Die Grundschule Fährer Flur ist vor mehr als 100 Jahren gebaut worden und entspricht inzwischen nicht mehr den Anforderungen, die heute an eine Bildungsstätte gestellt werden. Dazu zählt zum Beispiel, dass in den Räumen kein Ganztagsbetrieb möglich ist. Weil daran auch ein Umbau nichts ändern würde, soll nun ein Neubau her. Doch bevor der genehmigt wird, muss der Bauantrag zunächst von der Vegesacker Stadtteilpolitik geprüft werden.
Nach den Worten von Gunnar Sgolik wird ein solcher Antrag normalerweise im Fachausschuss behandelt. "Da es sich hierbei aber um einen Schulneubau handelt, der auch die Öffentlichkeit interessiert, befasst sich der Beirat damit", sagte der designierte Ortsamtsleiter während der jüngsten Zusammenkunft des Stadtteilparlaments.
Geplant und umgesetzt wird das Projekt durch das Bremer Architekturbüro Rosengart und Partner, das sich gegen mehrere Mitbewerber durchsetzen konnte, sagte Architekt Michael Hindenburg. "Wir wollen jetzt mit der Ausführungsplanung beginnen. Darauf folgt dann die Ausschreibung an die Baufirmen." Doch zunächst müsse der Bauantrag genehmigt werden.
Den Planungen zufolge soll die Bildungsstätte künftig dreizügig sein und zur gebundenen Ganztagsschule werden. "Das heißt, es gibt auch eine Mensa, in der die Kinder essen können", sagte er. Gekocht wird allerdings nicht in der Schule, sondern im benachbarten Kinder- und Familienzentrum Fährer Flur. "Die Küche ist so ausgelegt, dass sie auch die Schule mit versorgen kann", informierte Hindenburg. "Aus diesem Grund sind die beiden Gebäude auch direkt miteinander verbunden."
Neben der Mensa, die gleichzeitig als Aula genutzt werden kann, sind im Erdgeschoss Büros für das Sekretariat sowie die Schulleitung vorgesehen. Die Klassenräume befinden sich in den oberen Etagen. "Das Besondere an diesen Einheiten ist, dass sie eine große Raumtiefe haben", erklärte Hindenburg. Die ergibt sich durch eine Sonderfläche in der Mitte, die als zusätzlicher Lernbereich genutzt werden kann. Der werde über den Differenzierungsraum belichtet, der sich zu den Klassenräumen hin orientiert. In der Mitte der Klassentrakte sei zudem eine Insel mit Sitzgelegenheiten vorgesehen. "Ein großes Lehrerzimmer wird es nicht geben. Stattdessen sind in den einzelnen Stockwerken Teamräume vorgesehen, in denen die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten können", sagte er.
Für das Baufeld sind zwei unterschiedliche Geschosshöhen vorgesehen. Während der eine Gebäudeteil aus drei Etagen bestehen kann, sind es bei dem anderen lediglich zwei. "Das wirkt sich sowohl auf die Gestaltung als auch auf die Nutzung der Schule aus", sagte Hindenburg. Die Dächer sollen allesamt begrünt werden. "Da, wo es die Verschattung zulässt, haben wir Fotovoltaikanlagen vorgesehen", erläuterte der Diplom-Ingenieur. Das gelte für die dreigeschossigen Gebäudeteile. Die zweigeschossigen könnten dagegen nicht mit Fotovoltaik versehen werden. Das liege daran, dass die Bäume in diesem Abschnitt einfach zu hoch seien.
Eine Herausforderung für die Planer ist die Gebäudetechnik. "Das Haus ist ein Passivhaus. Das heißt, wir brauchen große Flächen für die Technik", erklärte der Architekt. Weil aber auch die Schule viel Platz brauche, müsse die Technik auf dem Dach verbaut werden. "Das machen wir nur ungern, weil sie dann auch eingepackt werden muss", so Hindenburg. "Aber eine andere Lösung gibt es nicht." Allerdings habe man sich dazu entschieden, anstatt einer großen Zentrale zwei kleine zu planen. Das habe unter anderem den Vorteil, dass Leitungswege verkürzt werden.
Der Beirat wollte aber nicht nur wissen, wie die Planungen für den Neubau aussehen, sondern auch, was mit dem bisherigen Schulhaus passiert. Laut Hindenburg soll das Gebäude unter Schutz gestellt werden. Gunnar Sgolik ergänzte, dass die Landesdenkmalpflege bereits vor Ort war, um sich das Gebäude anzuschauen. Was dabei herausgekommen ist, soll den Fraktionen schriftlich mitgeteilt werden.
Für Heike Sprehe (SPD) stellte sich die Frage, ob der Bau zunächst als Reserve vorgehalten werden kann. In diesem Zusammenhang verwies sie unter anderem auf den Krieg in der Ukraine, der dazu geführt hat, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler sprunghaft angestiegen ist. Einen solchen Plan gibt es Tina Mißmahl zufolge jedoch nicht. "Die Schule ist so, wie sie jetzt geplant wird, auskömmlich", sagte die Baukoordinatorin der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung. Basis für die Planung sei die von der Schulbehörde errechnete Schülerzahl. Der Beirat hat sich trotzdem dafür ausgesprochen, den Altbau auch in Zukunft für die Schule vorzuhalten.
Darüber hinaus hat das Gremium dem Bauantrag zugestimmt. Aktuell geht Michael Hindenburg davon aus, dass die Bauarbeiten im Mai kommenden Jahres beginnen und zwei Jahre später abgeschlossen werden können. Zum Schuljahr 2026/2027 sollen dann die ersten Kinder in dem Neubau unterrichtet werden.