Vegesack. Das Nordbremer Unternehmen M-Projekt will in der Villa Schröder mehrere Wohneinheiten schaffen. Zudem soll die Neorenaissance-Villa durch einen Neubau barrierefrei erschlossen werden. Allerdings wird dieses Gebäude nicht so aussehen, wie es ursprünglich gedacht war.
„Nach der ersten Präsentation im Beirat haben wir uns die Planung noch einmal angeschaut und vor Ort weitere Untersuchungen vorgenommen“, sagt Philipp Romeiser, Geschäftsführer von M-Projekt. Diese Untersuchungen stünden in Zusammenhang mit einem Baum, der sich auf einem Nachbargrundstück befindet. Die Eiche ist gut 170 Jahre alt und gilt als besonders schützenswert.
Der Eigentümer des Grundstückes äußerte im Februar gegenüber der NORDDEUTSCHEN die Sorge, dass der Baum durch den Neubau womöglich eingehen könnte. „Wir sind schlussendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das Gebäude um etwa 1,20 Meter verkleinern werden. Damit weichen wir dem Baum aus und sind wieder auf der gleichen Grenze, wie jetzt mit dem bestehenden Anbau“, so Romeiser. Damit würde sich an der Gebäudeflucht künftig nichts ändern, und auch die Baugrenze in Richtung Westen würde eingehalten werden. „Da der Baum sich mit seinem Wurzelwerk auf einen unterkellerten Anbau eingestellt hat, ändert sich auch für den Baum nichts“, sagt der Architekt.
Insgesamt verkleinere sich der Anbau durch die geänderte Planung um gut zehn Prozent. „Außerdem haben wir nach hinten raus zur Weser die Balkone um einen halben Meter eingekürzt, sodass der Neubau nicht ganz so weit in Richtung Süden herausragt“, erläutert Romeiser. Darüber hinaus hat M-Projekt die Steinauswahl noch einmal überarbeitet. „Es gab zwar noch keine örtliche Bemusterung, aber wir haben verschiedene Steine herausgesucht, die für uns in Betracht kämen“, sagt er. „Wir würden momentan einen helleren Grauton favorisieren. Gegebenenfalls käme auch ein Rotton in Betracht.“ Hierzu müssten nun Abstimmungen mit dem Landesdenkmalpfleger und der Senatsbaudirektorin stattfinden.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat den geänderten Planungen zugestimmt. „Dadurch, dass der Neubau einen ganzen Schritt hinter das Denkmal tritt und beide Gebäude von einer Glasfuge getrennt werden, können wir den Neubau als Lückenbebauung akzeptieren“, sagt Tim Schrader, zuständiger Denkmalpfleger für den Bremer Norden. Zu diesem Ergebnis käme die Behörde auch deshalb, weil die Firsthöhen eingehalten würden und der Neubau sich in seiner Gestaltung auf den Altbau beziehe.
„Wir stellen zunächst etwas unter Schutz und benennen dabei alles, was dazu gehört“, ergänzt Landeskonservator Georg Skalecki. „Das bedeutet aber nur, dass ein Genehmigungsvorbehalt vorliegt. Das heißt nicht, dass das in Erz gegossen ist und nichts geändert werden kann.“ Wenn Bedarfe entstehen, würde im Einzelfall mit den Eigentümern diskutiert werden, welche Veränderungen die Denkmalpflege gutheißen kann und welche nicht. Im Vordergrund würde dabei immer stehen, dass das Denkmal nicht geschädigt wird.
„Denkmalschutz bedeutet nicht, dass wir eine Käseglocke über etwas stülpen und überhaupt nichts mehr zulassen“, sagt Skalecki. Gewisse Anpassungen und Modernisierungen müssten auch bei Denkmälern möglich sein. „So haben wir auch bei der Villa Schröder entschieden, dass zum Beispiel ein Umbau in ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Wohnungen der einzig gangbare Weg ist, um das Objekt für die Zukunft zu retten“, so Skalecki.
Bei einem solchen Umbau sei die Barrierefreiheit ein zentrales Thema, die denkmalverträglich geschehen müsse. Aus diesem Grund seien ein gläserner Fahrstuhl oder eine Rampe keine Option für die Villa gewesen. „Deshalb haben wir den Anbau als Lösung gesehen“, sagt Georg Skalecki.
Gleichzeitig betont der Landeskonservator, dass der Anbau, der nun abgerissen werden soll, nicht von großer Bedeutung ist. „Der Anbau ist über die Jahre hinweg mehrfach verändert worden und damit wirklich nicht das Relevante an dem Bauwerk, sondern der Kernbau ist das Relevante“, sagt er. „Der Kernbau ist geschützt und wird bewahrt und erhalten mit diesem Projekt.“
Kritik an den Plänen gibt es unter anderem von Olaf Brandstaedter, der die Weserstraße als „Open-Air-Museum für Baukunst und Architektur“ bezeichnet. Diese Anmutung würde die Straße durch das Vorhaben verlieren, so der Bremer, der zu dem Bauprojekt eine Petition bei der Bürgerschaft eingereicht hat.
„Ich glaube, wir haben die bestmögliche Lösung zur Sanierung der Villa Schröder noch gar nicht gesehen, weil es bisher auch noch nicht das bestmögliche Verfahren gab“, sagt Brandstaedter. Seiner Meinung nach hätte es einen Planungswettbewerb sowie ein mehrstufiges Verfahren geben müssen, an dem auch die Öffentlichkeit beteiligt wird.
Der Vegesacker Beirat hat sich in dieser Woche dennoch mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen. Mit einer Gegenstimme wurde der Bauantrag durch das Gremium genehmigt.