Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Thema im Beirat Vegesack: Stadtteilpartnerschaft mit Odessa

Auf dem Ortseingangsschild in Vegesack sind bald die Worte Odessa zu lesen. Der Beirat entschied sich für eine Stadtteilpartnerschaft mit einem Stadt- oder Ortsteil. Was bedeutet das in Zeiten des Krieges?
24.11.2023, 16:44 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Karolina Benedyk

Englisch ist auf der Beiratssitzung in Vegesack selten zu hören. In der jüngsten Sitzung allerdings war das der Fall. Und sogar ukrainisch wurde gesprochen. Das hatte Gründe: Die Beiratsmitglieder haben sich Frage beschäftigt, ob Vegesack eine weitere Stadtteilpartnerschaft eingehen möchte – mit einem Stadtteil der ukrainischen Stadt Odessa. Doch wie kann eine Partnerschaft funktionieren, wenn sich eine Partei im Krieg befindet?

Die Abstimmung fiel zum Abschluss der bremischen Odessa-Tage. Diese sollten die Stadtpartnerschaft zwischen Bremen und Odessa vom 10. bis zum 19. November mit Leben füllen. Warum eine weitere Stadtteilpartnerschaft mit einem Ort oder Stadtteil des Bezirks Odessa geplant sei, erklärte Beiratsmitglied Thomas Pörschke so: "Gerade in einer regionalen Partnerschaft komme die Verbundenheit mit der Ukraine zum Ausdruck". Die Menschen seien sich näher. Der Grünen-Politiker leitete den Vorschlag an den Beirat. Er beschrieb, dass Bremen für viele ukrainische Geflüchtete ein "sicherer Hafen" sei. Auch bei dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe sich Bremen früh positioniert.

Die Stadtteilpartnerschaft kann dazu beitragen, die Ukraine besser zu verstehen.
Thomas Pörschke, Beiratsmitglied Vegesack, Die Grünen

Er hoffe jedoch auch, dass zwischen den Stadtteilen mehr als Austausch stattfände. Für die Zukunft bräuchte es Akteure in der Zivilgesellschaft, die auch für humanitäre Hilfe sorgen. Darüber hinaus helfe die Stadtteilpartnerschaft, "den Krieg in der Ukraine nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Auch könnte das dazu beitragen, die Geschichte des Landes bekannter zu machen", so Pörschke.

Pörschke legte offen, dass er Anknüpfungspunkte für kritische Nachfragen sehe. Die Stadt sei weit weg und befände sie sich im Kriegszustand. Er sehe aber Möglichkeiten, diese Schwierigkeiten zu überwinden: "Durch digitale Konferenzen und Beamer können wir mit den Menschen in Kontakt bleiben. Und auch wenn das Land noch im Krieg ist, können wir den Ukrainerinnen und Ukrainern die Möglichkeit bieten, nach Vegesack zu kommen."

Die Sorge um kritische Nachfragen war vergebens. Die Rückmeldung der Beteiligten fiel überaus positiv aus. Beiratsmitglied Maximilian Neumeyer sprach die ukrainische Delegation auf Englisch an. Der Christdemokrat  brachte seine Überzeugung zum Ausdruck: "Die Ukraine wird den Krieg gewinnen" und es werde der Moment kommen, "dass wir uns gegenseitig besuchen". Dass die Wahl auf Odessa fiel, sei kein Zufall: Beide Städte haben eine maritime Seite. Sichtlich berührt beendete er seine Ansprache mit den Worten "Slava Ukraini" ("Ruhm der Ukraine"). Unter lautem Beifall antwortete die Delegation: "Slava Ukraini". Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gilt der Ausdruck als Zeichen des Widerstands.

Solidarität mit der Ukraine

Beiratssprecherin Heike Sprehe (SPD) betonte, die "Städteteilpartnerschaft mit Leben zu füllen, und nicht nur einen weiteren Namen am Ortseingangsschild" haben zu wollen. "Wir wollen gleichzeitig ein Zeichen setzen, dass wir die Ukraine auch in der Zukunft unterstützen wollen", so Sprehe.

Ingo Schiphorst teilte die "uneingeschränkte Solidarität" und verband sie mit einer politischen Forderung: Er appellierte daran, die Berufsabschlüsse der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern leichter anerkennen zu lassen. Es brauche mehr Kitaplätze, um Frauen und Kindern bessere Teilnahme an der Gemeinschaft zu ermöglichen. Auch die Referatsleiterin für internationale Beziehungen der Senatskanzlei Bremen, Anette Lang, betonte, "dass die Solidaritätspartnerschaft langfristig gedacht werden muss." Kulturelle Initiativen und Besuche aus Odessa könnten einen Beitrag dazu leisten.

Dem Antrag zum Aufbau einer Partnerschaft wurde in Abwesenheit des parteilosen Heiko Werner einstimmig angenommen. Zudem soll ein nicht ständiger Ausschuss eingerichtet werden, der die weiteren Schritte begleitet.

Rückmeldung der ukrainischen Delegation

Kateryna Marchenko sprach im Namen der ukrainischen Delegation ihren Dank aus. Auf Ukrainisch sagte die stellvertretende Direktorin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit der regionalen Staatsverwaltung Odessa, dass sie in Vegesack positiv aufgenommen wurde. Dieses Bild werde sie in ihre Heimat mitnehmen und verbreiten. Sie freue sich, dass weitere Kinder durch Besuche nach Deutschland eine Auszeit vom Krieg haben können. "Sie können nicht verstehen, wie viel das für sie bedeutet". Marchenko wisse, dass eine Partnerschaft Bemühungen brauche: "Und wir werden uns bemühen. Das ist nicht nur fürs Papier."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)