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Sorge um Spielstätten Geschichtenhaus schließt: Statt-Theater Vegesack verliert Bühne

Mit der Schließung des Vegesacker Geschichtenhauses fällt im Alten Speicher die Bühne weg. Das Statt-Theater Vegesack verliert einen wichtigen Spielort – und sorgt sich um eine weitere Aufführungsstätte.
09.07.2024, 18:49 Uhr
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Geschichtenhaus schließt: Statt-Theater Vegesack verliert Bühne
Von Julia Assmann

Es wäre nicht das erste Mal, dass das Statt-Theater Vegesack eine Spielstätte verliert. Zuletzt war es der "Theatre Space" an der Constructor University in Grohn, der inzwischen für Vorlesungen genutzt wird. Jetzt ist es mit dem Vegesacker Geschichtenhaus die Bühne im Alten Speicher am Vegesacker Hafen. Der Beschäftigungsträger Bras hat angekündigt, dass die Einrichtung infolge des Mittelstopps durch das Jobcenter voraussichtlich zum 31. August schließen muss. Passiert das tatsächlich, fällt mit dem Alten Speicher für das Statt-Theater ein Aufführungsort weg. Gleichzeitig machen sich die Statt-Theater-Leute Sorgen, ob sie ab dem kommenden Jahr die Bühne in der Oberschule Lerchenstraße weiterhin nutzen können. Denn die wird im Zuge des Erweiterungsbaus in die neue Mensa integriert. "Wir wissen noch nicht, ob die neue Bühne für uns geeignet sein wird", sagt Ute Schimmler, Vorsitzende des Statt-Theaters Vegesack.

Zum 400. Geburtstag des Vegesacker Hafens hatte das Statt-Theater Vegesack 2022 in die „Haifischbar“ vor passender maritimer Kulisse ins Geschichtenhaus eingeladen. Wegen der guten Resonanz und der großen Nachfrage wurde die Revue dort 2023 erneut aufgeführt. Alle Termine waren beinahe ausverkauft. Ebenso beliebt waren die Ringelnatz-Abende. Unter der Regie von Christa Präger inszenierte Andrea Eldagsen Werke des Schriftstellers als Theaterszenen. Und auch ein Kammerspiel mit Helle Rothe und Martin Mader stand 2022 und 2023 auf dem Programm des Geschichtenhauses. Sie präsentierten dort die szenische Lesung „Love Letters“ von Albert R. Gurney. An insgesamt 20 Abenden war das Statt-Theater Vegesack 2023 im Geschichtenhaus präsent. Fast ebenso viele waren es 2022.

Ute Schimmler betont: "Das Geschichtenhaus war für unsere Lesungen und für die Musikrevue sehr wichtig." Bei der Inszenierung von "In der Haifischbar" begeisterte die musikalische Darbietung einige Mitglieder so sehr, dass sich innerhalb des gemeinnützigen Vereins anschließend eine Gruppe bildete, die weiter an ihrer stimmlichen Ausbildung arbeitet. Zwar gibt es noch keine konkreten Pläne für ein neues Musikstück. Doch selbst wenn es sie gäbe, wäre die Möglichkeit einer Präsentation im Alten Speicher derzeit unwahrscheinlich. Dass das Geschichtenhaus voraussichtlich schließen muss, sieht die Vorsitzende kritisch. Nicht nur aus Sicht der Menschen, die damit ihren Arbeitsplatz verlieren, und aus Sicht des Statt-Theaters, das auf seine Spielstätte verzichten muss – sie findet auch: "Man nennt die Promenade die Maritime Meile. Aber da ist doch bald nichts Maritimes mehr."

In der Oberschule Lerchenstraße treten die Mitglieder des Statt-Theater Vegesack ebenfalls gerne auf. Dort und im Kindergarten Flintacker finden die Proben der Gruppen statt. Derzeit bereitet sich das Nachwuchsensemble auf das Stück "Das indische Tuch" von Bernd Spehling vor. Es basiert auf dem Roman von Edgar Wallace. Am 7. September ist Premiere in der Oberschule. Dann folgen dort zehn weitere Aufführungen. Die neue Bühne in der Schule sei ausreichend groß, allerdings liege sie nur 30 Zentimeter über dem Parkett, erläutert Ute Schimmler. "Sie lässt sich so für uns nicht bespielen. Außerdem ist nach Planung der Architekten die Bühne als Teil des Essraums der Mensa geplant. Wir möchten abwarten, bis die Schule in diesen Neubau eingezogen ist und dann gemeinsam mit den sehr freundlichen und kooperativen Vertretern der Schule überlegen, ob und wie wir diese Bühne für unsere zukünftigen Aufführungen verwenden können."

Wir würden gerne häufiger im Kulturbahnhof auftreten.
Ute Schimmler, Vorsitzende Statt-Theater

Dabei benötigt das Statt-Theater Vegesack, das mit seinen aktuell 75 Mitgliedern drei bis fünf Theaterstücke im Jahr produziert, unbedingt geeignete Spielorte. "Wir würden gerne häufiger im Kulturbahnhof auftreten", sagt die Vorsitzende. Im Mai feierte das Ensemble dort mit "Die Firma dankt" Premiere und in der Vorweihnachtszeit steht das Kinderstück "Das Dschungelbuch" nach Rudyard Kipling im Kulturbahnhof auf dem Programm. "Die Zeiten, die wir dort bekommen, sind aber sehr eingeschränkt." Das liege auch daran, dass professionelle Künstler den Häusern des Kulturbüros Bremen-Nord mehr Geld einbringen. "Wir nehmen 15 Euro Eintritt, professionelle Künstler nehmen vielleicht 60 Euro. Das können wir nicht und wollen es auch nicht", betont die Vorsitzende. Aus diesem Grund gehörten auch Auftritte im Kito der Vergangenheit an und seien Aufführungen im Bürgerhaus selten. Dort sei zudem die Bühne im großen Saal zu groß und die kleine Bühne wiederum zu klein.

Das Statt-Theater Vegesack hofft nun darauf, dass es in der Oberschule Lerchenstraße bleiben kann – und sucht nach weiteren Spielstätten. Dabei wurde jüngst eine Immobilie in den Blick genommen, in der früher nicht Kultur, sondern Schuhmode angeboten wurde. Statt-Theater-Mitglied Helle Rothe brachte die Frage auf, ob sich das ehemalige Schuhhaus Nordenholz eignen könnte. "Sie ist an das Vegesack Marketing herangetreten und hat sich erkundigt. Es gab aber keine konkreten Verhandlungen." Letztlich sei die Immobilie für Theateraufführungen aber auch ungeeignet. "Das Geschäft ist nicht barrierefrei und hat mehrere Ebenen", erläutert Ute Schimmler.

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