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Vegesacker Hafenviertel Neuer Plan für grüne Quartierstechnik

Um das Quartier am Vegesacker Hafen klimaneutral zu machen, prüfen Ingenieure den Einbau von Technik, die es nach Meinung des Projektentwicklers so noch nicht im Bremer Norden gibt: einen Eisspeicher.
01.10.2021, 17:00 Uhr
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Neuer Plan für grüne Quartierstechnik
Von Christian Weth

Ursprünglich sollten die Keller des abgerissenen Haven Höövt einfach zugeschüttet werden. Doch ob die 15.000 Kubikmeter Betonkiesel gebraucht werden, die sich auf dem ehemaligen Grundstück des Einkaufszentrums auftürmen, ist inzwischen unklar. Ingenieure prüfen, die freigelegten Räume im Boden für etwas zu nutzen, das es nach Meinung des Projektentwicklers so noch nicht im Bremer Norden gibt: für einen sogenannten Eisspeicher, der das Hafenquartier, das auf dem Gelände gebaut werden soll, mit Wärme versorgt.

Dass die Architekten das Millionenprojekt jetzt anders planen, hat Max Zeitz im Juli angekündigt. Der Chef der Haven-Höövt-Entwicklungsgesellschaft will, dass das neue Wohn- und Geschäftsviertel so CO?-neutral wie möglich wird. Im Sommer sprach er von Geothermie, Fotovoltaik, recycelten Baustoffen. Jetzt spricht er auch von großen Betonzisternen auf dem anderthalb Hektar großen Grundstück, die mit Wasser gefüllt sind. Von Energie, die frei wird, wenn dieses Wasser kontinuierlich aufgetaut und wieder gefroren wird. Und davon, die Energie in Wärme umzuwandeln, um damit zu heizen.

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Zeitz sagt, dass es für manche Menschen zunächst komisch klingen mag, dass Eis quasi zu einem Wärmelieferanten werden kann. Nach seinen Worten ist die Technik neu, allerdings nicht so neu, dass das Verfahren noch im Versuchsstadium wäre. Der Projektentwickler verweist auf Anbieter, die Eisspeicher mittlerweile in Serie produzieren, sowohl im Kleinen für den Hausgebrauch als auch im Großen für die Industrie. Er lässt untersuchen, ob die Technik für sämtliche Gebäude des neuen Quartiers genutzt werden kann: für das Polizeikommissariat, das Hotel, die Gastronomie, die Pflegeeinrichtung für Senioren, die Wohnhäuser.

Für den Projektchef ist der Eisspeicher eine Option. Genauso wie die Fotovoltaik und die Geothermie. Er kann momentan nicht genau sagen, ob sich Zisternen und Wärmesonden so im Boden verankern lassen, wie es notwendig wäre, um die regenerative Technik einsetzen zu können. Die Ingenieure loten gerade aus, wo auf dem Gelände die Anlagen platziert werden können, ohne dass sie den Pfählen im Weg sind, die noch gerammt werden müssen, um die Traglast des Terrains zu erhöhen. Das Haven Höövt ist auf 790 Pfeilern gebaut worden, beim neuen Hafenquartier sollen 300 dazukommen.

Nach Zeitz' Zeitplan wird im nächsten Monat feststehen, was geht und was nicht, um die Ökobilanz des Bauprojekts nachhaltig zu verbessern – und damit auch, wie viele Kubikmeter Betonkiesel am Ende als Füllmaterial für den Boden gebraucht werden. Der November-Termin ist für ihn gesetzt, weil er im Dezember die ersten Bauanträge stellen will. Am Ende werden es sechs sein. Das halbe Dutzend steht für die Zahl der Baufelder, in die das neue Hafenviertel unterteilt ist. Der Investor geht davon aus, dass im Dezember nächsten Jahres die Rohbauten des Kommissariats und des Hotels fertig sein werden. Oder zumindest so gut wie.

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Dass die Architekten mittlerweile an einen Eisspeicher denken, von dem bei den ersten Quartiersplanungen keine Rede war, wird Zeitz zufolge das Projekt nicht verzögern. Und auch nicht noch mehr verteuern als die anderen technischen Optionen, die er im Sommer vorgestellt hat, um das Quartier möglichst CO?-neutral zu machen. Der Projektentwickler sagt, dass es beim Kostenplus von 20 Prozent bleibt. Im Vorjahr hatte er die Investitionen für das Hafenviertel noch mit 120 Millionen Euro angegeben, inzwischen beziffert er sie auf 24 Millionen Euro mehr. Nach seinen Worten rechnen sich die Mehrausgaben nicht nur umweltpolitisch.

Kommt tatsächlich ein Eisspeicher unter die Gebäude des Quartiers, verändert das zwar den Aufwand der Erdarbeiten, aber nicht die Reihenfolge, in der die Häuser gebaut werden. Anders als beim Abriss des Haven Höövt, bei dem sozusagen von hinten nach vorne gearbeitet wurde, soll der Quartiersbau an der Friedrich-Klippert-Straße beginnen und beim Kontor am Hafen enden. Laut Zeitz wird das Kommissariat darum zu den ersten Neubauten gehören und das neungeschossige Wohnhaus beim Alten Speicher zu den letzten. Vier Jahre soll es dauern, bis alles fertig ist. Geplant ist ein Quartier, in dem mehrere Hundert Menschen leben und arbeiten.

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