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Ulrich Mäurer Der Sheriff von Bremen

Ulrich Mäurer ist seit 15 Jahren Bremer Innensenator. Wie steht er heute da? Nicht besonders gut. Eines hat er allerdings richtig gut hinbekommen, meint Jürgen Hinrichs.
16.11.2023, 05:00 Uhr
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Der Sheriff von Bremen
Von Jürgen Hinrichs

Dicht machen und fertig. Das Problem mit der Axt lösen, damit es ein für alle Mal erledigt ist. So denkt er sich das, und so sagt er es auch. Ein Mann der klaren Worte, kerniger Typ, Cowboy fast oder Sheriff: Ulrich Mäurer, der Sheriff von Bremen.

Zuletzt hat er das bei der Bremer Puffmeile bewiesen. Schließen, fordert Mäurer, weg damit. Was nicht mehr zu sehen ist, meint er wohl, ist nicht mehr da, so einfach. Simsalabim – der Sheriff als Zauberkünstler. Einer freilich, der stets denselben Trick anwendet: Da wird nicht überlegt, diskutiert und abgewogen. Da wird im Gegenteil lautstark sofort ein Punkt gemacht, beim Puff und auch sonst, wenn der Innensenator Probleme angeht.

Starker Auftritt? Fall erledigt? Nein, natürlich nicht. Das gilt für die Prostitutionsstätten in der Helenenstraße und vieles andere, dem sich Mäurer widmet. Komplexität, bei der Sexarbeit zum Beispiel wohltuend dargelegt von der Landesfrauenbeauftragen und der Gesundheitssenatorin, reduziert er auf einen simplen Kern. Nicht immer, aber oft. Das hilft dem SPD-Mann, steigert seine Popularität, der Sache aber dient es nicht. Nach 15 Jahren Amtszeit sieht Mäurers Bilanz deshalb nicht besonders gut aus, auch wenn er einen ersten Erfolg der neuen Sonderkommission „Junge Räuber“ verkünden kann.

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Beispiel Hauptbahnhof: Wenn, wie in dieser Woche geschehen, der Bremer Sparkassenchef von unhaltbaren Zuständen spricht und überlegt, sich als Bank aus der Gegend zurückzuziehen, ist das bei allem, was dort bisher schon an Chaos zu beklagen ist, ein deutliches Zeichen. Es gibt ein Wort dafür: Staatsversagen.

Schuld daran hat mitnichten Mäurer allein, er muss sich aber trotzdem vorwerfen lassen, dass es am Bahnhof in den vergangenen Jahren nicht besser, sondern nur immer schlechter geworden ist. Spricht man ihn darauf an, rattert er eine Liste von Zahlen herunter: soundso viele Festnahmen, soundso viele Platzverweise, soundso viele Haftbefehle. Zerknirschung hört sich anders an, dabei wäre sie angebracht. Doch diesen Ton, diese Haltung hat Mäurer offenbar nicht im Repertoire. Dabei wäre das die erste Voraussetzung, um neue Wege zu finden, die Situation zumindest ein wenig zu beruhigen.

Beispiel Linksextremismus: Seit Jahren werden in Bremen Anschläge verübt. Das reicht von Scheibeneinschlagen und Brandstiftungen bis hin zu körperlichen Attacken. Ein kleines Wunder, dass noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Die Täter gehen teilweise hochprofessionell vor, sie sind zu vielem fähig und deswegen enorm gefährlich. Klar sagt Mäurer diesem Extremismus den Kampf an, auch dem von rechts und jeder Form von Antisemitismus. Im Kampf-Ansagen ist der Senator generell sehr gut, das macht ihm so schnell keiner nach. Aber ist je auch nur einer der linksextremistischen Feuerteufel gefasst worden, hat es auch nur einen Fahndungserfolg gegeben? Nein, hat es nicht. Blamabel.

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Gemessen an seinen Erfolgen, nicht an seinen Ankündigungen, steht Mäurer plötzlich anders da, als er von Teilen der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Seine zuweilen überhebliche Art, zuletzt vorgeführt im peinlichen Umgang nach Altherrenart mit einer Abgeordneten der Opposition, ist besonders unangenehm, weil sie nicht mit den mageren Ergebnissen übereinstimmt, die der Innensenator liefert. Das trifft übrigens auch für das Bürgeramt und das Migrationsamt zu. Ein Kontrast, der befremdet. Merkt Mäurer das nicht?

In einem Fall stimmen bei ihm Worte und Taten aber überein. Und das gehört zum Gesamtbild dazu. Beim Streit um die Polizeikosten, die bei Bundesligaheimspielen von Werder Bremen anfallen, hat Mäurer mit bewundernswertem Durchhaltevermögen und gegen enormen Druck seine Überzeugung durchgesetzt. Zwar steht mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die letzte Entscheidung in dem jahrelangen Rechtsstreit mit der Deutschen Fußball Liga noch aus. Bremen hat vor den obersten Verwaltungsgerichten aber schon obsiegt, die Aussichten sollten also nicht schlecht sein. Mehr noch: Mittlerweile denkt auch Niedersachsen laut darüber nach, den Bundesligavereinen im Land die Einsätze der Ordnungskräfte in Rechnung zu stellen.

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