Seit mehr als 30 Jahren wohnt Gerhard Lenz im Haus Buermeyer und ist damit direkter Nachbar der Villa Schröder. Dass sich dort nun etwas tut, begrüßt der Vegesacker. Dennoch zeigt er sich alles andere als zufrieden mit den vorgestellten Planungen für das denkmalgeschützte Gebäude.
Gegen einen Neubau auf dem Nachbargrundstück hat er grundsätzlich nichts einzuwenden. „Vor einem Jahr gab es einen Vorentwurf, bei dem der Neubau deutlich kleiner und vor allen Dingen nicht so schwarz war“, erzählt er. Der Neuentwurf sei nicht nur größer und dunkler, sondern überschreite zur Weser hin auch die Baugrenze und käme näher an sein Grundstück heran. Mit dem vorherigen Entwurf, der lediglich zwei Etagen vorgesehen hätte, sei er einverstanden gewesen. „Selbst mit einem dritten Geschoss könnte ich noch leben.“ Dem aktuellen Entwurf könne er aber nicht zustimmen. „Der jetzige Kasten ist so ein riesiges und erdrückendes Ding. Die schwarze Farbe wirkt sich zudem negativ auf die Hauptvilla aus. Das ist nicht einzusehen“, findet Lenz.
Für die Neuentwicklung der Villa Schröder zeichnet sich M-Projekt verantwortlich, dessen Geschäftsführer Olaf Mosel zu Beginn dieser Woche in unserer Zeitung zu dem Projekt Stellung nahm. Er verwies darauf, dass die Architektur Ergebnis eines mehrstufigen Gestaltungsgremiums unter Beteiligung des Landesamts für Denkmalpflege, der Senatsbaudirektorin, des Bauamts Bremen-Nord und eines externen Architektur-Sachverständigen sei. „Man darf in Bezug auf die Architektur des geplanten Neubauteils der Villa Schröder ja durchaus anderer Auffassung sein, sollte aber nicht den persönlichen Geschmack als die ultimative Wahrheit voraussetzen“, so Mosel.
Gerhard Lenz stört sich aber nicht nur an der Architektur. Er sorgt sich auch um eine 170 Jahre alte Eiche, die sich auf seinem Grundstück befindet und deren Äste auf das Anwesen zu seiner Linken ragen. „Der Baum wurde als besonders schützenswert eingestuft und soll nun mittels eines Kronenschnittes erheblich reduziert werden. Dagegen wende ich mich“, sagt der Professor der Medizin, der den Baum im vergangenen Jahr begutachten ließ. Den Rückschnitt wolle M-Projekt noch in diesem Monat durchführen lassen, habe er von Olaf Mosel erfahren.
Hinzu käme, dass das Wurzelwerk den Radius der Krone um 1,50 Meter überschreitet. „Das heißt, durch den geplanten Anbau wird das Wurzelwerk erheblich beschädigt. Es ist sogar denkbar, dass die Eiche letztlich eingeht“, befürchtet er.
Gutachten soll Istzustand festhalten
Sorge bereitet ihm auch die geplante Tiefgarage, die sich nach Angaben von M-Projekt unterhalb des vorhandenen Gartenrasenniveaus befinden soll. „Der Hang hat sowieso Bewegung. Durch die Arbeiten befürchte ich, dass mein Haus beschädigt werden könnte“, erzählt er. Gleiches gilt für das Bauvorhaben insgesamt. Deshalb will er ein Gutachten einholen, um den Istzustand seines denkmalgeschützten Hauses feststellen zu lassen, sollte der Bauträger nicht dazu verpflichtet werden. „Ich muss mich irgendwie schützen. Sonst habe ich keine Möglichkeit, etwaige Schäden zu beweisen“, so Lenz.
Neben möglichen Schäden an seinem Haus rechnet er auch damit, dass die Lebensqualität seiner Familie leiden wird. „Im Gegensatz zu dem jetzigen Anbau wird der Neubau noch mal höher. Dadurch sind wir auf unserer Terrasse nicht mehr so geschützt“, erzählt er. „Die Wohnungen im Neubau bekommen alle relativ großzügige Terrassen, die zu unserem Grundstück gerichtet sind. Insofern sind wir schon beeinträchtigt.“
Ende Januar hat er sich schriftlich an das Bauamt, an den Landesdenkmalpfleger, an das Ortsamt sowie den Beirat gewandt, um auf seine Bedenken aufmerksam zu machen. „Ich habe die Hoffnung, dass man über das Vorhaben noch mal sprechen kann, damit zumindest die Bedenken und die Sorgen der Anwohner berücksichtigt werden“, sagt er. Bisher sei diesbezüglich nichts passiert. „Es ist niemand befragt worden. Es ist alles mehr oder weniger vertraulich abgelaufen.“
Grundsätzlich würde er es begrüßen, dass die Villa Schröder wieder mit Leben gefüllt werden soll. „Ich bin ganz froh, dass hier endlich was passiert. Die Villa selbst steht seit 15 Jahren leer und ist im Umfeld auch nicht sehr gepflegt“, sagt Lenz. „Insofern habe ich ein lachendes Auge, weil endlich etwas passiert, aber auch ein weinendes, wegen des massiven Anbaus.“
Insgesamt bezeichnet der Orthopäde das Bauvorhaben als bedenklich. „Der Denkmalschutz wird umgangen, die Baugrenze wird umgangen und letztlich der Naturschutz auch“, sagt Gerhard Lenz. „Und das alles mit Genehmigung der Politiker in Vegesack.“