Adventszeit, Kerzenzeit. Wenn es nachmittags schon Abend wird und feucht-kaltes Schmuddelwetter nicht nach draußen lockt, macht man es sich zu Hause gern gemütlich. Aufs Sofa, Füße hoch und Buch vor die Nase. Und das selbstverständlich nicht ohne Kerzenschein. Der gehört dazu. Was gleich eine Frage aufwirft: echte Flamme oder Leuchtdiode, kurz LED? Natürliche Kerzen aus Wachs sind für viele ein unbedingtes Muss, wenn es um Gemütlichkeit und stimmungsvolle Atmosphäre geht. Doch auch LED-Kerzen sind mehr und mehr im Kommen.
Dahinter steckt der Wunsch nach Sicherheit. In manchen Vegesacker Geschäften gehen die flammenlosen Kerzen stärker über den Ladentisch als die mit Wachs und Docht. Bei Ernsting's Family zum Beispiel stehen beide Varianten im Regal. Aber stärker nachgefragt seien die künstlichen Kerzen, berichtet eine Mitarbeiterin. "Auf die muss man nicht achten", würden die Kunden sagen. Außerdem hätten sich die künstlichen Kerzen gegenüber früheren Modellen auch weiterentwickelt. "Viele haben schon einen eingebauten Timer", weiß die Verkäuferin.
Zahlen sprechen für sich
Das Thema Sicherheit spielt nicht ohne Grund eine Rolle beim Kerzenkauf. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verzeichnet in den dunklen Monaten des Jahres einen sprunghaften Anstieg der Wohnungsbrände. Passieren kann das, wenn Wachskerzen bis zum Schaft herunterbrennen und dann womöglich noch auf trockenes Tannengrün stoßen. Die Zahlen, die der GDV für das Jahr 2022 erfasst hat, zeigen dies deutlich: Gegenüber dem Frühjahr und Herbst gab es allein in der Adventszeit 6000 zusätzliche Wohnungsbrände. Gemessen an den Zahlen der Vorjahre zeigt die Bilanz aber auch einen Lichtblick. In den Vorjahren habe es wesentlich mehr zusätzliche Wohnungsbrände rund um Weihnachten gegeben – 2021 waren es 7000, 2018 sogar 10.000 Brände.
Neben älteren Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, sollten auch Haushalte, in denen kleine Kinder oder Tiere leben, eher zu "geprüfter elektronischer Ware" greifen, rät der Deutsche Feuerwehrverband. Wer lässt schon gern Kinder, Hunde oder Katzen unbeobachtet mit einer brennenden Kerze im Zimmer zurück, wenn er oder sie nur mal kurz den Raum verlassen muss. Wachskerzen-Fans kennen das Flamme-aus-Flamme-an-Spiel, das in dem Fall notwendig ist.
Wen das zu sehr nervt, mag sich irgendwann für LED-Kerzen entscheiden. Zumal diese es optisch inzwischen mit echten Kerzen aufnehmen können. Das Flackern ihrer "Flammen" wirkt täuschend echt. Und auch der Stromverbrauch ist gering. Oft seien Hunderte Stunden Leuchtdauer möglich. Die Nachfrage nach LED-Kerzen stieg in den vergangenen Jahren auch im Verkauf der Rossmann-Drogeriemärkte, berichtet Josef Lange aus der Unternehmenskommunikation der Handelskette. "Besonders zur Adventszeit, in der wir auch eine erhöhte Nachfrage bei unseren klassischen Kerzen beobachten."
Nachfrage variiert
Dennis Rösch, stellvertretender Filialleiter im Rönnebecker Sonderpreis-Baumarkt, hat eine Zahl parat, die das bestätigt. 80 Prozent der dort verkauften Kerzen seien LED-Produkte. Bei Tchibo in der Gerhard-Rohlfs-Straße in Vegesack haben sie den gleichen Eindruck. Die Nachfrage nach LED-Kerzen sei seit ein paar Jahren sehr groß, wissen die Mitabeiterinnen. Rosa Bro, Mitarbeiterin bei Tedi in der Markthalle, berichtet, dass vor allem ältere Kunden nach flammenlosen Lichtern fragen. Aber reine LED-Kerzen-Hochburg ist Vegesack deswegen nicht.
Viele lieben den echten Kerzenschein. Ihre Kunden greifen "nach wie vor zu den klassischen durchgefärbten Stumpenkerzen", sagt Michaela Weichelt. In ihrem Laden "Ideen mit Blumen" gehören zwar auch LED-Kerzen zum Sortiment, doch eine verstärkte Nachfrage nach ihnen bemerkt sie nicht. Die Weihnachtsgestecke und Adventskränze, die Michaela Weichelt in ihrem Laden anbietet, sind dementsprechend mit natürlichen Kerzen bestückt. Gern gekauft würden neuerdings auch solche mit dicken Stabkerzen.
Eine Trend-Umkehr hat Birgit Krüger, Mitarbeiterin im Schreibwarenladen A. Six, bemerkt. Habe es in den zurückliegenden Jahren eine spürbare Nachfrage nach künstlichen Kerzen gegeben, würden die Kunden in diesem Jahr vermehrt zu den echten Kerzen greifen, die im Schreibwarenladen in den kräftigen Farben Rot und Grün sowie in dezenten Weiß- und Naturtönen im Regal stehen. "Wachskerzen sind nach wie vor sehr stark nachgefragt", sagt Birgit Krüger. So ist auch die Einschätzung beim Buchladen Thalia, der ebenso beide Kerzen-Varianten anbietet. Die echten mit Wachs und Docht seien für die Kunden aber die Nummer eins.