freitag eröffnet wird, verfolgt das sogenannte Point-of-Emotion-Konzept. "Dabei geht es um das Thema Kundenbeziehung und Kundenemotionalisierung", sagt Festing. Nach seinen Worten ist der Markt in Vegesack der erste bundesweit, der auf diese Strategie setzt.
Ein weiteres Konzept, das zur Philosophie des Geschäfts gehört, nennt sich Retail as Service. "Damit soll die Lücke zwischen dem Internet auf der einen Seite und dem stationären Handel auf der anderen Seite geschlossen werden", erklärt er. "Wir verbinden diese Themen vor Ort." Entsprechend spiele die Digitalisierung eine zentrale Rolle. So seien alle Mitarbeiter mit einem Handy ausgestattet, mit dem sie etwa Bestellungen für die Kunden aufnehmen könnten, sollte das gewünschte Produkt vor Ort nicht vorrätig sein. "Dadurch entfällt der Weg zum herkömmlichen PC, den wir aber auch noch haben", erläutert Festing.
Die Bestellung bekommt der Kunde entweder nach Hause oder in die Filiale geliefert. Bei der Abholung dort muss er sich allerdings nicht nach den Öffnungszeiten des Marktes richten. "Wir haben im Parkhaus eine Click-and-Collect-Box, sodass sich der Kunde seine Bestellung jederzeit abholen kann", sagt Frauke Harling von der Projektentwicklungsgesellschaft 2P, die Betreiber des Euronics-Marktes ist.
Mit ihrem Handy nehmen die Mitarbeiter aber nicht nur Bestellungen auf, sondern können damit auch verschiedene Produkte vorführen. "Auf den Smartphones sind sämtliche Apps installiert, sodass wir den Kunden zum Beispiel zeigen können, wie sich verschiedene Geräte damit steuern lassen", berichtet der Geschäftsführer. Insgesamt gehöre es zum Konzept des Geschäfts, den Kunden die Möglichkeit zum Ausprobieren der Produkte zu geben. "Das steht bei uns an erster Stelle", sagt er. "Wir machen die Produkte hier vor Ort für den Kunden erfahrbar." Damit einhergeht allerdings auch ein besonderes Sicherheitskonzept. "Damit stellen wir sicher, dass die Geräte nach dem Ausprobieren auch bezahlt werden", betont Fasting.
Damit Kaufinteressenten auch Produkte wie Dunstabzugshauben oder Backöfen vor Ort testen können, ist auch eine Küche in den Markt integriert. "Doch pandemiebedingt dürfen wir die vorerst nicht ausprobieren", erläutert er.
Insgesamt beschäftigt Euronics in Vegesack 24 Mitarbeiter. Darüber hinaus gibt es auch Kundenberater, die sich in den Markt zuschalten. "Wer sich für eine Kaffeemaschine der Marke Jura interessiert, kann ein Knöpfchen drücken und wird mit einer Dame in der Schweiz verbunden", erzählt Fasting. Die Dame könne den Kunden deutlich mehr Informationen zu den Produkten des Herstellers geben, als die Mitarbeiter vor Ort. "Wir haben nicht den Anspruch, alles zu wissen", sagt er.
Zusätzlich zum klassischen Sortiment vertreibt Euronics in Vegesack auch Elektroautos. "Euronics ist eine Kooperation mit dem chinesischen Start up Aiways eingegangen", erzählt Wolfgang Sabelhaus, bei Euronics zuständig für den Filialbetrieb. Kunden hätten die Möglichkeit, das Modell U5 vor Ort auszuprobieren. Ein Vorführwagen steht dafür dauerhaft zur Verfügung.
Auch wenn Euronics in insgesamt 36 Ländern vertreten sei, würden die Filialen nicht zentral vom Sitz der Genossenschaft im baden-württembergischen Ditzingen gesteuert werden. "Alle Entscheidungen werden vor Ort getroffen, also hier in Vegesack", betont Sabelhaus. Das betreffe sämtliche Bereiche, über den Wareneinkauf und die Personalgewinnung bis hin zum Marketing.