Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Streit um Höhe Pläne für Neubau in Vegesack kommen auf den Prüfstand

Zuletzt hatte der Beirat einem geplanten Wohnkomplex an der Weserstraße in Vegesack zugestimmt. Jetzt soll die Deputation die Höhe des Baus noch einmal überprüfen.
20.05.2020, 06:11 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Pläne für Neubau in Vegesack kommen auf den Prüfstand
Von Michael Brandt

„Wir wollen hier nichts durchboxen.“ Am Ende formulierte Beiratssprecher Torsten Bullmahn (CDU) den entscheidenden Satz: „Die Deputation soll prüfen, ob eine Änderung der Höhe noch möglich ist.“ Zuvor hatte der Beirat mit Anwohnern einmal mehr erbittert über die geplanten Gebäude mit 51 Wohnungen an der Ecke Weserstraße und Schulkenstraße gestritten. Dort soll bekanntlich das ehemalige Vulkan-Kontorgebäude abgerissen und durch zwei Neubauten ersetzt werden.

14 Bürgerinnen und Bürger konnten aufgrund der Corona-Bestimmungen an der Sitzung teilnehmen. Einige von ihnen äußerten deutliche Kritik am Bauvorhaben, an der Haltung des Beirates und am Verfahren. „Die Bürger waren von Anfang an dagegen. Es gibt keine Alternativplanungen“, bemängelte ein Anwohner. Ein anderer sagte: „Ich halte das Bauvorhaben für stark verbesserungswürdig.“ Und: „Der Baukörper wird in Wirklichkeit wesentlich größer, als er jetzt dargestellt wird.“ Mehrere Bürger bemängelten, dass ihre Einwendungen im Laufe des Verfahrens nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.

Formal ging es jetzt im Beirat um Änderungen am Bebauungsplan 1550. Darin werden die Grundzüge der geplanten Bebauung festgelegt, zum Beispiel Baufelder und Bauhöhe. Das Gebäude hin zur Schulkenstraße wird 30 Meter hoch, dazu können Aufbauten für die Haustechnik kommen. Bauamtsleiter Maximilian Donaubauer räumte ein, dass das Haus damit eine Marke setze, heißt: die Nachbargebäude überragt.

Lesen Sie auch

Der Beirat hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach mit diesem Projekt befasst und den Plänen zuletzt grundsätzlich zugestimmt. Auch der vorliegende Entwurf des Londoner Architekturbüros Caruso St. John ist im August 2018 ausdrücklich begrüßt worden. Ehe die Deputation den Bebauungsplan 1550 im Juni abschließend behandelt, so erklärte Donaubauer, sollte sich der Beirat erneut ein Bild der Änderungen machen.

Die betreffen zum Beispiel die Ausweisung des Areals als „Urbanes Gebiet“. „Das ist genau für solche Lagen konzipiert“, sagte Donaubauer. Durch die Widmung sei es möglich, an dieser Stelle die Interessen des angrenzenden Gewerbes mit der vorgesehenen Wohnbebauung unter einen Hut zu bekommen. Bekanntlich hatte sich die Lürssenwerft vehement gegen das Bauvorhaben gestemmt, weil sie Beeinträchtigungen für die Produktion auf dem Vulkan-Gelände und dem ehemaligen BBV-Areal befürchtet.

Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt machte am Montag im Sitzungssaal deutlich: „Die Bewohner müssen Beeinträchtigungen durch das Gewerbe hinnehmen. Wer da hinzieht, muss das wissen. Es muss auch gearbeitet werden im Stadtteil.“ Das „Urbane Gebiet“ schreibt vor, dass 90 Prozent des Neubaus fürs Wohnen genutzt werden müssen, zehn Prozent für Gewerbe, in erster Linie im Erdgeschoss an der Weserstraße.

Im einhelligen Beschluss des Beirats, der in die anstehenden Deputationsberatungen einfließen soll, heißt es nun: „Der Beirat nimmt die Kritik ernst.“ Die Stadtteilvertretung nehme auf, dass Teile der Bevölkerung gegen die jetzt geplante Höhe seien. In der Abstimmung gab es nur eine Enthaltung.

Kritik ernteten das Umweltressort und der Umweltbetrieb, weil für den Bereich unterhalb des geplanten Bauvorhabens bis zum Schlepper Regina keine Grünraumplanung vorliegt. Maximilian Donaubauer musste in diesem Punkt einräumen: „Es ist richtig, die Stadt lässt sich sehr viel Zeit. Es ist noch keine Konzeption vorhanden.“ Grundsätzlich soll überlegt werden, wie Bürgern unterhalb des Schleppers Regina „wieder der Kontakt zum Wasser“ ermöglicht werden könne.

Der Beirat fordert nun, dass zügig eine Grünraumplanung in Auftrag gegeben wird. Dieser Bereich solle deutlich aufgewertet werden, heißt es im Beschluss. Außerdem soll der Vorschlag des Vegesackers Heiko Jacobi einbezogen werden, auf der Promenade einen Sandstrand anzulegen. Hierzu läuft derzeit, wie berichtet, eine Petition.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)