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Stadtgarten Vegesack Der Baumfrevler ist womöglich ein Hund

Die Polizei ermittelt gegen Mann ohne festen Wohnsitz, dessen Vierbeiner im Stadtgarten in Rinden gebissen haben soll.
04.08.2021, 18:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Vegesack. Wer hat kurz vor Pfingsten im Stadtgarten Vegesack rund 30 zum Teil sehr alten Bäumen erhebliche Wunden zugefügt und einen Schaden von rund 50.000 Euro angerichtet? Diese Frage kann nach Ansicht der Bremer Polizei wohl in Kürze eindeutig beantwortet werden. Sie verdächtigt einen Mann ohne festen Wohnsitz, dessen Schäferhund in großem Umfang Rinden von den Bäumen abgebissen haben soll. Einige Laubriesen sind vom Absterben bedroht, andere müssen aus Sicht der Umweltbetriebs Bremen (UBB) gefällt und ersetzt werden.

Dass  ein Hund den immensen Schaden angerichtet haben könnte, war auch schon damals vermutet, aber nicht als sehr realistisch eingeschätzt worden. Weil  etwa die Hälfte der Bäume nach dem gleichen Muster traktiert worden seien, wie die UBB-Pressesprecherin Kirsten Doty mitteilte. Danach wurden die Rinden teilweise rund um den Stamm komplett abgeschält. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass ein Baumfrevler mit einem Beil oder einem großen Messer sein Unwesen im Stadtgarten getrieben hat.

Inzwischen aber ist die Polizei laut Pressesprecher Nils Matthiesen nach der Auswertung von Spuren sowie Zeugen- und Sachhinweisen zu einer anderen Erkenntnis gekommen. Danach wird ein 54 Jahre alter Mann ohne festen Wohnsitz als Täter verdächtigt. Genauer gesagt, sein Hund, der wohl viele Male  in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden durch den Stadtgarten getobt ist, Bäume und Büsche attackiert, Löcher gebuddelt und sich dabei im Wurzelwerk verbissen hat.

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Zu den Opfern zählen neun 20 Jahre alte Kugelahornbäume, die eine Allee entlang der Weser bilden. Zumindest einer von ihnen müsse wohl ebenso wie ein fünf Jahre alter Birnenbaum im Stadtgarten gefällt werden, hieß es beim Umweltbetrieb. Bei den ältesten verwundeten Bäumen handelt es sich um fünf bis zu 60 Jahre alte Exemplare sowie um vier weitere, die schon mehr als sechs Jahrzehnte im Vegesacker Stadtgarten stehen. Und der Veteran unter den geschädigten Sauerstoffspendern ist eine Platane, deren Alter auf 120 bis 150 Jahre geschätzt wird. Als Opfer des beißwütigen Hundes gelten auch große und alte Sträucher wie Eiben, darüber hinaus frisch gepflanzte Bäume. Beispielsweise ein sogenannter Bienenbaum, der ebenfalls ersetzt werden soll.

Um die beschädigten Bäume in dem sechs Hektar großen Park an der Weser zu retten, sind ihre Wundflächen nach den Worten von Kirsten Doty mit dunklen Folien umwickelt worden. Ein Baum könne  an den bloß gelegten Stellen zwar keine neue Rinde, aber unter der Schutzhülle einen Rindenersatz entwickeln, nämlich einen festen sogenannten Flächenkallus. Dabei handelt es sich um eine verdickte Hautschicht, ähnlich einer Schwiele. Ob diese Notmaßnahmen die Bäume vorm Absterben bewahrt, werde sich erst in einigen Jahren herausstellen, sagt Kirsten Doty. Es sei aber davon auszugehen, dass insbesondere jüngere Bäume die Verletzungen nicht überleben würden. Schließlich sei die Schutzfunktion ihrer Rinden trotz Folie gegen Pilze und Schädlinge beeinträchtigt.

Die Attacken gegen Bäume und Sträucher im Vegesacker Stadtgarten sind nach Darstellung des Umweltbetriebs Bremen die bislang schwersten im gesamten Stadtgebiet. Die Polizei ermittelt nach den Worten ihres Pressesprechers Nils Matthiesen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung in mehreren Fällen (§ 304 Strafgesetzbuch). Danach droht demjenigen, der Gegenstände, die zum öffentlichen Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege, Plätze oder Anlagen dienen, beschädigt oder zerstört,  eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Ob der 54 Jahre alte Hundebesitzer ohne festen Wohnsitz, gegen den die Polizei ermittelt, ein Geständnis abgelegt hat, ist freilich offen. Nils Matthiesen spricht von einem  „mutmaßlichen Täter“ und sagt, dass die Ermittlungen noch  zwei Wochen in Anspruch nehmen könnten.

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