Das Gymnasium Vegesack trägt den Titel Mint-freundliche Schule (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und möchte seine Schülerinnen und Schüler deshalb für Fragestellungen dieser Disziplinen besonders begeistern. Das schaffen die Lehrerinnen und Lehrer unter anderem durch verschiedene Projekte, bei denen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Kooperationspartner ist.
Aktuell gibt es an der Nordbremer Schule gleich zwei solcher Projekte. Eines trägt den Titel Eden und simuliert, wie Pflanzen auf dem Mars angebaut werden könnten. "Außerdem untersuchen wir, wie Gewächshäuser auf fremden Planeten funktionieren könnten", sagt Biologie-Lehrer Marc Grohnert. Dafür benötigen die Jugendlichen drei verschiedene Boxen, in denen jeweils unterschiedliche Lichtfarben erzeugt werden können. "Die Schüler setzen Kresse an und überlegen, welche Lichtfarbe die beste für so ein Gewächshaus ist", erläutert er. Daraus ließe sich zum Beispiel ableiten, wie Pflanzen auf dem Mars angebaut werden könnten. Darüber hinaus gebe es Erkenntnisgewinne, wie der Anbau generell ressourcenschonend funktionieren könne.
Das Projekt ist Teil des Wahlpflichtkurses Luft- und Raumfahrt. "Der Kurs ist zweigeteilt", erzählt die Mathe- und Physiklehrerin Kathrin Horn. "Während sich der physikalische Teil auf die Klassen acht und neun erstreckt, haben wir in Klasse acht zusätzlich einen biologischen und in Klasse neun einen chemischen Teil." Im Rahmen des Physik-Kurses besuchen die Schülerinnen und Schüler auch den Bremer Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Dort besichtigen sie etwa die Labore oder untersuchen im sogenannten School Lab Gesteinsproben vom Mars.
Parallel zum Eden-Projekt nimmt das Gymnasium Vegesack an einer Stratosphärenballonmission teil. "Wir haben vom DLR ein Paket bekommen. Darin befinden sich sämtliche Bestandteile, die die Schüler zum Bau des Stratosphärenballons brauchen", sagt sie. Damit der Ballon auch starten kann, hat die Schule zusätzlich noch Helium besorgt.
Das Fluggerät wird eine Höhe zwischen 30.000 und 40.000 Metern erreichen und unter anderem Daphnien an Bord haben. "Das sind kleine Schalentiere, die gerne als Modellorganismus genutzt werden, um Lebensbedingungen abschätzen zu können", sagt Marc Grohnert. Im Vorfeld werden die Vitalzeichen der Krebstiere gemessen. In der Stratosphäre sind sie dann unter anderem der Atmosphäre und der Gravitation ausgesetzt. Nach der Rückkehr auf die Erde werden die gleichen Messungen noch einmal durchgeführt. "So können wir feststellen ob und wenn ja wie sie den Flug überlebt haben", erklärt der Biologie-Lehrer. Perspektivisch solle so geklärt werden, ob Daphnien als Fischfutter mit ins Weltall genommen werden können.
Die Forschungsergebnisse lassen aber auch Rückschlüsse für das Leben auf der Erde zu. Dabei ginge es zum Beispiel um die Frage, wie Fische ressourcenschonend mit Daphnien versorgt werden können. "Darüber hinaus gibt es aber auch ein grundsätzliches, wissenschaftliches Interesse", sagt Grohnert. Kathrin Horn nennt eine weitere Motivation: "Die Wissenschaft ist auf der Suche nach einem Planeten, auf dem Leben möglich ist. Und das steht im Fokus der Forschung in diesem Bereich."
Doch zunächst müssen Schüler und Lehrer den Stratosphärenballon, der etwa zwei Stunden in der Luft sein wird, wiederfinden. "Wir wollen den Ballon per GPS verfolgen", sagt sie. "Möglich ist das in einem Umkreis von 80 Kilometern." Sollte der Ballon weiter fliegen, dürfte das Signal für eine Ortung nicht stabil genug sein. "Das ist etwas, was im Wahlpflichtkurs Luft- und Raumfahrt häufiger passiert, dass Raketen abgeschossen und im Anschluss gesucht werden müssen", sagt Grohnert. "So ist Wissenschaft: Da kann es auch mal sein, dass etwas nicht klappt."
Eigentlich sollte die Mission längst stattgefunden haben. Doch wegen des Nato-Manövers musste der Termin verschoben werden. Läuft alles nach Plan, wird der Start Ende des Monats nachgeholt.
Sobald das Projekt abgeschlossen und die Daten ausgewertet sind, muss das Gymnasium Vegesack einen Projektbericht erarbeiten und den gemeinsam mit mehreren Videos an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt senden. Das wählt dann aus allen Einsendungen drei Schulen aus, die ihre Ergebnisse im Rahmen einer Veranstaltung am 18. September im Gasometer in Oberhausen präsentieren können.