Wo jetzt noch Pakete abgeholt und Briefe aufgegeben werden, sollen in Zukunft Menschen wohnen und einkaufen. Das Projekt, das den Namen "Schönebecker Tor" trägt, wird damit den Poststandort an der Vegesacker Heerstraße langfristig ersetzen.
"Die Planung fußt auf dem Zentren- und Einzelhandelskonzept, das Bremen sich vor über einem Jahr gegeben hat", informierte René Kotte. Der Referatsleiter für Stadtplanung im Bauamt Bremen-Nord stellte das Projekt jetzt im Vegesacker Beirat vor. Mit dem Bauvorhaben gebe es erstmals einen Supermarkt in einem Bereich, der bisher als unterversorgt gilt. Auf dem Gelände sei aber nicht nur Einzelhandel geplant. Wegen des angespannten Wohnungsmarktes in der Stadt wären auch 80 Wohnungen vorgesehen, die in den oberen Etagen realisiert würden.
Bereits im November vergangenen Jahres hat sich die Baudeputation mit dem Projekt befasst. Dass es erst jetzt im Vegesacker Beirat vorgestellt wird, liegt nach den Worten von René Kotte an den Treffen des Gestaltungsgremiums, das bei der Senatsbaudirektorin einberufen wurde. Die Mitglieder hätten bisher zweimal getagt, einmal im vergangenen Jahr und einmal in diesem. Das Ergebnis dieser Zusammenkünfte sei der nun vorliegende Entwurf.
"Das Grundstück hat eine besondere Lage, weil es den Eingang zum Vegesacker Zentrum bildet", ergänzte Anne Wiedau vom Bauamt Bremen-Nord. Allerdings sei das Areal von drei Verkehrswegen geprägt: der Vegesacker Heerstraße, den Bahngleisen sowie der Autobahn 270. Letztere führt jedoch dazu, dass nicht das gesamte Grundstück bebaut werden darf. "Wegen der Nähe zur Autobahn gibt es eine Anbauverbotszone, die fast 40 Prozent des Areals ausmacht", so Wiedau. "Deshalb sind die Möglichkeiten, dort ein Gebäude zu realisieren, begrenzt."
Dieser Umstand führt dazu, dass die Planer bei diesem Projekt anders vorgehen müssen, als bei anderen Supermarktneubauten. "Es wird sich allerdings nicht vermeiden lassen, dass wir etwas in die Anbauverbotszone hereinragen", sagte Jens Böttcher vom Büro "Siemer Kramer Architekten Ingenieure" aus Hamburg. Zu diesem Thema führe das Büro im Moment noch Gespräche.
Eine weitere Herausforderung bei der Planung sind die zu erwartenden Schalleinflüsse von der Autobahn. "Deshalb kann der nördliche Baukörper nur mit einem Laubengang funktionieren", so Böttcher. Der Innenhof, der durch die beiden Gebäude entstehen soll, werde durch eine Schallschutzwand abgeschlossen. "Der Hofbereich wird intensiv begrünt sein und den Bewohnern offenstehen", sagte er.
Während die Anwohner ihre Autos in der Tiefgarage parken können, sollen die Kunden des Supermarktes die Stellfläche vor dem Geschäft nutzen. "Wir haben die Anzahl der Parkplätze im Gegensatz zu dem, was das Stellplatzortsgesetz fordert, deutlich reduziert", erklärte der Planer. Dadurch könne ein Großteil des Baumbestandes erhalten werden. Aktuell seien 67 Stellplätze vorgesehen und damit rund 30 weniger, als es die Verordnung eigentlich vorschreibe. Allerdings sei davon auszugehen, dass viele Kunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. "Deshalb wird es im vorderen Bereich großzügige Fahrradabstellflächen geben", berichtete Böttcher dem Beirat.
Ob auf dem Gelände ein Supermarkt oder ein Discounter realisiert wird, steht noch nicht fest. "Sollte ein sogenannter Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe geplant werden, stünde eine maximale Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern zur Verfügung", sagte Luis Gomes Martinho vom Büro Architektur und Stadtplanung aus Hamburg. Hinzu kämen 50 Quadratmeter für einen Bäcker sowie weitere 50 Quadratmeter für Postdienstleistungen. "Für einen Discounter wie Aldi oder Lidl stünden maximal 1000 Quadratmeter sowie Flächen für eine Bäckerei und einen Postshop zur Verfügung", so Gomes Martinho. "Durch die Größenvorgabe soll verhindert werden, dass sich die Einzelhandelsfläche negativ auf das Stadtteilzentrum auswirkt."
Nach den Worten von René Kotte wird in jedem Fall mit einer Fläche von 1500 Quadratmetern geplant. Sollte ein Discounter in den Komplex einziehen, würden 500 Quadratmeter anderweitig genutzt werden.
Vor dem Einzelhandel sei ein Platz samt Arkade vorgesehen. "Durch den Backshop kann es auch eine Außengastronomie geben", sagte Jens Böttcher. Außerdem seien grüne Inseln auf dem Platz geplant, die zur Entsiegelung des Areals beitragen und gleichzeitig Versickerungswasser aufnehmen könnten.
Oberhalb des Einzelhandels sind zwei unterschiedliche Wohnformen vorgesehen: Neben normalen Wohnungen wird es ein "Wohnen mit Konzept" geben. "Das sind Wohnungen zwischen 50 und 60 Quadratmeter, die vorzugsweise an ältere Menschen verkauft oder vermietet werden", informierte Böttcher. "Diese Bewohner haben die Möglichkeit, in einem Bereich des Hauses in Gemeinschaft zu leben." Dafür werde über eine Hilfsorganisation wie etwa das Deutsche Rote Kreuz eine Hausdame angestellt, die verschiedene Aktivitäten für die Bewohner anbietet. "Sämtliche Angebote sind freiwillig", sagte er. "Darüber hinaus können weitere Dienste bei Bedarf dazu gebucht werden."