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"Schulschiff Deutschland" "Den Kontakt zum Schulschiff werde ich weiter pflegen"

Seit zehn Jahren ist Wilfried Meier-Richetzky Mitglied des Deutschen Schulschiff-Vereins und engagiert sich als Ehrenamtlicher auf dem Traditionssegler. Was die Verholung nach Bremerhaven für ihn bedeutet.
22.08.2021, 18:00 Uhr
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Von Aljoscha-Marcello Dohme

Herr Meier-Richetzky, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den 26. August, den Tag, an dem die "Schulschiff Deutschland" von Vegesack nach Bremerhaven verholt wird?

Wilfried Meier-Richetzky: Als es hieß, das Schulschiff geht nach Bremerhaven, habe ich sehr gelitten. Ich werde zwar in der ersten Zeit mitgehen und auch meine Aufgaben als Tageswachgänger weiter wahrnehmen, aber ich weiß nicht, für wie lange. Das hängt davon ab, welches Konzept es in Bremerhaven geben wird. Wenn alles so bleibt, wie nun in Vegesack, nur mit hoffentlich mehr Besuchern, engagiere ich mich auch in Bremerhaven auf Dauer. Genauso wie auch alle anderen Ehrenamtlichen. Unabhängig davon werde ich aber auf jeden Fall den Kontakt zum Schulschiff weiter pflegen, egal was passiert.

Das heißt, Sie sind nicht traurig, dass das Schulschiff Vegesack verlässt?

Doch, ich bin schon sehr traurig darüber, dass das Schulschiff bald nicht mehr in Vegesack liegt. Aber es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wie es unser Vereinsvorsitzender Claus Jäger darstellt, werden wir dort voraussichtlich mehr Besucher und damit auch höhere Einnahmen haben. Schließlich wollen wir das Schiff auch in Zukunft in dem Zustand erhalten, in dem es jetzt ist. Andererseits kann ich einfach nicht verstehen, dass Vegesack dieses Sahnestück eines maritimen Denkmals kampflos nach Bremerhaven verholen lässt und sehe das auch als großen Verlust für Vegesack.

Was fasziniert Sie so am Schulschiff?

Das sind gleich mehrere Dinge. Zum einen fasziniert mich die Zusammengehörigkeit der jetzigen freiwilligen Mannschaft und die Art, wie der Schiffsbetriebsmeister dieses Schiff und auch uns führt. Zum anderen gefällt mir die Verbindung zu unseren Besuchern. Unsere Gäste danken uns immer wieder für unsere Leistung hier auf dem Schiff und bewundern den guten Pflegezustand. Die Menschen heben die Sauberkeit hervor und sind insgesamt mehr als begeistert vom Schulschiff. Da ist wirklich enorm.

Glauben Sie, dass die Gemeinschaft der freiwilligen Mannschaft in Bremerhaven erhalten bleibt oder ist die an den Ort Vegesack gebunden?

Im Moment ist die Gemeinschaft an das Schiff gebunden, und nicht an Vegesack. Allerdings können nicht alle Freiwilligen in Zukunft so regelmäßig wie ich nach Bremerhaven kommen. Ein Freund Christian sagt deshalb schon jetzt zu mir: 'Du glaubst nicht, wie mir die Gemeinschaft an Bord fehlen wird.' Wir sind schon eine ganz tolle Mannschaft.

Wissen Sie schon, wie Sie den 26. August verbringen werden?

Ja, das weiß ich ganz genau. Ich muss um vier Uhr morgens an Bord sein. Während der Überfahrt bin ich dann als 'Smutje' eingesetzt und werde zum Beispiel Kaffee kochen.

Wie wird sich Ihr Alltag mit dem Weggang des Schulschiffes verändern?

Jetzt vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mal eben auf dem Schiff bin.  Wenn es dann in Bremerhaven liegt, werde ich sicherlich auch sehr oft  dort sein. Ich bin ein Typ, der irgendetwas machen muss. Ich kann nicht als Rentner auf dem Balkon sitzen und nur nach links und rechts schauen. Und nach Bremerhaven fahre ich mit dem Auto auch nur eine halbe Stunde. Wie ich die Tage, an denen ich dann nicht dorthin fahre gestalte, wird sich finden.

Ist Bremerhaven für sie als Schiffsfreund ein interessanter Standort?

Auf jeden Fall. Das ganze Umfeld in Bremerhaven ist schon sehr spannend. Und das wird für uns alle interessant sein, weil wir die Möglichkeit haben, dann auch andere Schiffe in Augenschein zu nehmen. Für mich persönlich ist Bremerhaven auch deshalb besonders interessant, weil ich oft mit meinem Sportboot im Jachthafen lag, der sich ja in Sichtweite des neuen Liegeplatzes des Schulschiffs befindet.

Machen Sie sich auch Gedanken, wie der Anleger in der Lesummündung genutzt werden könnten, wenn das Schulschiff weg ist?

Ich verfolge die Berichterstattung zu dem Thema mit großem Interesse und hoffe sehr, dass der maritime Charakter erhalten bleibt. Sollte hier wieder ein Schiff festmachen, würde ich mich natürlich anbieten, auch auf diesem Schiff tätig zu sein. Das muss allerdings zur mir passen. Ich möchte nicht in irgendeinen Stundenplan gedrängt werden, der mir sagt, wann ich auf dem Schiff zu sein habe. Das ist jetzt auf dem Schulschiff auch so. Wenn ich mal an einem Tag nicht kann, ist das auch in Ordnung.

Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme

Zur Person

Wilfried Meier-Richetzky (83)

lebt seit zehn Jahren in Vegesack und ist seitdem Mitglied im Deutschen Schulschiff-Verein. Als einer von sieben Freiwilligen gehört er zum Team der Tageswachgänger auf der "Schulschiff Deutschland". Zudem organisiert er die Mahlzeiten der Ehrenamtlichen und ist damit auch für den Einkauf etwa von Kaffee und Tee zuständig. Der gelernte Schiffsmaschinenbauer ist an sieben Tagen in der Woche auf dem Schulschiff.

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