Was auf dem Gelände der heutigen Strandlust einmal entstehen soll, haben die Stadt und die Eigentümerin in einer Absichtserklärung festgehalten. Demnach werden auf dem Areal sowohl Wohn- als auch Geschäftshäuser gebaut. Mindestens 20 Prozent der Räume müssen der Vereinbarung zufolge gewerblich genutzt werden. Ausdrücklich festgeschrieben ist zudem, dass auch ein gastronomisches Angebot etabliert werden muss. Doch bisher gibt es lediglich eine Machbarkeitsstudie zu dem Projekt. Damit nun die nächsten Schritte folgen können, veranstaltet das Bauamt Bremen-Nord im Januar einen Bürgerdialog.
Nach den Worten von Linda Velte gibt die Absichtserklärung einen relativ festen Rahmen für das Projekt vor. "Dadurch gibt es nur begrenzt Möglichkeiten für eine offene Beteiligung", sagte die Stadtplanerin des Bauamtes Bremen-Nord am Montagabend während der Sitzung des Vegesacker Beirates. "Vor diesem Hintergrund haben wir geschaut, welche Beteiligungsform möglich ist und für den Architekturwettbewerb obendrein noch einen Mehrwert bringt."
So ist die Idee entstanden, eine Veranstaltung zu initiieren, bei der die Menschen den Planern von der Bedeutung der Strandlust für Vegesack berichten können. "Die Bürgerinnen und Bürger von Vegesack sind die Experten vor Ort, sie sind diejenigen, die ihren Stadtteil kennen", sagte die Behördenvertreterin. "Deshalb wollen wir die Menschen einladen, ihre Geschichten und Fotos mitzubringen." So können die Architekten erfahren, was die Nordbremer in der Strandlust erlebt haben. Diese Informationen sollen anschließend in den Architekturwettbewerb einfließen.
Stattfinden wird das Forum am 23. Januar in der Strandlust. Der Ablaufplan sieht vor, dass zunächst die Machbarkeitsstudie sowie die Absichtserklärung vorgestellt werden. "Anschließend sammeln Mitarbeiter des Bauamtes sowie des Planungsbüros BPW die Geschichten, die Bedeutung des Ortes, die Meinung und die Gedanken zur Strandlust ein", sagte Velte. Passieren solle das in Kleingruppen, die sich auf mehrere Räume in dem Hotel verteilen werden. Zum Abschluss würden die Ergebnisse im Plenum präsentiert und mittels eines Punktesystems bewertet. Dadurch könnten die Nordbremer zum Ausdruck bringen, welche Argumente und Gedanken ihnen am wichtigsten sind.
Den Beirat konnte das Bauamt Bremen-Nord mit diesem Format nicht überzeugen. "Ich halte diese Veranstaltung für vollkommen überflüssig", sagte Karl Brönnle (Linke). Die Menschen könnten lediglich ihre Erinnerungen zur Strandlust austauschen, Einfluss auf die Neugestaltung des Areals hätten sie aber nicht. "Mein Eindruck ähnelt dem von Herrn Brönnle", sagte Hans Albert Riskalla (CDU). "Unabhängig davon ist es mir wichtig, dass der Jugendbeirat an der Veranstaltung teilnimmt."
Die Stadtplanerin betonte, dass der Dialog keineswegs überflüssig ist. Schließlich solle sich die Planung nicht nur aus Zahlen und Fakten zusammensetzen, sondern auch aus Emotionen. Und die könnten nur die Vegesackerinnen und Vegesacker beisteuern. Zudem verwies sie darauf, dass die Planung nicht öffentlich zur Diskussion gestellt werden könnte. "Es gibt einen Investor, eine gemeinsame Absichtserklärung – und es wurde bereits ein Rahmen für das Vorhaben gefunden", sagte Linda Velte.
Für die Anwohner aus der Rohrstraße stellte sich die Frage, wie sie an dem Projekt beteiligt werden. "Unser Grundstück ist in den Bebauungsplan mit einbezogen", sagte ein Mitglied des Wohnungseigentümerbeirates. "Davon haben wir aus der Zeitung erfahren." Nach seinem Kenntnisstand sehe die Planung vor, dass auf dem Grundstück der Eigentümergemeinschaft ein Wohnblock entstehen soll. Hinzu käme, dass direkt hinter dem Haus der Gemeinschaft ein Gebäude mit einer Höhe von bis zu 25 Metern entstehen solle. Durch das geplante Warftgeschoss würde zudem ein fünfgeschossiges Haus entstehen, obwohl der Bebauungsplan lediglich vier Etagen vorsehe. "Mit diesen Fragestellungen sind wir konfrontiert", sagte er. Deshalb brauche es nicht nur eine Bürgerbeteiligung, sondern auch eine Anwohnerbeteiligung.
Linda Velte verwies darauf, dass sich der Anwohner auf die Machbarkeitsstudie bezieht. "Das ist keine Planung, die jetzt umgesetzt wird. Es wurden lediglich städtebauliche Kennzahlen erhoben", sagte die Vertreterin des Bauamtes. Weitere Informationen, wie es mit dem Grundstück der Wohnungseigentümergemeinschaft weitergeht, würde der Architekturwettbewerb liefern. In Bezug auf die Machbarkeitsstudie ergänzte sie noch, dass dabei auch geprüft worden sei, ob die Strandlust erhalten werden kann. "Es stellte sich allerdings heraus, dass es sich wirtschaftlich nicht rentiert, wenn man das Haus saniert", so Velte.