Die Freien Turner Hammersbeck (FTH) suchen einen neuen Vorstand. Das gestaltet sich schwierig. Aus diesem Grund hat der Verein den 30-jährigen Mietvertrag für ein Gebäude an der Apoldaer Straße mit Immobilien Bremen gekündigt. So weit, so gut, oder vielmehr so schlecht. Denn genau das stellt die Siedlergemeinschaft Aumund 1, die dort Untermieterin ist, vor ein großes Problem. Die Freien Turner haben bisher 360 Euro Miete im Jahr bezahlt. Jetzt will die Siedlergemeinschaft selbst das Haus mieten. Doch: Statt 360 Euro im Jahr will Immobilien Bremen plötzlich 360 Euro Miete im Monat – plus Nebenkosten. Das kann die Siedlergemeinschaft nicht leisten.
„Wir haben mit Genehmigungen des Bauamts Bremen-Nord Anbauten errichtet, die weitgehend auch mit Vegesacker Beiratsmitteln finanziert wurden“, berichten Ines Scheele und Thomas Hagemann von der Siedlergemeinschaft Aumund 1. „Dem Verein FTH ist das Objekt an der Apoldaer Straße im Jahre 1988 seitens der Stadtgemeinde Bremen mietfrei zur Nutzung überlassen worden. Im Gegenzug verpflichtete sich der Verein zur laufenden Instandhaltung der Immobilie. Vereinbart wurde zudem die Zahlung eines jährlichen Pauschalbetrags, circa 300 Euro, für Bewirtschaftungskosten, Strom, Wasser“, heißt es auf Anfrage von Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen.
Dieser Vertrag sei im Juli 2018 seitens des Vereins gekündigt worden, „verbunden mit der Bitte an Immobilien Bremen, seinem Untermieter, der Siedlergemeinschaft, eine weitere Nutzung zu ermöglichen“, heißt es weiter. Mit Schreiben vom 19. Februar dieses Jahres sei der Siedlergemeinschaft ein Mietangebot für das Gebäude nebst Außenflächen zu einer Monatsmiete von 360 Euro zuzüglich der Nebenkosten übermittelt worden. „Die Miethöhe wurde auf der Basis zuvor aufgestellter Wirtschaftlichkeitsberechnungen festgelegt“, macht Immobilien Bremen deutlich.
Zuvor sei die Siedlergemeinschaft bereits darauf hingewiesen worden, dass Immobilien Bremen aufgrund der rechtlichen Bestimmungen keine öffentlichen Gebäude mietfrei überlassen dürfe, sondern in jedem Fall eine Miete verlangen müsse, die den Erhalt des Gebäudes ermögliche. „Dafür übernimmt Immobilien Bremen anfallende Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten“, so der Pressesprecher. Schulz weiter: „Der Hinweis der Siedlergemeinschaft, laut ihrer Satzung keine Mietverträge abschließen zu können, hat die Gespräche in eine Sackgasse geführt. Aufgrund der nun fehlenden Vertragsgrundlage mussten die Beteiligten aufgefordert werden, die Liegenschaft zum 30. Juni zu räumen.“
„Wenig Würdigung“
„Wir haben von unserem Landesverband die Zusage, das Haus anmieten zu können, jedoch nur für eine sogenannte obligatorische Miete. Die Siedlergemeinschaft Aumund 1 ist die größte einzelständige Gemeinschaft in Deutschland. Wir sind dem Verband Wohneigentum angegliedert, der als gemeinnütziger Verein eingetragen ist. Unser Mitgliedsbeitrag beträgt 24 Euro pro Jahr, davon führen wir 14,60 Euro an den Landesverband Bremen/Bremerhaven ab. 9,40 Euro verbleiben in unserer Kasse für die Verwaltung der Mitglieder und die Instandhaltung unserer Gerätschaften. Die Mietvorstellungen von Immobilien Bremen sind für uns gar nicht leistbar, da diese Einnahmen nicht den Mietzins abdecken können“, erläutern Scheele und Hagemann das Problem.
Über die gesamten Jahre habe die Siedlergemeinschaft das Haus instand gehalten, die Stromverteilung neu legen lassen, das Haus einbruchsicher gemacht und sich um den angegliederten Spielplatz gekümmert. „Immobilien Bremen ist erst durch die Kündigung auf das Haus aufmerksam geworden“, sind Scheele und Hagemann verärgert über das Vorgehen. Die einzige Investition, die derzeit noch dringend an dem Haus getätigt werden müsse, sei eine neue Heizungsanlage, da auch die Gasheizung 30 Jahre alt sei.
„Wir haben 2016 mit unserer Gemeinschaft den zweiten Platz im Bundeswettbewerb des Verbands Wohneigentum belegt. Begründung war unser soziales Engagement. Uns stellt sich nun eine Frage: Ist es wirklich so, dass das Ehrenamt von senatorischer Seite so wenig Würdigung findet?“ Falls die Siedlergemeinschaft den Standort Spielhaus nämlich verlieren sollte, „können wir uns für Aumund nicht mehr starkmachen“.
Die Siedlergemeinschaft veranstaltet unter anderem das größte Maibaumsetzen in Bremen-Nord mit durchschnittlich 850 Besuchern, ist beim Fest der Vereine vertreten, bietet im TiQ (Treffpunkt im Quartier) Senioren-Gesprächskreise und Filmgruppen sowie eine Fahrradwerkstatt einmal die Woche mit angegliederter Tischlerei an, ehrenamtlich von Rentnern geführt, um fehlenden Werkunterricht und Betreuungszeiten für Kinder aufzufangen.
Vielfältige Arbeiten
Die Siedlergemeinschaft kümmert sich zudem um eine Bibliothek für Erwachsene in Räumen der Schule Borchshöhe; gewährleistet Krötenschutz durch Auf- und Abbau und Auf-und Abschließen der Schranken; beantragte auf Anfrage der Stadt Fördermittel, damit der Spielplatz Apoldaerstraße renoviert werden konnte; kontrolliert regelmäßig den Spielplatz und entfernt Unrat.
Wie es jetzt weitergehen soll? Scheele und Hagemann wissen es noch nicht. Setzen aber auf Gespräche mit Immobilien Bremen. Nur: Die Zeit drängt. Pressesprecher Peter Schulz macht auf Anfrage unserer Zeitung deutlich: „Immobilien Bremen steht natürlich weiterhin als Gesprächspartner zur Verfügung, ist jedoch als Anstalt des öffentlichen Rechts verpflichtet und beauftragt, den bremischen Immobilienbestand sorgfältig zu verwalten. Eine miet- und vertragsfreie Überlassung des Objekts Apoldaer Straße 23 ist daher ausgeschlossen.“