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Winterkirche und Wärmeräume Mit dicker Jacke im Gottesdienst

Die nächsten Monate werden für manche dunkler und kühler als sonst. Auch die Kirchengemeinden müssen beim Heizen sparen und weichen mitunter auf kleinere Räume aus. Gleichzeitig gibt es spezielle Angebote.
23.10.2022, 15:31 Uhr
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Von Ulrike Schumacher / usch

"Gemeinschaft wärmt und sorgt für ein positives Gefühl", sagt Natalie Lorke, die dazu auch einen konkreten Plan hat. Die Diakonin des Gemeindeverbunds Aumund-Vegesack initiiert ab November ein wärmendes Angebot für Menschen jeden Alters. Dahinter steckt die Tatsache, dass ein energiesparsamer Herbst und Winter bevorsteht. Wer in kühleren Wohnungen lebt, könnte sich vermehrt nach Behaglichkeit sehnen. Die Kirchengemeinden im Bremer Norden reagieren darauf.

Gleichzeitig müssen die Gemeinden selbst auch beim Heizen sparen. Wohlfühltemperaturen in großen Kirchen wird es nicht geben. In manchen wie zum Beispiel in dem imposanten Gotteshaus der reformierten Kirche Blumenthal in der Landrat-Christians-Straße müsste die Heizung auch gewaltig durchpowern, um den Kirchenraum überhaupt auf 19 Grad Innentemperatur zu bringen, schildert Pastor Dittmar Schütt.

Stattdessen werden die Heizungen in den Kirchen diesen Herbst und Winter auf zwölf bis 14 Grad gedrosselt. Auch darauf reagieren die Kirchengemeinden, indem sie mit ihren Gottesdiensten in kleinere Räume umziehen. Winterkirche nennt sich dieses Angebot. Wärme und Kälte erfährt bei den Nordbremer Kirchengemeinden in diesem Herbst und Winter also besondere Beachtung.

Umzug ins Gemeindehaus

Zum Beispiel in Lesum. Hier hat man die Wetterlage im Blick und wird entsprechend reagieren, kündigt Pastor Achim Krebber an. Die St.-Martini-Kirche bleibt zunächst für die Gottesdienste geöffnet. Nur im Januar und Februar – "sofern es knackig kalt ist" – werde die Gemeinde für die Gottesdienste ins Gemeindehaus umziehen. Eine konkrete Planung zu Wärmeräumen gebe es bei der Lesumer Kirchengemeinde St. Martini noch nicht, sagt der Pastor.

Genauso wenig wie in Grohn. "Wir planen noch keinen Wärmeraum. Sollte ein Bedarf an uns herangetragen werden, werden wir natürlich prüfen, ob sich so etwas in unserer kleinen Gemeinde umsetzen lässt", sagt Pastorin Frauke Löffler. Zum Thema Winterkirche berichtet sie, dass die Kirche bis einschließlich Silvester für die Gottesdienste und Konzerte genutzt werde. Jedoch bei einer verminderten Temperatur von zwölf Grad.

"Wir gehen davon aus, dass unsere Gottesdienstbesucherinnen und -besucher sich kleidungsmäßig auf die Temperaturen einstellen", sagt Frauke Löffler. "Außerdem haben wir einige Decken vorrätig." Von Januar bis März sollen die Gottesdienste dann im Gemeindesaal stattfinden. Ab Ostern, hoffen sie bei der Kirchengemeinde St. Michael in Grohn, werde man Gottesdienst wieder in der Kirche feiern können.

In Blumenthal reagiert man auf die kalten Monate mit einer reduzierten Anzahl an Gottesdiensten. Bis April soll es im Rahmen der Winterkirche reihum möglichst nur an einem Standort einen Sonntagsgottesdienst geben, sagt Pastor Dittmar Schütt, einer der drei Pastoren der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal. Zu der fusionierten Gemeinde gehören neben der reformierten Kirche Blumenthal und der reformierten Kirche Farge auch die Martin-Luther-Kirche in Blumenthal und die Kirche Himmelskamp in Bockhorn. Die genauen Gottesdiensttermine und -orte werden im Gemeindebrief angekündigt.

