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Beirat berät Ärger über Zustellung in Vegesack: Warten auf die Post

Die Postzustellung in Vegesack sorgt für Unmut. Der Beirat hat sich nun mit den Beschwerden beschäftigt. Was die Fraktionen kritisieren und wie die Post die Lage sieht, ein Überblick.
20.02.2024, 18:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Ärger über Zustellung in Vegesack: Warten auf die Post
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Immer wieder gibt es Beschwerden über die Postzustellung in Vegesack. Aus diesem Grund hat sich der Beirat am Montagabend mit dem Thema befasst. Was die Fraktionen zu bemängeln haben und wie die Post die Lage sieht, ein Überblick.

Was Beiratsmitglieder beobachtet haben

"Seit etwa eineinhalb Jahren kommt die Post bei mir häufig mit drei Tagen Verzögerung an", sagte Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks). "Das Gleiche höre ich auch aus meinem Umfeld." Ein Standardbrief aus Fähr-Lobbendorf brauche drei Tage, ehe er in Vegesack ankommt, schilderte er. Dass eine Sendung innerhalb Bremens am Folgetag zugestellt werde, sei die Ausnahme. Schiphorst habe es auch schon erlebt, dass er ein bis zwei Wochen gar keine Post bekommt – und dann 20 Briefe auf einmal. Ähnliches konnte auch Ines Schwarz (CDU) berichten. "Ich arbeite in einer Apotheke in Bremen-Nord und wir bekommen einmal in der Woche Post – gebündelt von allen Ärzten", sagte sie. "Das wäre schon ein Zufall, wenn alle am selben Tag ihre Briefe losschicken würden." Über das Jahr verteilt kämen zwischen 30 und 40 Sendungen gar nicht an, schätzte die Christdemokratin.

Thomas Pörschke (Grüne) ist seit vielen Jahren Abonnent eines Nachrichtenmagazins, das er jedoch selten am Erscheinungstag in seinem privaten Postfach hat. "Die Zeitschrift kommt am Sonnabend heraus, ich bekomme sie in der Regel aber erst am Dienstag oder am Mittwoch", erzählte er.

Was die Post dazu sagt

Nach den Worten von Stephan Siekmann befindet sich der Zustellstützpunkt für den Bremer Norden in der Vegesacker Heerstraße. "Von dort aus werden 43 Zustellbezirke versorgt, hinter denen 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen", sagte der regionale Politikbeauftragte der Deutschen Post. "Damit ist der Standort ein starker Standort." Das mache sich insbesondere bei Personalengpässen bemerkbar. Denn die sind in der Regel der Grund dafür, wenn ein Brief, der mit 85 Cent frankiert wurde, länger als zwei Tage unterwegs ist. "Wenn wir einen hohen Krankenstand haben, kann es bis zu einer Woche dauern, ehe eine Sendung zugestellt wird", sagte er. "Das kommt in Vegesack aber relativ selten vor." Das liege vor allem daran, dass Schichten umverteilt werden können. "Dadurch fällt es dem Kunden nicht auf, dass wir Krankheitsfälle haben", schilderte Siekmann.

Deutlich mehr Zeit dürfe vergehen, ehe sogenannte Werbebriefe ankommen müssen. Hier seien bis zu vier Tage völlig im Rahmen. Dafür zahle der Absender auch weniger Porto. "Das hat in letzter Zeit die Auswirkung, dass Sie Post gebündelt bekommen. Wir sammeln tatsächlich im Rahmen dieser Laufzeitvorgaben und stellen die Sendungen dann gebündelt zu", so der Unternehmensvertreter. Trotzdem würde die Post von Montag bis Sonnabend täglich Briefe zustellen.

Dass Sendungen gesammelt werden, so wie von Ingo Schiphorst und Ines Schwarz beschrieben, käme nicht vor. "Diesen Fall gibt es nicht", sagte Siekmann. "Das würde gar keinen Sinn machen." Die Post prüfe tagtäglich, ob die eigenen Laufzeitvorgaben auch eingehalten werden. Er bot an, einzelne Vorfälle zu prüfen.

Das Ortsamt hatte auch einen Vertreter der Bundesnetzagentur eingeladen. Doch die habe laut Verwaltungschef Gunnar Sgolik keinen Vertreter zu der Sitzung entsandt.

Warum sich Zustellbezirke im Bremer Norden ändern werden

Die Post wird im kommenden Jahr einen neuen Zustellstützpunkt für den Bremer Norden eröffnen. Der wird sich Siekmann zufolge am Steindamm, in der Nähe des Bahnhofes Burg, befinden und den alten in Vegesack ablösen. "Der Stützpunkt wird neu gebaut und nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet", sagte er. "Auf dem Dach werden Solarzellen installiert. Außerdem setzen wir dort auf Elektromobilität." Verbrenner werde die Post im Bremer Norden damit nicht mehr einsetzen.

Der Umzug von Vegesack nach Burglesum habe zur Folge, dass Zustellwege völlig neu geordnet werden müssten. Wie die im Detail aussehen werden, stehe allerdings noch nicht fest. Sicher sei dagegen schon, dass künftig auch die Gemeinde Ritterhude vom Nordbremer Zustellstützpunkt aus versorgt wird.

Welche Kritikpunkte es sonst noch gibt

Norbert Arnold (SPD) monierte die Post-Shops im Stadtteil. "Es gibt Agenturen, bei denen ich mir Gedanken mache, ob mein Paket jemals ankommt", sagte er. "Da geht es teilweise ziemlich drunter und drüber." Aus seiner Sicht habe die Privatisierung der Post deutliche Nachteile. Siekmann bestätigte, dass sich einiges geändert habe – aber nicht zum Nachteil der Kunden. "Dadurch, dass wir uns im Filialnetz mit Partnern aus dem Einzelhandel zusammengetan haben, haben wir eine deutlich intensivere Bindung in die Fläche", sagte er. "Außerdem leisten wir einen Beitrag zum Erhalt von kleinen Läden." Hinzu käme, dass die Öffnungszeiten der Shops deutlich kundenfreundlicher seien als die der Postämter früher.

Wer Pakete verschicken beziehungsweise abholen möchte, könne zudem auch die Packstationen nutzen. Siekmann zufolge gibt es davon sechs Stück im Stadtteil. Ingo Schiphorst kritisierte allerdings, dass sich keine davon im Ortsteil Vegesack befindet. Deshalb schlug er vor, eine im Bereich des Bürgerhauses zu installieren. Diese Idee nahm der Unternehmensvertreter auf. Ein weiterer Kritikpunkt war die Leerung der Briefkästen. "Ich habe zweimal beobachtet, dass der Briefkasten am Bahnhof Vegesack eine Stunde vor der angezeigten Zeit geleert wurde", schilderte ein Vegesacker. "Als ich den Herren darauf ansprach, antwortete er mir, dass er die Tour sonst nicht schafft."

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