"Wir bekommen immer wieder Rückmeldungen, dass Menschen auf der Straße oder in Wohnungseingängen übernachten", sagte Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik. Im Vegesacker Ausschuss für Prävention, Sicherheit, Soziales und Integration sprachen die Politiker mit den geladenen Gästen, Axel Brase-Wentzell (Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission) und Lena Monsees (Stabstellenleiterin der Wohnungslosenhilfe), über Schlafmöglichkeiten für Wohnungs- und Obdachlose.
Welche Menschen haben keine Wohnung?
Grundsätzlich wird zwischen Wohnungslosen, die keine eigene Wohnung haben, aber zum Beispiel in einer Notunterkunft untergebracht sind, und Obdachlosen unterschieden, die auf der Straße leben. In Bremen-Nord halten sich – geschätzt – zehn bis fünfzehn Obdachlose auf, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Sie kommen zum Beispiel aus dem EU-Ausland und können in ihrem Heimatland staatliche Unterstützung beziehen. In Bremen werden sie lediglich bei Kälte untergebracht – hierfür gibt es eine Einrichtung in der Friedrich-Rauers-Straße am Hauptbahnhof. Wie viele Menschen einen Leistungsanspruch haben, aber trotzdem auf der Straße leben, lässt sich laut Brase-Wentzell nicht bestimmen.
Wo können Wohnungs- und Obdachlose unterkommen?
Menschen mit Leistungsanspruch können in Notunterkünften oder Pensionen beziehungsweise Hotels unterkommen. In der Hansestadt finden sich vier Notunterkünfte, in denen Personal die Wohnungslosen unterstützt: eine für Männer am Hauptbahnhof, eine für Frauen in der Innenstadt und zwei für Drogenabhängige in Oberneuland beziehungsweise Hemelingen. "In die Notunterkünfte kommen Suchtkranke, aber auch Fabrikarbeiter, die arbeitslos geworden sind, oder Frauen, die Gewalt erfahren haben", sagte Brase-Wentzell. In Pensionen und Hotels wohnen Bewohner ohne Personal. Eine Einrichtung befindet sich auch in Bremen-Nord: das Gästehaus Bazak am Weserufer in Rönnebeck.
"Das Ziel kann nicht sein, dass wir immer mehr Notunterkünfte schaffen. Die Leute können und sollen in einer eigenen Wohnung leben", so der Mitarbeiter der Inneren Mission. "Wir brauchen Wohnraum", pflichtete ihm Monsees bei und fügte hinzu: "Wir sind in Kontakt mit den großen Wohnungsgesellschaften und die geben uns ein Kontingent. Aber zaubern können die auch nicht." Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks) sagte zu diesem Thema: "In Vegesack gibt es viele private Vermieter, die nicht viele Mieter haben und sich dieses Risiko nicht leisten können." Der Vermieter habe immer ein Risiko. So sieht es zumindest Brase-Wentzell: "Man kann jemandem immer nur vor dem Kopf schauen." Ein Ansprechpartner, der sich zum Beispiel um das rechtzeitige Bezahlen der Miete kümmere, könne nur solange gestellt werden, wie es die ehemaligen Wohnungs- oder Obdachlosen wollen.
Wie helfen Streetworker?
Holger Bischoff (SPD) berichtete, wie ein Obdachloser längere Zeit an einer Haltestelle in seiner Wohngegend weilte. Schließlich rief er beim Ortsamt an, das ihn an die Innere Mission verwies. Den Mann fand er schließlich nicht mehr an diesem Ort vor. "Ich hoffe, dass er irgendwo untergekommen ist", so Bischoff. "Solche Anrufe bekommen wir jeden Tag. Das zeigt, dass unsere Gesellschaft funktioniert", erklärt Brase-Wentzell. Streetworker, die auch in Bremen-Nord unterwegs sind, können Obdachlose aber nicht zwingen, in eine Unterkunft zu gehen. "Manche lehnen das ab." Wenn Frauen oder Männer allerdings eine Gefahr für sich oder andere darstellen, werden sie zum Beispiel in eine psychiatrische Klinik gebracht.
Was möchte der Ausschuss unternehmen?
In Bremen-Nord brauche es kleinere Unterkünfte für Wohnungs- und Obdachlose, appellierte Monsees an die Ausschussmitglieder: mit etwa 15 bis 30 Plätzen und möglichst mit Einzelzimmern. Der Ausschuss beschloss am Ende der Sitzung einstimmig: Man möchte Wohnungsbaugesellschaften bitten, verfügbare Unterkünfte zu prüfen. Auch bei Immobilien Bremen soll nachgefragt werden, ob es in Vegesack leerstehende Gebäude und Räume gibt und in diesen – zumindest eine Zeit lang – Wohnungs- und Obdachlose unterkommen können. Mögliche Unterkünfte möchte der Ausschuss – unter anderem mit dem Sozialressort und der Inneren Mission – auf Umsetzung prüfen.