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Matjes-Tag Vegesack eröffnet die Matjes-Saison

„Der Matjes an sich erwartet eine zügige Handhabung“, eröffnete Schauspielerin Christine Renken die Teilnahme am Matjes-Diplom. Was dazu gehört, erfuhren die Besucher beim 1. Vegesacker Matjestag.
17.06.2019, 08:09 Uhr
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Von Doris Friedrichs

Vegesack. Wer über das eine oder andere Thema mitreden möchte, sollte sich auskennen und vielleicht sogar Praxiserfahrungen haben. Mit dem Matjes-Diplom ist es aber so eine Sache. „Kopf in den Nacken, Mund auf und Fisch rein“ hört sich einfacher an, als es in Wirklichkeit ist. In einem Rutsch geht es schon gar nicht. Biss für Biss ist angesagt. Schwer, da das Matjes-Diplom zu bestehen.
Viele andere haben es bestanden beim ersten Vegesacker Matjestag am vergangenen Sonnabend. Haben den fetten Hering fast vollständig in eins verschlungen, wie Besucher Jens Spilker vom Freizeitteam „Weser-Jungs“. „Ich bin ein Matjes-Verrückter, das war ich schon als Kind“, lautete sein Bekenntnis zur Delikatesse. Gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten, Gewinnern einer Verlosung des WESER-KURIER, gehörte er zu den ersten Verkostern des jüngst bei Feinkost Scharringhausen eingetroffenen holländischen Matjes‘.
Aber der Reihe nach. Mit den Worten „Spezialitäten probieren, Shanty-Musik genießen und Kochshows erleben“ lockte das Vegesack Marketing an diesem Wochenende viel Publikum ins Mittelzentrum, zunächst an die Signalstation, wo gegen 9.30 Uhr das Matjesfass mit dem Vegesacker Jungen Mirko Vopalensky auf der Barkasse „Vegebüdel“ anlandete.

Empfangen wurden die Gäste dort von Christine Renken vom Theater Interaktiwo, die die historische Hafenmeisterin gab, eine große Stoffseemöwe namens Helga fest unter den Arm geklemmt, außerdem mit Musik von Jonny Glut. Von da aus ging es weiter mit großem Gefolge, unter anderem mit Darstellern aus dem Vegesacker Geschichtenhaus an die Alte Hafenstraße zu Feinkost Scharringhausen. Dort wartete auf die Gäste holländischer Premium-Matjes, ein milder Kräuterklarer und Brunette, ein Bier auf Champagner-Basis. „Fisch muss schwimmen“, begründete Simone Scharringhausen die Wahl der süffigen Zugabe.
Jürgen Scharringhausen ging noch einmal auf den Umstand ein, dass diesmal die Eröffnung der Matjes-Saison in der Bremer Innenstadt seit vielen Jahren erstmals ohne die Ehrenwerte Gesellschaft stattfand und somit auch ohne Fässer mit holländischem Matjes, die von Vegesack aus über die Weser zur Schlachte schipperten. Die Nordbremer Herrenrunde zeigte sich darüber sehr verärgert. Jürgen Scharringhausen beschwichtigte indes: „Lassen Sie uns hier mal unser eigenes Ding machen.“
Und so kam es dann ‒ und es kam richtig gut an bei den Besuchern der Veranstaltung. Die musikalische Begleitung übernahm zunächst der Shanty-Chor Düren-Merken, 19 sangesfreudige Herren und drei Instrumentalisten, später wurden diese an der Ellipse abgelöst vom Schulschiff Deutschland Chor aus Vegesack. Der Chor aus Nordrhein-Westfalen stimmte eingangs seines Auftritts ein fröhliches „Kölle alaaf“ an, worauf ein Zuhörer mit „heute Vegesack alaaf“ antwortete.
Dann übernahm Christine Renken das Zepter. „Wie heißt Matjes auf Französisch?“, wollte sie vom Publikum wissen. „Matjes“ lautete die einstimmige Antwort. „Und wie auf Schwedisch?“ „Auch Matjes.“ „Sie sind ja multilingual“, bescheinigte die Schauspielerin und forderte: „Freiwillige vor unter den Gewinnern“, worauf sich die ersten Mutigen ans im Freien aufgebaute Büffet trauten. Bevor es aber ans Genießen und Diplom ging, wies die historische Hafenmeisterin die Gäste noch an: „Bitte zulangen, Matjes in Verzehrhöhe, dann öffnen Sie die Luke, absenken, dann rein damit ohne Pause.“ Als dies bei fast allen ohne größere Unfälle geschafft war, gab es prompt das erste Lob: „Der war gut, der Matjes“ und „Ganz lecker, mild und ganz zart.“ Schnaps und Bier spülten nach.
Der Nordbremer Peter Nielszarski steuerte schließlich noch einen Witz zur Aufklärung bei, warum der Matjes Matjes heißt: „Treffen sich zwei Heringe im Ärmelkanal, ein deutscher und ein englischer. Fragt der deutsche Hering: „Bist du matt?“ Sagt der englische: „Yes“.

Schon bewegte sich der Tross weiter in Richtung Vegesacker Innenstadt. Dort an der Ellipse war der Verkauf von Matjes durch Edeka Damerow bereits seit mehr als einer Stunde in vollem Gange. Die Spezialität ließ sich aber ebenso gleich vor Ort in einem großen Zelt verzehren, wovon viele Besucher Gebrauch machten.
An der Ellipse trat Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt zum Matjes-Diplom an. „Der Matjes an sich erwartet eine zügige Handhabung“, eröffnete Christine Renken auch hier das Vergnügen. So ganz flutschen wollte es dann aber weder bei ihr noch beim Ortsamtsleiter, ein bisschen mehr Einsatz war schon vonnöten. Am Ende bestanden aber beide das Diplom unter Beifall des Publikums.
Viel Aufmerksamkeit fanden nur einige Meter weiter die Vorführungen von zwei Darstellerinnen des Vegesacker Geschichtenhauses. Andrea Wolf war unter ihrem Spielernamen Stine Blendermann vor Ort und präsentierte, wie Fischernetze gefertigt werden. Sie sei zwar Netzstrickerin, so die 40-Jährige über ihre Rolle, mit Stricken habe das Ganze aber wenig zu tun, auch nicht mit Knüpfen. „Das ist etwas ganz Eigenes. Das ist schwer zu erklären. Am besten vorbeikommen und zuschauen“, empfahl Andrea Wolf. Von vielen Passanten war unterdessen zu hören, dass sie das Vegesacker Geschichtenhaus bereits mehrfach besucht hätten.
Vom Zuspruch der Gäste für den Vegesacker Matjestag zeigte sich Vegesack Marketing-Geschäftsführer Wolfgang Helms „äußerst zufrieden“. „Die Idee tragen wir schon seit längerem in uns. Jetzt haben wir die Partner gefunden, um das dieses Jahr das erste Mal zu realisieren. Wir setzen uns dann mit den Beteiligten Edeka Damerow, Feinkost Scharringhausen und dem Geschichtenhaus zusammen, ob wir das in den kommenden Jahren weitermachen. Stand jetzt: gerne wieder.“

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