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Gemeinde-Fusion In Vegesack streben vier Gemeinden die Fusion an

Ein Gemeindeverbund sind sie schon lange. Doch jetzt soll aus vier noch eigenständigen Kirchengemeinden eine werden. Die Vorbereitungen laufen.
28.03.2023, 18:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Die enge Zusammenarbeit ist ihnen längst vertraut. Seit 2006 gibt es zwischen der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Aumund, der evangelisch-lutherischen Christophorusgemeinde und der vereinigten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Vegesack eine Kooperation. Im Jahr 2011 kam noch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Alt-Aumund hinzu. Sie kooperieren, aber jede Gemeinde ist eigenständig. Noch. Denn künftig wird der Gemeindeverbund enger zusammenrücken: Geplant ist die Fusion.

„Wir sind dabei, ernsthaft zu prüfen, zum nächsten, spätestens zum übernächsten Jahr eine Gemeinde zu werden“, berichtet Ulrike Bänsch, Pastorin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Aumund. Nötig ist dies, weil die Kirche Mitglieder verliert und „die Ressourcen geringer“ geworden seien. Vor fünf Jahren hätten alle vier Gemeinden des Verbunds zusammen noch rund 9000 Mitglieder gehabt, sagt die Pastorin. Jetzt seien es 7800. Nun müsse dem Rechnung getragen werden, dass die Gemeinden weniger einnehmen. „Wenn wir in die Zukunft gehen wollen, müssen wir bereit sein, etwas aufzugeben“, sagt auch Pastorin Jennifer Kauther von der Christophorusgemeinde. Man habe sich bei der Kooperation damals zwar die Eigenständigkeit bewahrt, aber auch vorgenommen, „zu handeln, wenn die Zeit reif dafür ist“, schildert Ulrike Bänsch.

Ausgaben verringern

Das bedeutet, dass im Zuge der Fusion nicht nur der Gemeindebestand reduziert werden muss - „und somit der Personalbestand verringert“, blickt Ulrike Bänsch in die Zukunft. Die vier Kirchengemeinden arbeiten auch an einem gemeinsamen Gebäudekonzept. „Wir müssen uns auf zwei Standorte reduzieren.“ Das sei auch ein Beschluss der Bremischen Kirche. In dem Zusammenhang ist auch die Rede davon, dass Kirchen verkauft werden könnten.

Seit einem guten Jahr laufen in verschiedenen Gruppen die Vorbereitungen für die geplante Fusion, berichtet Susanne Böttcher, Bauherrin der vereinigten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Vegesack. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen – etwa zum Gebäudekonzept und zur gemeinsamen Gemeindeordnung. Oder zu der Frage, wie die künftige eine Gemeinde inhaltlich weiterarbeiten will und kann, beschreibt Jan Lammert, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Alt-Aumund, den derzeitigen Prozess. In allen vier Gemeinden werden die Mitglieder bei Versammlungen über den Stand der geplanten Fusion informiert. „Die Menschen in der Gemeinde sollen mitsprechen können“, betonen alle. Pastor Lammert kann berichten, dass er „keinen großen Diskussionsbedarf“ wahrnimmt. Seiner Einschätzung nach könnte „die Fusion zum Advent dieses Jahres“ beschlossen werden. Wenn auch der Kirchentag der Bremischen Evangelischen Kirche im November zugestimmt hat.

Jennifer Kauther hatte bei einigen Gruppenleitern die Sorge wahrgenommen, dass sie von heute auf morgen auf der Straße sitzen. Aber, bei der Verringerung des Personals, erklärt auch Ulrike Bänsch, gehe es um Pastorenstellen. Wenn ein Pastor oder eine Pastorin aufhört, werde die Stelle nicht wieder besetzt. Personal - etwa für das Gemeindebüro, für die Kinder- und Jugendarbeit oder die Kirchenmusik – nutzen die vier Gemeinden ohnehin schon gemeinsam.

„Die Gemeindeglieder sehen ein, dass wir fusionieren müssen, damit die Finanzen nicht ausufernd ausgegeben werden“, berichtet Susanne Böttcher aus der vereinigten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Vegesack. „Und alle dürfen sich mitgenommen fühlen. Es ist ein Entstehungsprozess.“

Veränderung bietet Chancen

Gleichwohl sei die Fusion mit Einschnitten verbunden, wissen alle. Vor allem bei der Frage, „von welchen Gebäuden wir uns lösen müssen und welche wir erhalten“, sagt Jan Lammert. „An den Gebäuden hängt das Herz.“ Menschen verbinden mit ihnen Begegnungen und Erlebnisse. Die Kirchen sind die Orte, an denen sie getauft oder getraut wurden. An denen sie ihre festen Gruppen besuchen. An denen Erinnerungen hängen. Da bringe die Fusion auch Trauer und Abschiedsschmerz mit sich, sagt Ulrike Bänsch.

„Wir müssen lernen, dass wir als Kirche wahrgenommen werden und nicht nur als einzelne Gemeinde“, blickt Jennifer Kauther auf die Fusion. Die Veränderung biete auch Chancen, fügt Susanne Böttcher hinzu. „Es geht um die Gläubigen, um die christliche Gesellschaft.“ Sie ist sehr zuversichtlich, dass das Gemeindeleben in diesem Stadtteil künftig „gut gelebt werden kann“.

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