Kinder gehen mit Neugier durchs Leben. Sie wollen entdecken – auch den eigenen Körper. "Diese Entwicklung fängt schon im Kleinkindalter an", sagt Maren Kick, die zusammen mit Elma Blank und Ingrid Budde-Weber das Leitungsteam der Pro-Familia-Beratungsstelle in Bremen-Nord bildet. "Damit Kinder selbstbewusst und selbstständig werden", fügt sie hinzu, "ist es elementar, dass sie Sinneserfahrungen machen." Weil Kinder, wenn sie ihre Sinne schärfen, für sich herausfinden können, was sie mögen und was sie nicht mögen. Damit gehe einher, erklärt die Diplom-Sozialpädagogin und Sexualpädagogin, dass Kinder ein Gefühl für ein Ja oder ein Nein entwickeln.
Diese Phase beginne etwa ab dem zweiten Lebensjahr – und stellt Eltern womöglich vor Fragen. "Viele Eltern sind unsicher, wenn Kinder sich selbst anfassen, Doktorspiele spielen oder sich in Höhlen verstecken", schildert Maren Kick. "Sobald die Arme lang genug sind, fassen sich Kinder selbst an." Sie würde Müttern und Vätern gern vermitteln, "einen sicheren Umgang damit zu lernen, weil sie nicht mit der Entdeckungsfreude und der Spontanität der Kinder rechnen". Deshalb lädt Maren Kick für Donnerstag, 12. Juni, zu einem Informationsabend für Eltern in die Pro-Familia-Beratungsstelle, Meinert-Löffler-Straße 6a, ein. Die Veranstaltung unter dem Titel "Körper, Liebe, Doktorspiele – die psychosexuelle Entwicklung verstehen und begleiten" beginnt um 19 Uhr. Eine Anmeldung unter der Telefonnummer 04 21 / 65 43 33 und unter der E-Mail-Adresse bremen-nord@profamilia.de ist bis spätestens 11. Juni erforderlich. Die Teilnahme kostet zehn Euro. Ende 2023 ist die Beratungsstelle, nachdem sie 28 Jahre an der Weserstraße zu Hause war, in den Neubau am Aumunder Bahnhof umgezogen, wo sie hell und freundlich gestaltete sowie barrierefreie Räume nutzen kann. Erst kürzlich wurde dort das 30-jährige Bestehen der Nordbremer Pro-Familia-Beratungsstelle gefeiert.
Immer noch ein Tabu
Die kindliche Sexualität sei für viele Erwachsene immer noch ein Tabu, sagt Maren Kick. Aber "eine liebevolle und verantwortungsbewusste Begleitung bei der körperlichen Entwicklung und der Körperwahrnehmung" sei ein wichtiger Nährboden für Kinder auf ihrem Weg zu einem selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Es sei wichtig, dass Erwachsene respektvoll und verantwortlich mit der Entdeckungsfreude der Kinder umgehen. Eltern seien da genauso gefragt wie Erzieherinnen und Erzieher in Kitas, die ein sexualpädagogisches Konzept erstellen müssen. Das fordere die Bundesregierung im Zuge des Schutzkonzepts. Für die Kita-Mitarbeiter sei dies ebenso eine Orientierungshilfe auf dem Weg der psychosexuellen Entwicklung eines Kindes. Kitas würden dafür aber auch angefeindet, weiß Maren Kick und stellt klar: "Es geht nicht um Sexualität, wie Erwachsene sie sich vorstellen." Deren Gedanken zu dem Thema und die Gedanken der Kinder seien völlig verschieden.
Während Erwachsenen der Geschlechtsverkehr in den Sinn komme, gehe es Kindern um das spielerische Entdecken, ums Wohlfühlen. "Wenn man ihnen dann sagt: ,Das darfst du nicht', kommen Kinder in Zwiespalt mit den eigenen Gefühlen", erläutert Maren Kick. "Sie finden das, was sie spüren, ja schön." Verbote könnten dazu führen, dass Kinder keine Selbstwahrnehmung entwickeln. Gleichwohl könnten Dreijährige aber lernen, Regeln einzuhalten. Zum Beispiel, wenn Eltern nicht wollen, dass sie beim Kaffeebesuch oder in der Öffentlichkeit ihr Geschlecht anfassen. Dann könnten Eltern sagen: "Das ist in Ordnung, aber das kannst du in deinem Zimmer machen." Kinder lernen auf diese Weise auch, zwischen öffentlich und privat zu unterscheiden. Jungen werde übrigens eher zugestanden, sich an den Penis zu fassen, während es Mädchen verboten wird, sich zu berühren. "Aber Mädchen müssen sich nicht schämen", sagt die Referentin. "Nicht für ihren Körper und nicht für ihre Gefühle."
Alles, was einem Kind das Gefühl von Vertrauen, Geborgenheit und Verlässlichkeit gebe, fördere seine gesamte Entwicklung. "Es können dennoch viele Unsicherheiten und Fragen auftauchen, denen wir an diesem Abend nachgehen wollen." Das kann die Frage danach sein, wie sich Sexualität bei Kindern äußert oder was Kinder in welchem Alter wissen sollen. Manche Eltern würden sich auch fragen: "Was darf ich erlauben? Was muss ich verbieten?" Es gehe darum, Kinder stark zu machen und vor Übergriffen zu schützen. Dass sie lernen, ihrem Gefühl zu vertrauen und verinnerlichen, dass es ein Ja und ein Nein gibt. Und: Dass sie dieses Nein auch sagen dürfen.