Kaum war die Dokumentenausgabebox im Vegesacker Stadthaus aufgestellt, gab es schon Kritik an ihr. So monieren etwa der Beirat, der Verein Inklusion Nord sowie der Landesbehindertenbeauftragte, dass der Automat nicht barrierefrei ist und damit nicht jede Nordbremerin und jeder Nordbremer die Möglichkeit hat, einen Personalausweis oder Reisepass aus der Box abzuholen. Doch das zuständige Innenressort verspricht nachzubessern.
Nach den Worten von Canan Sevil steht die Behörde bereits im Austausch mit dem Hersteller der Box. "Hinsichtlich der Bedienbarkeit ist dem Hersteller bewusst, dass von dort weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um perspektivisch eine vollständige Barrierefreiheit der Abholbox zu erreichen", sagt die Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). "Beispielsweise soll das Zwei-Sinne-Prinzip, also die konkrete Ansprache von mindestens zwei der drei Sinne Hören, Sehen und Tasten während des aktiven Nutzungsprozesses verbessert werden." Darüber hinaus werde geschaut, wie der Automat künftig über Töne, Sprachaufnahmen oder den Tastsinn genutzt werden kann. "Da es sich um ein wichtiges Anliegen des Bürgeramtes Bremen handelt, die Barrierefreiheit zu optimieren, werden von dort diesbezüglich nun zeitnah und eigenständig weitere Verbesserungen vorgenommen", schildert sie. "So werden in Kürze Schilder mit Piktogrammen aufgestellt". Zudem wolle man mit dem Landesbehindertenbeauftragten über die Box sprechen.
Nicht alle Bedenken aufgegriffen
Thomas Pörschke (Grüne), der zu dem Thema einen Antrag für den Vegesacker Beirat formuliert hat, bezeichnet die Bemühungen der Behörde als einen Schritt in die richtige Richtung. Zeitgleich betont er aber auch, dass das Ressort nicht alle Bedenken des Stadtteilparlamentes aufgegriffen hat. Nicht erwähnt werde in der Stellungnahme die Höhe des Bedienfeldes sowie die Verfügbarkeit gängiger Fremdsprachen beziehungsweise leichter Sprache. "Ich bedauere, dass man bei der Beschaffung offensichtlich nicht im Vorfeld die Expertise des Landesbehindertenbeauftragten genutzt hat", sagt Pörschke. "Denn dann wäre das Problem des zu hoch angelegten Bedienfeldes, das sich insbesondere auf Rollstuhlfahrer auswirkt, viel früher zum Thema gemacht worden."
Dass die Behörde zumindest über die Nachbesserungen mit dem Landesbehindertenbeauftragten sprechen will, begrüßt Pörschke. Von seiner Einschätzung will der Vegesacker auch abhängig machen, wie er nun weiter vorgeht. Wichtig ist für ihn aber auch die Expertise einer anderen Person. Der Nordbremer steht nämlich in Kontakt mit der Behindertenbeauftragten der Region Hannover, wo die Box ebenfalls eingesetzt wird. In einem ersten Gespräch habe er erfahren, dass es für solche Automaten eine DIN-Norm gibt. Die sehe beispielsweise eine Höhe von 1,15 Metern für den Bildschirm vor. "Bei der Box in Vegesack liegt das Bedienfeld merklich höher", so Pörschke. Die Behindertenbeauftragte wolle ihm hierzu nun detaillierte Informationen zur Verfügung stellen. "Ich bin schon sehr gespannt auf die DIN-Vorschrift", sagt er. "Wenn sich das bewahrheiten sollte, dass hier DIN-Normen verletzt worden sind, würde das noch weitere Fragen auslösen – auch für das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer."
Geldautomat als Orientierungspunkt
Einen weiteren Orientierungspunkt sieht Pörschke in der Höhe des Bildschirms bei Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern. "Die haben alle ein Bedienfeld, das tiefer sitzt als bei der Dokumentenausgabebox", sagt er.
Trotz der Kritik betont Ressortsprecherin Canan Sevil, dass sich das Bürgeramt von Anfang an darum bemüht hätte, dass auch Menschen mit einer Behinderung von der Box profitieren können. "Durch interne organisatorische Regelungen innerhalb des Bürgeramtes wurde schon seit Einführung der Abholboxen sichergestellt, dass alle Bürgerinnen und Bürger ihr Ausweisdokument abholen können", sagt sie. "So legen die Mitarbeitenden die Dokumente, etwa für Rollstuhlfahrerinnen oder Rollstuhlfahrern, in die unteren Fächer der Abholboxen."