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Ministerbesuch in Vegesack Pistorius sieht militärischen Schiffbau als Schlüsseltechnologie

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) besucht NVL in Bremen-Vegesack. Dort betont er die Wichtigkeit des militärischen Schiffbaus für die Sicherheit Deutschlands und Bremens Rolle dabei.
24.01.2025, 17:39 Uhr
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Pistorius sieht militärischen Schiffbau als Schlüsseltechnologie
Von Björn Josten

Freitagnachmittag in Vegesack. Es nieselt. Rund um den Hafen ist wenig los. Lediglich zwei blau-weiße Mannschaftswagen der Polizei vor dem Lürssen-Firmenparkplatz verändern das alltägliche Bild. Später rauschen einige schwarze Limousinen auf den Parkplatz. Wuseliger geht es innen zu: In der Lürssen-Zentrale warten einige Kamerateams verschiedener TV-Sender, Fotografen und Reporter in einem Mehrzweckraum und bringen sich in Stellung. Draußen präsentiert sich die Hafeneinfahrt, das Hafenhaus und der Graue Esel in winterlicher Tristesse grau in grau.

Und um graues geht es auch im Inneren des Gebäudes. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) war zu Gast bei Naval Vessels Lürssen (NVL), dem grauen Segment – also der Verteidigung – der Lürssen-Gruppe. Im Beisein von Gesellschafter Friedrich Lürßen, NVL-Geschäftsführer Tim Wagner und Bürgermeister Andreas Bovenschulte lobte der Minister das Unternehmen in höchsten Tönen. NVL stehe für eine deutsche Schlüsseltechnologie; das Portfolio sei beeindruckend. Bei den Gesprächen mit Geschäftsführung und Belegschaft habe er Profis mit Leidenschaft kennengelernt. Wagner und Lürßen lauschten den warmen Worten mit stoischer Mine. Bremen sei generell ein extrem wichtiger Standort im Schiffbau und damit auch für die Bundeswehr, führte der Minister aus Berlin weiter aus. Worte die Bovenschulte gerne hörte. Er nahm den Faden auf und sparte seinerseits nicht mit warmen Worten. Bremen sei ein Zentrum der maritimen Wirtschaft und NVL eine Perle der Branche. Es sei sein Ziel, dass sich diese Entwicklung fortsetze. Das sei wichtig für Arbeits- und Ausbildungsplätze. Daher hoffe er, dass die Standorte Bremen und Bremen-Nord weiterhin eine wichtige Rolle spielten.

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Nach den Worten des Bundesministers handele es sich beim militärischen Schiffbau nicht nur um eine Schlüsseltechnologie, sondern auch um einen Bereich, der in näherer Zukunft weiterhin wichtig bleibe. "Wir müssen wachsen und abschreckungswirksam sein", stellte Pistorius klar. Schließlich gehe es darum, die kritische Infrastruktur zu schützen und Seeverbindungswege in Nord- und Ostsee offen zu halten. Zwar könne Deutschland mit seinen europäischen Partnern bei der Rüstung nicht autark werden, müsse aber unabhängiger werden.

Die Notwendigkeit sieht der Verteidigungsminister schon vor der eigenen Haustüre. In der Ostsee gebe es viele Provokationen, seien Schiffe dort, wo sie nicht sein dürften. Und auch in der Nordsee sei eine erhöhte Präsenz festgestellt worden. Die eigene Sicherheit denkt Pistorius langfristig. Er gehe davon aus, dass Russland, das auf Kriegswirtschaft umgestellt habe, in vier bis sechs Jahren die militärische Produktion abgeschlossen habe. Spätestens dann steige das Bedrohungspotenzial von dieser Seite weiter.

Viel schneller kann es mit der eigenen Aufrüstung auch nicht gehen. Zu lang seien dazu die Produktionszyklen von Panzern und Schiffen. Je nach Einzelprojekt müsse mit sechs bis acht Jahren gerechnet werden. "Daher spreche ich von Security Next Generation", sagt Pistorius. Also von der Sicherheit für die nächste Generation. Für die plant auch NVL. Unter dem Projektnamen NTV 130 hat das Unternehmen auf Eigeninitiative ein Drohnenmutterschiff entwickelt, dass künftig die Nachfolge der in die Jahre gekommenen Tenderschiffen der Bundesmarine antreten könnte. Das hofft jedenfalls NVL-Geschäftsführer Tim Wagner. Zurückhaltend zeigte sich diesbezüglich Pistorius. Er lobte das Projekt allerdings als "sehr interessant und zukunftsweisend".

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