Seit Ende April dürfen sie wieder in die Riemen greifen. „Step by step“, sagte vor knapp zwei Monaten Trainer Uli Temmen vom Vegesacker Ruderverein (VRV) im Gespräch mit unserer Zeitung. Wegen der Corona-Pandemie bleibt auch im Wassersport Vorsicht oberstes Gebot. Das war jetzt auch während einer Bootstaufe zu beobachten. Normalerweise wird zu so einem Anlass öffentlich eingeladen, „herrscht ordentlich Betrieb“, erzählt auch VRV-Pressewartin Dorothee Wolter-Buhlmann. Dieses Mal war es eher leise, als ein neues Rennboot für den Leistungssport den Namen „Stille Bucht“ und ein Renndoppelvierer für die Kinderabteilung den Namen „High 5“ erhielten. Nur eine Handvoll Personen waren am Sonntag zum feierlichen Akt geladen – Abstandsregelungen inklusive.
Auf die schrittweise Belebung des Sportbetriebs im kleinsten Bundesland hatte sich der Senat auf Vorschlag von Sportsenatorin Anja Stahmann Ende April verständigt und eine Allgemeinverfügung mit entsprechenden Abstands- und Hygieneregeln beschlossen. Diese Strategie war auch mit dem Landessportbund abgesprochen. Dennoch war Stahmann damals fest davon überzeugt, dass der Bremer Sport „noch weit von der Normalität entfernt ist“. Davon kann auch der Vegesacker Ruderverein ein Lied singen. Verbindliche Regeln – schon vor der Lockerung vom Deutschen Ruderverband mit dem ärztlichen Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin der Uni Ulm, Professor Jürgen M. Steinacker, erarbeitet – sollten frühzeitig die schrittweise Wiederaufnahme des Ruderbetriebs bundesweit ermöglichen und Gesundheitsrisiken in allen Bereichen minimieren.
Der Vereinsvorsitzende Uwe Vielstich und Rudertrainer Uli Temmen befassten sich also im April eingehend mit den Vorsichtsmaßnahmen. Beispielsweise ging es darum, auf Krankheitssymptome, Kontaktvermeidung, Mindestabstand von anderthalb Metern auf dem Vereinsgelände im Grohner Jachthafen, bei der Materialpflege und dem Transport der Boote zu achten. Begrüßungen oder Verabschiedungen erfolgen ohne Berührungen, das Duschen und Umkleiden findet zu Hause statt.
Auch in den Ruderbooten gilt Sicherheitsabstand. „Wir werden die Abstände der Sitzplätze in einem Boot für zwei, vier oder acht Personen genau ausmessen“, machte damals Temmen deutlich. Wobei Trainingsfahrten der VRV-Leistungssportler in mehrsitzigen Booten aus Sicherheitsgründen nur im Ausnahmefall möglich waren, lediglich Personen aus einem Haushalt durften in einem Zweier zu den Skulls greifen, mittlerweile dürfen es Personen aus zwei Haushalten, so haben sich schon feste Mannschaften zu Trainingseinheiten zusammengefunden. Die Erklärung lieferte im April der Trainer: „Hochleistungsruderer benötigen eine Sauerstoffmenge, die durch das Gewebe von Mund- und Nasenschutz nicht einzuatmen ist.“
Mundschutz bis zum Boot
Für Dorothee Wolter-Buhlmann ist es schön zu sehen, wie das gesellige Leben auf das Vereinsgelände zurückkehrt. „Auch wenn alles immer unter den aktuellen Covid-19-Sicherheitsvorkehrungen geschieht“, macht sie deutlich. Insbesondere dem Nachwuchs bescheinigt sie „achtsames und trotzdem engagiertes“ Handeln. Mit viel Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein werde trainiert, Bootshallen nur betreten, um zügig Boote herauszuholen oder hineinzutragen, schnelle Einträge in den Computer zu machen oder die Toilette zu nutzen. Mund- und Nasenschutz werden bis zum Einstieg ins Boot getragen, und auch wieder aufgesetzt, wenn die Teilnehmer aus dem Boot steigen. „Das trifft sowohl für die Rennruderer als auch für die Wanderruderer zu.“ Lediglich ein Steuermann in einem Ruderboot trage während der gesamten Trainingseinheit eine Maske.
Der Renndoppelvierer „High 5“ hat so einen Steuermann und ist für die Kinderabteilung vorgesehen. „Es ist ein leichtes Boot, für junge Menschen gut geeignet, mithin für unsere Kinderabteilung ein absoluter Gewinn“, erzählt die Pressewartin. Der nun von ihrem Enkel getaufte Doppelzweier „Stille Bucht“ führt auf die 2019 verstorbene Maren Homburg zurück. „Sie war ein Urgestein des Vereins, war hier auch Frauenbeauftragte, hatte immer ein Herz für den VRV“, so Wolter-Buhlmann. Homburgs Familie hat dem Verein das Boot zur Verfügung gestellt. Der Name ist eine Hommage an Maren Homburg, die die sogenannte stille Bucht in einer Lesumkurve unterhalb Knoops Park immer besonders gern angefahren ist.