Die Jacobs University ist mittlerweile die Constructor University und aus dem "Theatre Space" wurde ein weiterer Saal für Vorlesungen. Schwierig für das Statt-Theater, hatte man doch gerade für größere Produktionen die Uni-Bühne für sich entdeckt. Mit dem neuen Eigentümer kam sozusagen die Kündigung und das Statt-Theater ging erneut auf die Suche. Die Bühne wurde, mehr oder minder zufällig, mit der Oberschule Lerchenstraße gefunden. Zwar habe man mit den Aufführungen, derzeit läuft "8 Frauen", eine Schul- beziehungsweise Aulaatmosphäre, "was nicht jedem gefällt", gesteht Ute Schimmler. Doch die Vorsitzende des Statt-Theater-Vereins erzählt ebenfalls: "Wir sind noch nie so zuvorkommend und freundlich aufgenommen worden, wie in der Oberschule Lerchenstraße."
Ihr Mann, Walter Schimmler, stimmt zu. Wenn auch damit einhergehend, dass "wir jeden Sonntagabend alles Equipment von der Beleuchtung über Requisiten bis zum Schminktisch unter Planen auf der Bühne verstauen müssen, um es dann am Freitag wieder hervorzuholen". Walter Schimmler freut sich über die wunderbare Aula, die gute Technik, den Vorhang. Er war es, der für das Stück "8 Frauen" auf die Suche nach einem Proben- und Bühnenraum ging. Im Übrigen ein Stück, das aufgrund von zwei Hauptaspekten ins Programm genommen wurde: den vier jungen Frauen, die vom letztjährigen Nachwuchskursus des Statt-Theaters übrig geblieben waren, und der Tatsache, dass die vorhandenen Männer im Verein schon für das ab Mai laufende Stück "Ein gemütliches Wochenende" verplant waren. "Da fiel mir ein, dass 2020 schon eine Reihe von Frauen ein Jahr Probenarbeit in das Stück investiert hatten, dann kam Corona", so Walter Schimmler. Fünf junge Nachwuchsfrauen hatte er also schnell parat, es meldeten sich noch drei weitere Frauen, und schon stand "8 Frauen" auf der Bühne in der Lerchenstraße.
Heimat im Kuba und Bürgerhaus
Die ist nur eine von dreien, auf der die Statt-Theater-Akteure zu finden sind. "Unsere Heimat ist die große Bühne im Kulturbahnhof, wo wir allerdings nur ein Stück pro Jahr aufführen können – das würde sonst für das Kulturbüro Bremen-Nord zu kostenintensiv". Auch die Studiobühne im Bürgerhaus wird vom Statt-Theater bespielt, allerdings ist die so klein, "dass ich schon bei der Neuauflage zu 'Gott des Gemetzels', wo vier Akteure auf der Bühne sind, den Zuschauerraum mit nutzen musste", so Laura Schimmler, die dabei Regie führte.
Die Tochter von Ute und Walter Schimmler leitete 2022 auch den Nachwuchskursus. "Wir hatten im entsprechenden Arbeitskreis beschlossen, mal anders an die Sache heranzugehen." Statt wöchentliche Treffen sollten es Seminarwochenenden werden, "im Abstand von vier bis sechs Wochen". Aus dem Wochenende wurde am Ende ein Seminarsonnabend, aus sechs wurden vier Treffen, "einmal hatten von den sechs Teilnehmern fünf Covid", und die Seminarzeit von 10 bis 15 Uhr, "war nicht immer machbar. Meistens waren die fünf jungen Frauen und ein junger Mann schon um 14 Uhr ziemlich fertig". Denn, so Laura Schimmler, die Workshops seien hoch anspruchsvoll, sowohl körperlich als auch geistig. "Selbst ich habe unterschätzt, wie anstrengend dies ist", gesteht die junge Frau, die schon seit Jahren aktiv im Statt-Theater dabei ist.
Körper und Mimik sind wichtig
Das gemeinsam entwickelte Konzept für die Nachwuchs-Darsteller beinhaltet im Übrigen lediglich zu zehn Prozent Text. "Körper, Gesicht, Mimik sind viel wichtiger, insbesondere für Menschen, die noch nie auf einer Bühne standen." Die künftigen Laiendarsteller müssten erst einmal lernen, wie sie Ausdruck bis in die letzte Zuschauerreihe transportieren können. "Wir haben ganze Szenen nonverbal gespielt", erzählt Laura Schimmler. Ebenso wurde der Blickkontakt mit dem Publikum geübt, dann an Sprache und Stimme gefeilt und zum Schluss an Improvisationen und Miniszenen gearbeitet. "Ganz wichtig ist, dass Laiendarstellerinnen und -darsteller lernen, aufeinander zu achten, damit sich niemand ohne Text auf der Bühne der Szene entzieht."
Welche Vorgaben der nächste Nachwuchskursus – im vergangenen wurden junge Menschen bis 30 Jahre gesucht – haben soll, steht noch nicht fest. Die drei Schimmlers würden sich freuen, wenn auch mal "Menschen jeglicher Hautfarbe und Nationalität" Lust am Mitspielen hätten. Auch zeitintensive Jobs wie Regie-Assistenz oder Soufflage können übernommen werden. Gesucht werden darüber hinaus auch jederzeit Talente, die hinter der Bühne mit anfassen, "Nähen, Tapezieren, auf- und abbauen, Requisiten suchen und finden – solche Talente werden immer gebraucht", macht es Walter Schimmler deutlich. Er will mal ein wenig pausieren, will heißen, "gegebenenfalls kaufen wir mal wieder professionelle Regisseure ein. Das ist für uns als Amateurtheater auf der Bühne gleich noch eine Fortbildung".