Erst musste das Köksch un Qualm in Burgdamm schließen, nun steht auch das Vegesacker Geschichtenhaus vor dem Aus. Der Träger der Einrichtung, die Bremer Bras, begründet das mit den finanziellen Problemen des Jobcenters. Dabei war vor Kurzem noch die Rede davon, dass das Angebot im Alten Hafenspeicher in diesem Sommer ausgebaut werden soll.
In der vergangenen Woche informierte das Jobcenter darüber, dass es seine Mittel für dieses Jahr – rund 65 Millionen Euro – größtenteils ausgegeben hat. Davon betroffen ist auch das Vegesacker Geschichtenhaus. Denn das beschäftigt ausschließlich Langzeitarbeitslose, die vom Jobcenter beziehungsweise dem Europäischen Sozialfonds gefördert werden. "Aufgrund des Mittelstopps des Jobcenters muss das Vegesacker Geschichtenhaus voraussichtlich zum 31. August schließen", heißt es in einer Mitteilung der Bras. Ohne den Einsatz von Langzeitarbeitslosen und der damit verbundenen Förderung werde es nicht möglich sein, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Weitere Einrichtungen betroffen
Gemeinsam mit dem Förderwerk Bremen bietet die Bras nach eigenen Angaben etwa 40 Beschäftigungsmaßnahmen in der Hansestadt an. Neben dem Geschichtenhaus seien auch die Projekte "Chance in Oslebshausen", "Gartenbau in Gröpelingen", "Metallbau in der Neustadt" sowie die Beschäftigungsmaßnahme auf der Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen von dem Mittelstopp betroffen und müssten voraussichtlich in den kommenden Monaten eingestellt werden. "Alle diese Maßnahmen sind gemeinwohlorientiert und leisten einen wichtigen Beitrag zur sozialen Struktur in den Stadtteilen, sie bieten den Teilnehmenden die Chance, sich gesellschaftlich zu engagieren und am beruflichen Leben teilzuhaben", so der Träger. "Insgesamt sind 55 Teilnehmende der Arbeitsgelegenheiten betroffen, daneben werden die Arbeitsplätze von 27 geförderten Beschäftigten wegfallen." Darüber hinaus seien auch Pädagogen und Anleiter, die sich in den Einrichtungen um die Menschen und ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt kümmern würden, von den Schließungen betroffen.
Zuletzt hatte Andreas Plundrich im Mai einen Neustart für das Vegesacker Geschichtenhaus angekündigt. Der Betriebsleiter informierte den Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft darüber, dass im Juni wieder Veranstaltungen in der Einrichtung stattfinden werden. Der erste Programmpunkt war für diesen Donnerstag geplant, die nächsten drei Angebote bis Mitte Juli. Sie alle sind am Nachmittag angesetzt. Ab September sollte es dann auch wieder Veranstaltungen am Abend geben.
Erweiterung der Einrichtung geplant
Darüber hinaus gab es Pläne für eine weitere Ausstellungsfläche im Obergeschoss. Dort sollten Exponate gezeigt werden, die zuvor im Köksch un Qualm zu sehen waren. Denn das musste bereits Ende Januar schließen. Genauso wie im Geschichtenhaus wurden auch in dem Museum an der Stader Landstraße ausschließlich Langzeitarbeitslose beschäftigt. Da dem Jobcenter für solche Angebote seit diesem Jahr weniger Geld als bisher zur Verfügung steht, musste der Betrieb in der ehemaligen Zigarrenfabrik eingestellt werden.
Dass das Jobcenter Angebote wie das Vegesacker Geschichtenhaus nun nicht mehr finanzieren kann, wird unter anderem von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi scharf kritisiert. "Verdi fordert jetzt ein umfassendes Rettungspaket des Senats für die Leistungen zahlreicher arbeitsmarktpolitischer Träger", heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. "Es droht sonst der Wegfall von wichtigen sozialen Projekten, hunderten staatlich geförderten Beschäftigungsverhältnisse und möglicherweise auch von regulären Arbeitsplätzen."
Zudem verweist Verdi darauf, dass Träger wie die Bras ohnehin große Probleme hätten, Personal zu finden. Grund dafür seien die niedrigen Löhne, die in der Branche bezahlt würden. "Statt Kürzungen braucht es dringend eine finanzielle Aufwertung, damit Gehälter auf dem Niveau des öffentlichen Dienstes refinanziert werden", schreibt die Gewerkschaft. "Verdi fordert auf Bundesebene ein Tariftreuegesetz und eine auskömmliche Finanzierung der Maßnahmen durch die Jobcenter." Vom Bremer Senat erwarte die Geschäftsführung, dass er dieses Vorhaben unterstützt.