Herr Rapp, wird es in diesem Jahr trotz der Pandemie ein Festival Maritim geben?
Fritz Rapp: Nein, leider nicht. Das ist jetzt das zweite Festival, das wir absagen. Da schmerzt mir das Herz schon sehr.
Was hat Sie konkret dazu bewogen, das Festival abzusagen?
Wie alle anderen Festival-Macher auch sind wir zunächst auf Sicht gefahren und haben weiter geplant. Nach wie vor ist die Situation aber noch nicht sicher. Ein Fest mit Maske, mit Abstand und einem Hygiene-Konzept - da finden wir uns einfach nicht wieder. Mit einem Festival Maritim würde ich mich in dieser Zeit auch nicht wohl fühlen. Ich habe das jetzt 20 Jahre anders erlebt. Außerdem ist die Vorbereitungszeit zu kurz. Schließlich arbeiten wir mit internationalen Künstlern zusammen. Unter den jetzigen Bedingungen mussten wir die Veranstaltung einfach absagen.
Die Organisatoren der Breminale etwa haben Konzepte erarbeitet, die auch in dieser Zeit funktionieren können. Warum ist das für Sie keine Option?
Das hätten wir uns auch vorstellen können und haben bis zuletzt mögliche Alternativkonzepte geplant, kalkuliert und abgewogen. Mit dieser Art Festival, so wie es dann in der Pandemie ausgerichtet werden müsste, fühle ich mich einfach nicht wohl. Ein Festival Maritim muss mit der nötigen Spielfreude einhergehen, dass man zusammen singen und tanzen kann. Das scheint uns so nicht gegeben und deshalb verzichten wir auch auf Ersatzkonzepte.
Im vergangenen Jahr fand das Festival Maritim im Internet statt. Planen Sie so etwas auch für dieses Jahr?
Wir wollten das Festival Maritim im vergangenen Jahr nicht komplett ausfallen lassen und haben deshalb mit den Gruppen, die wir bereits eingeladen hatten, ein virtuelles Festival organisiert. Aber das zieht Menschen nur begrenzt an. Dennoch werden wir auch in diesem Jahr nicht schweigsam sein. Derzeit schauen wir noch, in welcher Form wir kundtun können, dass das Festival trotz der Absage noch da ist und wir mit viel Eifer, Lust und Lebensfreude für das nächste Jahr planen.
Hat ein virtuelles Festival überhaupt einen Nutzen für den Stadtteil?
Ein gewisser Nutzen ist immer da. Wenn wir etwas machen, wollen wir den Standort positiv darstellen. Natürlich machen wir das Festival Maritim und damit auch den Stadtteil durch eine virtuelle Variante bekannter. Im vergangenen Jahr haben wir gute Klicks gehabt. Es ist immer gut, wenn man etwas Tolles darstellt. Auch, wenn es im Netz stattfindet.
Welche Auswirkungen hat es für die Vegesacker Wirtschaft, dass das Festival Maritim erneut nicht stattfinden kann?
Das ist für alle ein großer Verlust. Wir machen an einem Wochenende 170 Konzerte, haben über 30 Gruppen mit einer Zahl von über 300 musizierenden Menschen bei uns. Da wird natürlich auch etwas umgesetzt. Sowohl für den Einzelhandel als auch für die Gastronomie in Vegesack ist das ein herber Verlust, wenn so ein großes Festival nicht stattfinden kann. Zudem ist da der Werbeeffekt nach draußen, 'guckt her, in Vegesack ist was tolles los.' Die Vegesacker können feiern und etwas vorzeigen mit so einem großen Festival. Das fehlt jetzt natürlich auch.
Ein Verlust ist es aber auch für die Veranstaltungsbranche.
Das kommt natürlich noch dazu. Die Veranstaltungsbranche leidet, aber auch die ganzen Standbetreiber. Für die tut mir das unglaublich leid, insbesondere für unsere Standbetreiber, die uns über Jahre hinweg immer treu waren. Das ist auch wichtig, dass wir einen Stamm von Standbetreibern haben, die mit uns das Festival gestalten. Dadurch, dass nichts stattfindet, müssen die ein weiteres Jahr darben. Deshalb haben wir auch die Befürchtung, dass einige nicht überleben können.

Fritz Rapp.
Beginnen nun für Sie bereits die Planungen für das kommende Jahr?
Mein Spruch ist immer 'Nach dem Festival ist vor dem Festival.' Deshalb hatten wir für das vergangene Jahr bereits Gruppen eingeladen, mit denen wir immer noch in Kontakt stehen. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr, sofern es pandemiebedingt möglich und erlaubt ist, auf einen großen Teil dieser Gruppen zurückgreifen können. Es gibt eine große Festival-Familie, auf die wir zugreifen können. Wir haben eine ganze Menge von Gruppen, die immer und sehr, sehr gerne nach Vegesack kommen.
Wird das Festival Maritim im kommenden Jahr Teil des Hafengeburtstages sein?
Der Hafengeburtstag wird unter der Führung des Vegesack Marketing gestaltet. Das Festival Maritim und viele andere Veranstaltungen in Vegesack werden Teil des Hafengeburtstages sein. Das ist gerade das schöne dabei, dass wir einen Pool von vielen, vielen Festen an der Maritimen Meile haben und die in den Hafengeburtstag einbeziehen können. Damit kann das Jubiläum auch das ganze Jahr 2022 gefeiert werden. Wir bleiben trotzdem das Festival Maritim, aber wir haben natürlich mit dem Vegesacker Museumshaven auch ein Pfund, mit dem wir gerne werben. Das ist maritim und Teil unseres Bildes von Vegesack.
Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme.
Fritz Rapp
verantwortet das Festival Maritim von Beginn an. Zudem kümmert sich der gebürtige Pforzheimer beim Vegesack Marketing um das Tourismusmanagement. Derzeit ist er auch mit den Planungen für die Feierlichkeiten zum 400. Vegesacker Hafengeburtstag im kommenden Jahr betraut.