Eigentlich sollte das Freizeitbad Vegesack in einer Kombination aus Teilneubau und Sanierung instandgesetzt werden. Eine entsprechende Planung lag bereits vor. Doch mit Blick auf die gestiegenen Kosten in der Baubranche wollten die Bremer Bäder noch einmal prüfen, ob ein Neubau nicht doch wirtschaftlicher ist. Dabei stellte sich heraus, dass die Kostendifferenz zwischen beiden Optionen unter 30 Prozent liegt. Da ein Neubau zudem mehr Möglichkeiten bietet, etwa bei der Barrierefreiheit, spricht sich die Bädergesellschaft nun für diese Variante aus.
Nach den Worten von Uwe Siefke sieht die Planung vor, dass für Schulen und Vereine ein getrennter Eingang geschaffen wird. "Damit wollen wir die Situation entschärfen", sagte der Interimsgeschäftsführer der Bremer Bäder während der Beiratssitzung am Montagabend. So könnten ruhigere Gäste, die auch die Sauna nutzen wollen, das Bad auf der einen Seite erreichen, während die andere von quirligen Schulklassen genutzt werden könne. Neben Sammel- und Einzelumkleiden wird es auch einen speziellen Gender-Bereich geben, der mit Einzelkabinen und Duschen ausgestattet ist.
Im Bad selbst sind ein Lehrschwimm-, ein Kurs- sowie ein Freizeitbecken vorgesehen. Darüber hinaus soll es einen Eltern-Kind-Bereich sowie ein Sportbecken geben. Das soll den Planungen zufolge acht Bahnen mit jeweils 25 Metern haben. Zunächst waren lediglich sechs Bahnen vorgesehen. Doch weil die Becken viel genutzt werden und die nächsten Bäder relativ weit entfernt sind, wurde die Badplanung um zwei Bahnen erweitert. "Außerdem wird es eine 3,80 Meter tiefe Sprunggrube geben", so Siefke. Dort seien auch eine Boulderwand zum Klettern sowie zwei Sprunganlagen geplant. Ebenfalls angedacht ist eine 120 Meter lange Doppelrutsche. Damit auch Wettbewerbe möglich sind, wird eine Zeitmesstechnik integriert.
Entspannen sollen die Gäste auch künftig im Saunabereich. "Wir haben vier neue Saunen mit entsprechenden Ruhebereichen und einem Vorbereich zur Abkühlung geplant", so der technische Leiter. Hinzu kämen zwei weitere Saunen im Außenbereich.
Insgesamt soll das Bad so ausgestattet werden, dass es auch von Menschen mit Beeinträchtigungen genutzt werden kann. "Das gesamte Gebäude wird mit einem taktilen System versehen, sodass sich auch blinde Menschen zurechtfinden können", so Siefke. "Im Eingangsbereich wird es eine taktile Tafel geben, an der sich Sehbehinderte orientieren können." Alle Raumbezeichnungen sollen darüber hinaus auch mit Brailleschrift versehen sein. Im Badbereich, so die Planung, sorgen kontrastreiche Fliesen dafür, dass Menschen, die noch etwas sehen können, sich zurechtfinden. Darüber hinaus könnten die Fliesen auch mit einem Langstock gefühlt werden.
Die Planungen für das Freibad sehen ein Becken mit vier Bahnen á 25 Metern sowie einen Spaßbereich mit Rutsche vor. "Zunächst war geplant, das Außenbecken in das Bestandsbecken hineinzubauen und einen Teil davon wieder zu nutzen", informierte er. "Diese Idee haben wir aber wieder verworfen, da wir den Platz für den Ausbau des Gebäudes brauchen." Ähnliche Pläne gibt es auch für das Kinderbecken. Ob das weiterhin genutzt werden kann, müsse aber noch geprüft werden.
Als Herausforderung bezeichnete Uwe Siefke eine Vorgabe der Stadt, die vorsieht, dass alle Bäder bis 2035 klimaneutral sein müssen. "Das Problem in Vegesack ist, dass es hier nur Erdgas gibt", schilderte er. "Deshalb gab es den Prüfauftrag, ob wir mit Geothermie arbeiten können." Dabei habe sich herausgestellt, dass Erdwärme durchaus eine Option sei.
Sowohl Beirat als auch Bürger wollten darüber hinaus wissen, ob der Neubau auch wettkampftauglich sein wird. "Der Auftrag war, dass wir ein Sport- und Freizeitbad bauen", sagte Siefke. "Ein Sport- und Freizeitbad ist kein Wettkampfbad." Dennoch sei es auch in Zukunft möglich, Turniere in Vegesack auszutragen. Lediglich eine Zertifizierung als Wettkampfstätte sei nicht denkbar. Dafür sei das Bad schlichtweg zu klein.
Ebenfalls kontrovers diskutiert wurde die Frage, wie Schulklassen das Bad künftig erreichen können. Die Planungen der Bremer Bäder sehen vor, dass die Busse auf der gegenüberliegenden Straßenseite halten. Die Mädchen und Jungen müssten also die Ampel nutzen, um zum Schwimmunterricht zu kommen. Doch das ist für Ines Schwarz (CDU) keine gute Lösung. "Es gibt heute kaum noch Begleitpersonen und die Kinder werden immer schwieriger." Vor diesem Hintergrund sei sie der Auffassung, dass die Schulbusse auch weiterhin auf der Seite des Bades halten müssten. "Ich gebe Ihnen hier grundsätzlich recht", sagte Siefke. "Die Problematik liegt in der Straßenführung am Fährgrund." So, wie die Busse derzeit stehen, seien sie ein Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer. Und um direkt auf dem Gelände halten zu können, seien sie zu groß. Zudem dürfte sich die Zahl der Busse – analog zu den steigenden Schülerzahlen – ebenfalls erhöhen. Derzeit plant Siefke mit vier Fahrzeugen, die das Bad zeitgleich ansteuern können.
Die Entscheidung, ob das Bad so gebaut wird, wie es die Bremer Bäder nun geplant haben, liegt beim Senat. Das Ergebnis dürfte laut Uwe Siefke im kommenden Jahr vorliegen. Für 2025 rechnet er mit dem Bauantrag. Die Bauzeit betrage dann noch einmal zweieinhalb Jahre.