Schon länger ist bekannt, dass aus der ehemaligen Filiale der Deutschen Bank am Sedanplatz eine Kindertagesstätte wird. Nun steht auch fest, wer sie betreibt: Die Hansea Sana, eine gemeinnützige Gesellschaft aus Blumenthal, hat diese Aufgabe übernommen. Am kommenden Montag beginnen Bauarbeiter damit, aus der ehemaligen Bankfiliale einen Ort für Kinder zu machen. Läuft alles nach Plan, werden bereits im September die ersten Mädchen und Jungen in der Einrichtung betreut. Ihr Name steht auch schon fest: "Vegesacker Spatzen".
In den vergangenen Wochen war Yvonne Riegel immer wieder in den Räumen an der Gerhard-Rohlfs-Straße. Mal war sie mit Vertretern der Feuerwehr dort, mal mit Mitarbeitern des Bauamtes oder den Architekten. "All diese Vorarbeiten sind nötig, um die Einrichtung gemäß den Vorgaben der Unfallkasse zu gestalten", sagt die Geschäftsführerin. Am kommenden Montag starten nun die eigentlichen Bauarbeiten. Dazu zählen etwa die Sanitäranlagen, die kindgerecht gestaltet werden müssen. Darüber hinaus werden einige Räume vergrößert. "Eine Bank hat eher kleinere Einheiten", sagt Riegel. "Wir brauchen dagegen Platz, damit die Kinder auch richtig spielen können."
Für Yvonne Riegel ist dieses Kita-Projekt bereits das zweite. In Blumenthal betreibt sie die Kita "Bremer Wolle Kids", die mit demselben Team entstanden ist, wie nun die "Vegesacker Spatzen". Aus diesem Grund ist die Geschäftsführerin guter Dinge, dass die Arbeiten sich nicht verzögern und die Kita bereits im übernächsten Monat eröffnen kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen werden die Kinder am Sedanplatz nur für einige Stunden in der Woche betreut. Yvonne Riegel spricht deshalb von einem niedrigschwelligen Angebot und von einer Interimslösung, die zunächst eine Laufzeit bis Ende 2023 hat. "Wir haben die Situation, dass viele Kinder bereits fünf oder sechs Jahre alt sind, aber trotzdem noch keine Kita-Erfahrung haben", schildert sie. "Darum sind wir bestrebt, vorzugsweise die Mädchen und Jungen zu betreuen, die im nächsten Jahr in die Grundschule kommen." So wolle sie erreichen, dass die Kinder bereits vor der Einschulung bestimmte Dinge, etwa im gemeinsamen Miteinander, erlernt haben.
Die Einrichtung richtet sich nicht nur an Vorschulkinder. Grundsätzlich wird ein Angebot für Mädchen und Jungen zwischen drei und sechs Jahren geschaffen. Angedacht ist, dass die Kleinen zunächst dort betreut und später in andere Kitas wechseln, die derzeit noch gebaut werden.
Konkret sieht das Konzept der "Vegesacker Spatzen" vor, dass drei Gruppen á 15 Kindern geschaffen werden. Die Mädchen und Jungen werden die Einrichtung an zwei Tagen in der Woche für jeweils vier Stunden besuchen. So können pro Woche rund 200 Kinder am Sedanplatz betreut werden. "Die Mädchen und Jungen können davon zehren, in einem guten sozialen Gefüge, gemeinsam mit Gleichaltrigen und versierten Betreuern, Zeit zu verbringen", sagt Riegel. "Um ein vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen, wird auch die Arbeit mit den Eltern eine wichtige Rolle spielen."
Auch wenn die Kinder nicht in Vollzeit betreut werden, profitieren die Kinder von den Stunden in der Einrichtung, ist sich die Geschäftsführerin sicher. "Kinder ziehen aus jeder Minute und jedem Tag etwas Wertvolles heraus", sagt sie. "Die Mädchen und Jungen bringen Neugier und die Bereitschaft mit, lernen zu wollen. Von daher wird der Besuch in der Einrichtung ein großer Schritt für sie sein."
Dass sich das Angebot positiv auf die Kinder auswirken wird, glaubt auch Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). Solche Spielstätten könnten zwar schnell geschaffen werden, ersetzen aber keine Kita, betont sie. "Ein zugegeben kleiner Schritt, aber gut für die Kinder, denn Spielen ist Lernen, ohne es zu merken."
Die nötigen Fachkräfte, um die Einrichtung eröffnen zu können, hat Yvonne Riegel schon gefunden. "Der Vorteil ist, dass wir bereits seit Längerem in der Kinderbetreuung tätig sind", sagt sie. "Dadurch haben wir auch Betreuerinnen, die mehrsprachig sind, was in diesem Bereich unheimlich bereichernd ist." Vor allem im Umgang mit Eltern, deren Deutschkenntnisse noch nicht so gut sind, erleichtere das einiges. Auch wenn sie bereits Mitarbeiter für die Einrichtung gewinnen konnte, freue sie sich über weitere Bewerber, die Erfahrungen in der Kinderbetreuung haben.
Die Plätze bei den "Vegesacker Spatzen" wird Yvonne Riegel über die Quartiersmanager vergeben. "Das ist die Stelle, an die sich die Familien wenden", sagt sie. Auch wenn der Bedarf an Kita-Plätzen in Vegesack besonders groß ist, will sie auch Kontakt zu Sozialarbeitern in anderen Stadtteilen aufnehmen. Zudem müssen Gruppen gebildet werden. "Dabei achten wir darauf, dass es eine Ausgewogenheit zwischen Mädchen und Jungen gibt. Außerdem sollten die Gruppen altershomogen sein", erklärt die Geschäftsführerin. "Das ist für die Sozialkompetenz und das Spielen an sich nicht unerheblich."