Ausnahmen gibt es aber auch. "Der Heiligabendgottesdienst wird an allen Standorten gefeiert", kündigt Pastor Ulrich Klein an, der überdies darauf hinweist, dass die reformierte Kirche Blumenthal nicht ausschließlich zu den Gottesdiensten ins Gemeindehaus wechselt. "Der Gottesdienst am Totensonntag wird in der Kirche sein. Und auch für Trauergottesdienste bleibt die Kirche geöffnet." Die Temperatur im Kirchenraum werde 14 Grad betragen.

Wärmender Mittagstisch

Beim Gemeindeverbund Aumund-Vegesack, zu dem die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Alt-Aumund, die evangelisch-lutherische Christophorus-Gemeinde, die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Aumund und die vereinigte evangelisch-protestantische Kirchengemeinde Vegesack zählen, gibt es dazu ein konkretes Vorhaben. "Gemeinschaft wärmt" heißt das Angebot, das Diakonin Natalie Lorke initiiert hat. Gäste jeden Alters können im November und Dezember jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr in den Spielraum in der Pezelstraße kommen, "um in warmen Räumen und bei warmen Getränken und Keksen Spiele zu spielen, zu singen, Geschichten zu lauschen und ins Gespräch zu kommen", blickt die Diakonin voraus.

Sie hoffe, dass auch Menschen das Angebot nutzen, um die Gemeinde kennenzulernen. Angepasst an die aktuelle Corona-Situation werden kostenlos Corona-Tests und Masken bereitgehalten. Ergänzend dazu initiiert Pastorin Ulrike Bänsch über den Winter bis Ende Februar an jedem zweiten Freitag im Monat von 12.30 bis 14.30 Uhr im Gemeindesaal an der Pezelstraße einen Mittagstisch für Menschen, die Gemeinschaft und Wärme suchen. Start ist am 11. November.

Die Gottesdienste werde es weiterhin im Kirchenraum geben, kündigt die Pastorin zudem an. Für die Kirchengemeinde Alt-Aumund berichtet Pastor Jan Lammert, dass die Gottesdienste ab November im Gemeindehaus sein werden. Gleichwohl würden in der Kirche weiterhin Veranstaltungen stattfinden. Und zu den Advents-und Weihnachtsgottesdiensten sowie für das Silvesterkonzert ist die Alt-Aumunder Kirche ebenfalls geöffnet.

Die Stadtkirche in Vegesack, kündigt Pastor Volker Keller an, bleibe für die Gottesdienste erst mal geöffnet. Niedrigere Temperaturen sind seiner Ansicht nach kein Drama. Es gelte jetzt, mit den neuen Verhältnissen zu leben. Kritisch betrachtet er das Angebot an Wärmeräumen. Es drohe niemand zu erfrieren, weil man weniger heize, sagt Volker Keller. Und überdies sei seine Erfahrung, "dass Menschen, die mit Kirche keine Berührung haben, gar nicht kommen".

Zur Sache

Die Initiative

Kein Wutwinter, sondern ein Wärmewinter - unter dieser Devise blickt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf die kommenden Monate und ruft im Rahmen der Aktion #Wärmewinter die Gemeinden bundesweit dazu auf, sich untereinander zu vernetzen, um den Bedarf in Not geratener Menschen in den Stadtteilen abzustimmen und Räume zu öffnen. "Das wird bei uns jetzt koordiniert", sagt Sabine Hatscher, Sprecherin der Bremischen Evangelischen Kirche. Derzeit werde geprüft, welche Gemeindehäuser sich in Bezug auf Energieeffizienz eignen. "Hier soll es im bevorstehenden Winter eine gastliche Atmosphäre geben, zum Beispiel mit Kaffee und Getränken, Beratung und Seelsorge." Denkbar seien dabei auch Freizeitaktivitäten oder ein Mittagstisch. Diese "Orte der Wärme" soll es in allen Stadtteilen geben, möglichst ganztags und mehrmals pro Woche, sagt Hatscher.

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