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Kita Vegesacker Spatzen Kindertoiletten im Tresorraum

Seit acht Wochen sind Handwerker dabei, aus der ehemaligen Filiale der Deutschen Bank am Sedanplatz eine Kita zu machen. Wie die Arbeiten laufen.
04.10.2022, 17:17 Uhr
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Kindertoiletten im Tresorraum
Von Aljoscha-Marcello Dohme

"Conni kommt in den Kindergarten". Dieses Buch fällt sofort ins Auge. Dass an der Stelle, wo nun ein Regal mit diesem und anderen Titel steht, vor ein paar Monaten noch Geldautomaten aufgestellt waren, ist kaum vorstellbar. Doch in den vergangenen acht Wochen waren verschiedene Gewerke damit beschäftigt, aus der ehemaligen Filiale der Deutschen Bank am Sedanplatz einen Kindergarten zu machen. Inzwischen sind die Arbeiten fast abgeschlossen.

Bei einem Rundgang durch die Kita Vegesacker Spatzen, wie die Einrichtung heißen wird, blickt Yvonne Riegel auf die Wände. "Ein Kindergarten soll von den Kindern gestaltet werden. Deshalb halten wir uns mit den Grundfarben sehr zurück", sagt die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft Hansea Sana aus Blumenthal. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas Riegel ist sie aktuell für den Umbau der Immobilie zuständig und später als Träger für die Einrichtung. "Es ist ganz wichtig, dass man später die Arbeiten der Kinder sieht und nicht das, was sich ein Architekt ausgedacht hat", sagt sie. Deshalb werden die Wände später mit Bildern und Bastelarbeiten der Kinder versehen.

Während Yvonne Riegel das sagt, setzt ein Glaser das Fenster einer Tür ein. "Das können die Kinder später auch gestalten", erzählt sie. Sämtliche Fensterfronten sollen die Mädchen und Jungen mit Fingerfarbe bemalen. "So erkennen die Kinder die Einrichtung wieder und wissen, 'die ist ein Teil von mir'", sagt Riegel. "Das macht auch die Eingewöhnung leichter."

Doch dieser Satz ist kaum noch zu verstehen. Wenige Schritte entfernt schneidet ein Arbeiter Platten mit einer Säge zu und sorgt damit für ohrenbetäubenden Lärm. "Kinder verbringen viel Zeit auf dem Boden. Deshalb setzen wir hier auf Kork", so Riegel. "Das Material ist zwar teurer, dafür aber immer angenehm warm." Auch wenn sie davon ausgeht, dass die Mädchen und Jungen viel Zeit auf dem Boden verbringen werden, sollen sie trotzdem regelmäßig auch am Tisch sitzen. "So lernen sie zum Beispiel, wie man auf Tischhöhe schneidet", sagt die Geschäftsführerin. "Solche Fähigkeiten gehören für den späteren Schulbesuch einfach dazu."

Tische und Stühle gibt es nicht nur in den drei Gruppenräumen, sondern auch in der Speiseecke. "Wir wollen den Kindern eine Tischkultur vermitteln", erzählt Yvonne Riegel. Dazu gehört es, dass die Mädchen und Jungen lernen, wie man sich ein Brötchen schmiert oder wie ein Tisch gedeckt wird. Die dafür notwendigen Utensilien werden sie in einer Kommode finden. Doch die wird wie viele weitere Einrichtungsgegenstände erst in den nächsten Tagen geliefert.

Neben der Koordination dieser und anderer Termine sind Yvonne und Thomas Riegel auch aktiv an der Einrichtung der Kita beteiligt. "Gemeinsam mit meinen Schwiegereltern haben wir gestern die Kinderküche aufgebaut", erzählt Thomas Riegel. "Wir bauen auch deshalb selbst mit auf, weil wir uns dann ganz anders mit der Einrichtung identifizieren können", ergänzt Yvonne Riegel.

Damit aus der ehemaligen Bankfiliale eine Kita werden kann, mussten Wände herausgerissen und sogenannte Raumteiler eingezogen werden. Zudem haben die beiden Geschäftsführer den Eingang versetzen lassen. Während die Räume früher über die Gerhard-Rohlfs-Straße erreichbar waren, sind sie es künftig vom Stadthaus aus. Damit das möglich ist, wurde ein Teil der Wand herausgeschlagen, sodass dort eine Tür eingesetzt werden kann.

Direkt im Eingangsbereich befinden sich die Garderoben. Links davon entstehen die Kindertoiletten. "Das war früher der Tresorraum", berichtet sie. Entsprechend gab es dort keine Wasser- und Abwasserleitungen. "Um den Raum an das Rohrsystem anschließen zu können, mussten wir in das Finanzamt", erzählt Yvonne Riegel. "Denn direkt unter uns befindet sich das Archiv der Behörde", ergänzt Thomas Riegel.

Hinter den Garderoben kommt eine Bewegungsfläche hin. "Hier wird es einen Motorik-Parcours und eine Schaukel geben", blickt sie voraus. Dass eine Schaukel in der Einrichtung installiert wird, ist ihr besonders wichtig. Denn die Bedeutung des Spielgerätes werde vielfach unterschätzt. "Eine Schaukel dient nicht nur zum Toben. Die Wiegebewegungen können Kinder sehr gut beruhigen, wenn sie aufgeregt sind", sagt Yvonne Riegel. 

Eine Außenfläche hat die Einrichtung nicht. Stattdessen werden die Kinder Spielplätze in der Umgebung besuchen. "Auf dem Weg dorthin können wir gleich in die Verkehrserziehung einsteigen", sagt Yvonne Riegel.

Läuft alles nach Plan, werden die Arbeiten im Laufe der kommenden Woche abgeschlossen. Mitte des Monats sollen dann bereits die ersten Kinder bei den Vegesacker Spatzen betreut werden.

Zur Sache

Die Vegesacker Spatzen

Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen werden die Kinder am Sedanplatz nur für einige Stunden in der Woche betreut. Die Behörde spricht deshalb von einem niedrigschwelligen Angebot. Geschaffen wird es, weil es in Vegesack viele Kinder gibt, die im nächsten Jahr in die Schule kommen, bisher aber noch keine Kita-Erfahrung haben. Damit auch diesen Mädchen und Jungen bestimmte Fähigkeiten vor dem Schuleintritt vermittelt werden können, entstehen nun Einrichtungen wie die Vegesacker Spatzen.

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