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Nordische Fischspezialität Matjestag in Vegesack

Am 17. Juni wird mit dem Vegesacker Matjestag die neue Matjessaison offiziell eröffnet. Dazu gehören das Anlanden der Delikatesse per Schiff, das Matjesdiplom, Filme und Musik.
11.06.2023, 05:00 Uhr
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Matjestag in Vegesack
Von Iris Messerschmidt

Der erste Matjes im neuen Jahr soll bekanntlich der leckerste sein. Ob das stimmt, können Gäste am Sonnabend, 17. Juni, von 10 bis 15 Uhr beim Vegesacker Matjestag herausfinden. Organisiert wird die Veranstaltung, bei der sich alles um den süß-salzigen Hering dreht, samt Rahmenprogramm vom Vegesack Marketing.

Geschichte des Hafenstädtchens

Matjes ist des Vegesackers liebster Snack, Mittag- und Abendessen – behauptet zumindest der Verein Vegesack Marketing, und liefert gleich noch eine Erklärung: "Das hängt nicht nur mit der Geschichte des ehemaligen Hafenstädtchens zusammen, das im 19. Jahrhundert die größte Heringsfischerei-Gesellschaft Europas beheimatete und noch bis vor 70 Jahren der Hafen einer riesige Heringsloggerflotte war. Nein, das maritime Aroma der Fischspezialität liegt den Fisch-Feinschmeckern des Bremer Nordens einfach im Blut." So sei es auch kein Wunder, so das Vegesack Marketing, dass man den Start in die neue Saison immer wieder aufs Neue ausgiebig zelebriere.

Vegebüdel bringt die Fässer

Um 10 Uhr legt die Barkasse „Vegebüdel“ am Vegesack-Anleger an, um die ersten Fässer mit neuem Matjes zu bringen. Die Crew soll mit allen „Matjesehren“ begrüßt sowie Fässer an die Hafenmeisterin und den Vegesacker Jungen übergeben werden. In Begleitung von Musiker und Geschichtenerzähler Jonny Glut sowie einer Schar historisch gekleideter Matjesfischer, Spielleuten und den Kutterpullern des „MTV-Nautilus“ soll das Matjesfass über die Maritime Meile bis zum Utkiek gerollt werden.

Amtsvertreter legt Matjesdiplom ab

Dann folgt gegen 11 Uhr das Matjesdiplom, das der Bürgermeister oder ein Vertreter ablegen soll. Ist diese Aufgabe gemeistert und der Matjes für gut befunden worden, kann er endlich ausgegeben und verzehrt werden. Musikalisch begleitet vom Seemannschor Vegesack wird die Matjessaison damit offiziell eröffnet. Ein weiteres wichtiges Ereignis des Vegesacker Matjestages ist die Übergabe des Vegesacker Heringslöffels vom Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt an das Heimatmuseum Schloss Schönebeck.

LED-Wand und Musik

Dazu zeigen die Arbeitnehmerkammer und die Wirtschaftsförderung Bremen im Zuge der Kulturreihe "Lux Freilicht" ab 12 Uhr auf einer LED-Wand am Utkiek "Seestücke". Es sind Filme, die den Heringsfang dokumentieren, außerdem Stummfilme, die beim Vegesacker Hafengeburtstag im vergangenen Jahr entstanden sind. Dazu gibt es „Musik vom Meer und Klänge von der See“: Pianistin Julia Vera Rodatz präsentiert Klavier- und Synthesizer-Stücke.

Zur Sache

Der symbolträchtige Löffel

Es handelt sich um den Nachbau eines angeblich historischen Löffels aus der Zeit des frühen 17. Jahrhunderts. Dieser Löffel wurde angefertigt aus dem Eichenholz der ersten Uferbefestigung an der Tiefer in Bremen und ist 400 Jahre alt. Das Holz hat damit das Alter des Vegesacker Hafens. Der Legende nach wurde dieser Löffel von den Vegesacker Heringsfängern auf ihren Buisen (seetüchtiges Schiff, von Holländern entwickelt) und später Loggern als Talisman mit an Bord geführt, wenn sie hier den Hafen verließen. Die Form des Löffels konnte sich dabei von Schiff zu Schiff unterscheiden. Der hier nachgebaute Löffel ähnelt mit an seiner Spitze weit aufgerissenen Augen an die Form eines Fisches. Derartige Löffel wurden gerne auch hinter den Schiffen hergezogen, um so Heringsschwärme anzulocken. Damals verfügten die Fischer noch nicht über Sonargeräte, die ihnen den nahen Heringsschwarm anzeigen konnten. Hier waren die Fischer auf ihre eigenen Erfahrungen und Glücksbringer angewiesen.

Bei der Ausfahrt der Schiffe aus dem Hafen stand ein Mann der Besatzung vorne am Bug des Schiffes und richtete so einen überdimensionalen Holzlöffel weserabwärts Richtung See. Dies symbolisierte den Wunsch nach einem erfolgreichen Heringsfang und anschließend bei der Rückkehr mit einem mit Fischen angefüllten Löffel. Am „Utkiek“, der Landzunge an der Mündung des Vegesacker Hafens in die Weser, standen die Frauen und Familien und riefen den Fischern ihre guten Wünsche für einen reichlichen Fang und vor allem eine gute und gesunde Heimkehr zu.

Der Holzlöffel hatte an Bord der Schiffe während der ganzen Fangreise einen privilegierten Platz am Fockmast des Schiffes, den jeder der Seeleute mit dem linken Zeigefinger berührte, wenn er an ihm vorbeilief, gleichgültig, wie oft das am Tag geschah. Das berichtet in seinen Erinnerungen der Heringsloggerkapitän Frido Brockenburg (1861-1934), die man kürzlich auf einem Dachboden in einem der Kapitänshäuser am Wilmannsberg in der Vegesacker Innenstadt gefunden hat.

Die Fischer galten als sehr abergläubisch, so gründete sich diese Zeremonie mit dem Holzlöffel bei der Ausfahrt und während der Fangfahrten auf einem solchem Mythos. Der Löffel gilt insofern als Glücksbringer. Zudem gilt er als Symbol für den Wunsch nach immer ausreichend gefüllten Tellern und Erträgen vom Feld, aber eben auch von der Jagd und dem Fischfang. So steht ein voller Löffel für Wohlstand und einen satten Magen. Ebenso kann der Löffel als Symbol des Friedens interpretiert werden: Wer mit einem Löffel isst, muss dazu jegliche Waffen aus der Hand legen und alle seine Kampfhandlungen einstellen.

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