Der kleine autonom fahrende Roboter steht auf einem ausgerollten Spielfeld. Auf ihm sind Objekte in Form von Bäumen oder Balken aufgebaut, alle aus Legosteinen gemacht. Vom Startpunkt bis zum Ziel muss das Fahrzeug nicht nur Hindernisse überwinden, sondern zum Beispiel auch einen Stift aufheben und ein Stück weit transportieren. Für jede Aufgabe, die der Roboter löst, gibt es Punkte: zehn, wenn eine Barriere unbeschädigt bleibt, 20 Punkte, wenn er zum Beispiel einen kleinen blauen oder roten Kreis passiert. Am Ende muss das Fahrzeug, gleichfalls aus Legosteinen gebaut, den Zielbereich erreichen. Die Zeit wird gestoppt, und am Ende werden die Punkte zusammengezählt.
„Es war eine Überraschungsaufgabe, bei der wir unseren selbst gebauten Roboter blitzschnell umprogrammieren mussten“, sagt Johanna Hillmann vom Gymnasium Vegesack. Sie nahm mit ihren Klassenkameradinnen Laura Haßdenteufel und Janna Breteritz als Schülerin der achten Klasse an der „World Robot Olympiad“ in Hamburg teil, und die Dreiergruppe erhielt dabei einen Preis.
„In kurzer Zeit mussten wir auf dem Tablet im Programm zum Beispiel Längen und Richtungen verändern“, sagt sie, „dazu war es notwendig, andere Werte richtig einzugeben, und wir konnten dann nur hoffen, dass der Roboter die neuen Aufgaben auch schafft.“ Im Rahmen des Wahlpflichtbereichs am Gymnasium Vegesack hatte ihnen ihr Informatik-Lehrer Marc Grohnert vorgeschlagen, beim Wettbewerb mitzumachen, und die Aufgabe gestellt, einen Roboter aus Legosteinen höchst präzise zu programmieren.
Die Leistungen, die er vollbringt, sind erstaunlich: Auf vier Rädern bewegt sich das Fahrzeug geschickt in alle Richtungen, es kann mittels Farbsensoren zum Beispiel blaue von roten Hindernissen unterscheiden und mit einer Hebevorrichtung sogar kleine Gegenstände transportieren.
„Wir mussten uns natürlich erst mal in die Programmiersprache einarbeiten und auch den Umgang mit der Technik des Fahrzeugs lernen“, sagt Laura Haßdenteufel. Weil die drei Achtklässlerinnen mit den Informatikstunden in der Schule nicht auskamen, trafen sie sich auch privat, um sich die komplexe Arbeit untereinander aufzuteilen. „Als unser Roboter fuhr und den Parcours bewältigen sollte, zeigte sich jedoch, wie fehlersensibel er ist. Schon kleine Wellen in der Fahrbahn ließen ihn an seinen Aufgaben scheitern“, sagt Janna Breteritz, „es kam wirklich auf jeden Millimeter an.“
Aus Fehlern lernen
„Und es war eine sehr kniffelige Aufgabe, den Roboter immer wieder in verschiedene Richtungen fahren zu lassen. Dabei war es entscheidend, aus den vielen Fehlern, die man macht, immer wieder zu lernen und viele Varianten auszuprobieren“, sagt Laura Haßdenteufel.
„Roboter in weit größerem Format, die autonom fahren und zum Beispiel Pakete oder Waren aus Lagern an eine Zieladresse transportieren, werden heute bereits in großem Maßstab in der Industrie oder Logistikbranche eingesetzt“, sagt ihr Lehrer Marc Grohnert, „und junge Fachkräfte, die sich mit der Programmierung von Robotern auskennen, werden händeringend gesucht.“ Von daher hätten die drei Schülerinnen beste Berufsaussichten, wenn sie ihre erworbenen Informatik-Kenntnisse ausbauen und später in dieser Branche arbeiten würden. Doch alle drei sind eher noch unentschlossen, könnten sich allerdings durchaus vorstellen, diesen Weg einzuschlagen.
Der Schulverein hat die Kosten für den internationalen Wettbewerb gesponsert, an dem Kinder und Jugendliche von acht bis 19 Jahren teilnehmen können. Nach regionalen Wettbewerben in mehr als 40 deutschen Städten gibt es im Rahmen der „World Robot Olympiad“ ein Deutschland- und schließlich sogar ein Welt-Finale. Je nach Wettbewerbskategorie können Lego-Roboter, aber auch andere Robotertypen verwendet werden.