Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kito Vegesack Gemalte Welten aus Wasser und Licht

Er ist einer der berühmtesten Vertreter des Impressionismus: Claude Monet. In einem Vortrag im Kito Vegesack berichtete Detlef Stein über das Leben des Malers und was ihn als Künstler faszinierte.
22.01.2024, 14:23 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jörn Hildebrandt

Flüsse und Seen, auf deren Oberfläche sich das Sonnenlicht spiegelt, aber auch das schäumende Meer zogen den Maler Claude Monet (1840 bis 1926) magisch an. Solche schnell wechselnden Eindrücke auf einem Gemälde festzuhalten, stellt jedoch besondere Herausforderungen an den Künstler. Mit einer Technik, die heute Impressionismus genannt wird, meisterte Monet diese Schwierigkeiten und malte an den Ufern der Seine, den Felspartien der Normandie oder an seinem Seerosenteich in Giverny.

Im ausverkauften Kito ließ der Kunsthistoriker Detlef Stein das Auf und Ab im Leben des französischen Künstlers unter dem Titel „Tage am Wasser“ Revue passieren und führte auch zu dessen Wirkungsstätten, die Stein selbst aufgesucht hatte. Er schilderte das Leben Monets ganz unakademisch, lebendig und auf erzählerische Weise, und ließ den Besuchern ausreichend Zeit, Fotos und Gemälde zu betrachten, die seinen Vortrag illustrierten. Von der Pianistin Mario Rosa Günter brilliant gepielte impressionistische Klangbilder, unter anderem von Maurice Ravel, Claude Debussy oder Manuel de Falla, fügten sich in die Thematik des Vortrags ein.

Überraschend begann Detlef Stein seine Ausführungen mit den letzten Lebensjahren Claude Monets: „Im Alter von 80 Jahren war er hochberühmt, doch Kubismus und abstrakte Gemälde von Wassily Kandinsksy hatten bereits die Kunstszene revolutioniert, und vor kurzem war in Weimar das Bauhaus gegründet worden“, sagt Detlef Stein. "So ragte Monet wie ein Monolith in diese neue Epoche der Kunst – umgeben von Einsamkeit, saß er jedoch auch im Sonnenschein seines Ruhms.“

Von Paris in die Normandie

Aus finanziellen Gründen zog die Familie Monet schon 1844 von Paris in die Normandie und schnell zeigte sich das künstlerische Talent des Sohnes eines Kolonialwarenhändlers: Bereits der Schüler verdiente sich etwas Geld mit treffsicheren Karikaturen, zum Beispiel seiner Lehrer, die im Ort begehrt waren.

Doch der junge Maler entdeckte bald seine Liebe zu Meer, Wolken und Landschaft, und voller Ehrgeiz plante er ein Riesengemälde von 24 Quadratmetern Größe. Das Besondere am dem Werk sollte das Sonnenlicht sein, das durchs Laub fällt und komplexe Fleckenmuster auf den dargestellten Personen erzeugt. Dieses Großbild kam zwar nie zustande, doch bereits beim zweiten Anlauf hatte Monet Erfolg: Seinem Ersatzbild „Dame im grünen Kleid“, auf dem er seine Lebensgefährtin Camille malte, wurde außerordentliche Lebensechtheit bescheinigt.

Schwieriger Anfang

Mehr und mehr faszinierte Claude Monet der flüchtige Augenblick, den eine tupfende oder strichelnde Malweise am angemessensten wiedergeben kann. Doch sein Bild mit Badenden, auf dem das Wasser mit blauen, weißen, schwarzen und ockerfarbenen Pinselstrichen ins Zentrum des Gemäldes rückt, lehnte die Jury ab. Den Impressionisten wurde insgesamt vorgeworfen, dilettantisch zu malen, ihre Werke wurden als laienhaftes Gekleckse gebrandmarkt.

Im Jahre 1872 hatte die neue Malrichtung ihre erste Gruppenausstellung in Paris und Monet präsentierte ein Bild von Le Havre, das deutlich vom englischen Maler William Turner beeinflusst war. Dessen Darstellungen von Rauch, Nebel und Licht hatten Monet stark beeindruckt und als er aus finanziellen Gründen mit seiner Familie nach Vétheuil, einem kleinen Ort in der Normandie, umzog, hielt der Frühaufsteher von seinem Malboot aus immer wieder die rasch wechselnden Eindrücke von Morgendämmerungen am Ufer fest.

Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau zog Monet 1883 erneut um und fand im benachbarten Giverny einen Ort, in dem er die zweite Hälfte seines Lebens verbringen sollte. Dank eines Kunsthändlers, der viele Bilder nach Amerika verkaufte, wurden ihm nun endlich Ruhm und Erfolg zuteil.

Hohe Ansprüche an das eigene Werk

Detlef Stein berichtete, dass der umgängliche und gesellige Monet auch seine Schattenseiten hatte: So konnte er seinen Zorn nicht bändigen, wenn er mit seiner Leistung nicht zufrieden war: „Er zerstörte wohl Hunderte seiner Bilder, weil er höchste Ansprüche an seine Kunst stellte, und war in solchen Phasen wenig umgänglich."

In Giverny kann Monet den Garten seines Hauses nach malerischen Aspekten gestalten und legt einen von einer Brücke überspannten Teich an, in dem die Seerosen blühen. Deren vergängliche Schönheit zieht ihn ebenso an wie das mal spiegelglatte, mal ungestüme Meer an der Küste der Normandie, und am Ende seines Lebens malt er das riesige Seerosen-Panorama, das heute in Paris ausgestellt ist.

„Er hielt nichts von Religion oder Metaphysik, sondern glaubte nur an die Welt der sinnlichen Erscheinungen“, resümiert Detlef Stein. Doch ausgerechnet das Sichtbare nahm er am Ende seines Lebens immer schlechter wahr – Ärzte hatten bei ihm den Grauen Star diagnostiziert. „Kunstexperten streiten bis heute, ob seine letzten Bilder, die nur noch Farbschlieren zeigen, nicht Folgen seiner Augenerkrankung gewesen sind“, sagt Stein.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)