Wo eben noch Balkonmöbel und Sonnenschirme standen, präsentieren die Baumärkte nun Kaminholz, Feuerschalen und Laubsäcke. Auch in den Gärten und Parks wird der Sommer verabschiedet. Rasenmäher brummen, Heckenscheren schnarren und Laubhaufen werden zusammengekehrt. Viele empfinden Wehmut, während sie ihre Gärten, Terrassen oder Balkone auf den Winter vorbereiten, aber die Mühe lohnt sich. Auch für die Natur - vor allem, wenn die Tipps von Experten beachtet werden.
Die Biologin Heike Schumacher vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bremen appelliert an alle Gartenbesitzer, das Laub auf den Beeten liegen lassen. "Das schützt die Pflanzen, und es wächst kein Gras im Beet." Im Frühjahr lasse sich das verrottete Laub dann untergraben. Nur Eichenlaub sollte nicht liegen bleiben, da es Gerbsäure enthalte. Auch auf Rasenflächen sei Laub nicht so gut, so Schumacher und empfiehlt: "Die Blätter können die Gartenfreunde mit dem letzten Rasenschnitt zu einem Komposthaufen machen. Daraus entsteht dann Humus für das nächste Frühjahr. Bei Bedarf verhindert ein Fanggitter, dass Verwehen von Laub und Rasenschnitt. Aber auf gar keinen Fall sollte man das Laub zum Recyclinghof bringen."
Auch das Zurückschneiden der Stauden sei nicht empfehlenswert, weil Insekten in den Halmen der Pflanzen überwintern. "Der Schmetterling Aurorafalter muss beispielsweise als unscheinbare Puppe zehn Monate an Sträuchern hängen bleiben. Man kann ihn zwar sehen, erkennt ihn aber normalerweise nicht", erklärt die Expertin. Stauden sollte man daher im Herbst wild wuchern lassen, schließlich wäre es traurig, wenn die Tiere mit dem Strauchschnitt entfernt würden. "Im April können die Leute dann im Garten wieder Ordnung schaffen."
Der Herbst sei hingegen die beste Pflanzzeit. "Die Stauden können noch Feinwurzeln ausbilden, solange es nicht friert und es ist nicht so trocken", sagt die 59-Jährige und nennt spontan einige Pflanzensorten. Besonders robust sei der Blutweiderich. "Das ist ein echter Insektenmagnet." Empfehlenswert seien auch die Staudenpflanze Campanula, eine Glockenblume, die robust, pflegeleicht und daher auch gut für Anfänger geeignet sei. Der Herbst sei zudem der richtige Zeitpunkt, Staudenpflanzen zu teilen und Blumenzwiebeln zu setzen. Schumacher nennt Winterlinge, Krokusse und Blausterne.
Tatsächlich trägt der städtische Raum inzwischen einen wesentlichen Teil zum Artenschutz bei. "Das Thema ist wichtig, weil hier klappt, was auf dem Land noch nicht funktioniert", erklärt die Biologin. Die Grünflächen in der Stadt seien derzeit ein wichtiger Rückzugsort für Insekten, weil sie hier vielfältigere Lebensräume finden. "Deshalb sind auch so viele Imker in die Stadt gegangen. Die Imker sollten ihren Tieren aber auch selbst was anbieten und ihnen nicht so viel Honig klauen", fordert Heike Schumacher.
Im Sinne des Artenschutzes hat sie im Sommer den eigenen Rasen an einigen Stellen nicht gemäht, bis die Halme kniehoch waren und dann auch nicht höher wuchsen. "Da waren dann wahnsinnig viele Heuschrecken drin. Außerdem sehen ungemähte und gemähte Stellen sehr gut aus im Garten", sagt sie und erinnert später mit Blick auf den bevorstehenden Winter an die Igel, die jetzt in Parks und Gärten unterwegs sind, um sich die nötigen Fettreserven anzufressen. "In akribisch aufgeräumten Gärten ohne geeignete Verstecke kann ein Igel die kalte Jahreszeit nicht überstehen“, betont Schumacher. Für den Winterschlaf bräuchten die Tiere einen guten Unterschlupf unter Büschen oder Holzstapeln. "In ihrem Nest schützen sich die Tiere dann mit viel Laub vor Frost und Austrocknung. Deshalb sollten Blätter, Gestrüpp und Zweige möglichst in einer Gartenecke liegen bleiben."