Der Gewinner des Unternehmenspreises 2022 des Wirtschafts- und Strukturrates (WIR) Bremen-Nord steht fest: Die Firma Hausmann & Haensgen erhält in diesem Jahr die Auszeichnung, die am Dienstagabend im Bürgerhaus Vegesack übergeben wurde. Der WIR würdigt mit der Verleihung insbesondere die Entwicklung des seit 77 Jahren bestehenden Familienbetriebes und die erfolgreiche Regelung der Unternehmensnachfolge.
Hausmann & Haensgen sei ein Beispiel für Nordbremer Unternehmen, "die in hanseatischer Mentalität still und bescheiden aber sehr erfolgreich etwas auf die Beine gestellt haben", sagt WIR-Vorstandsmitglied Christoph Jendrek. Seit 2012 leitet Tineke Scheler den Betrieb, der sich auf den Handel mit Antriebs- und Fördertechnikprodukten spezialisiert hat. Die Palette reicht von Wälzlagern, Kupplungen, Zahnrädern, Ketten- und Riementrieben bis zu Dichtungen.
Die 46-Jährige führt das Vegesacker Familienunternehmen inzwischen in dritter Generation. Gegründet wurde es 1945 von ihrem Großvater Ulrich Haensgen senior und dessen Schwiegervater Andreas Hausmann. Erster Firmensitz war in der Vulkanstraße. "Im Wohnhaus wurde damals verkauft. Zum Großhändler in Bremen fuhr mein Großvater mit dem Fahrrad", erzählt Tineke Scheler. Im Laufe der Jahre ist das Unternehmen immer größer geworden. Das stetige Wachstum spiegelt sich in mehreren Umzügen und Erweiterungen wider: 1948 wechselte der Firmensitz in die Gerhard-Rohlfs-Straße und Ende der 1960er-Jahre in einen Neubau am Rabenfeld. 1992 wurde das heutige Domizil an der Straße Oumunde 4 erbaut, das 2015 um Lager- und Büroflächen erweitert wurde.
42 Mitarbeiter
Der einstige Kleinstbetrieb für "Technische Bedarfsartikel" ist inzwischen ein Unternehmen mit 42 Mitarbeitern. Zwei Auszubildende erlernen derzeit den Beruf des Fachlageristen sowie der Groß- und Einzelhandelskauffrau. Die Kunden von Hausmann & Haensgen kommen laut Tineke Scheler aus fast allen Branchen, von der Lebensmittel-Industrie bis zum Automobilzulieferer. "Da sind wir sehr breit aufgestellt, das hilft uns auch in Krisenzeiten. Alle, die irgendwie Maschinen im Einsatz haben, brauchen unsere Produkte." Ein Schwerpunkt seien Kunden aus dem Maschinenbau, vor allem dem Sondermaschinenbau – "in dem Bereich sind wir auch sehr stark konstruktiv tätig und beraten die Unternehmen bei der Umsetzung." Ein weiterer Schwerpunkt seien Ersatzteillieferungen für "Instandhaltungskunden" wie das Kraftwerk Farge und das Stahlwerk in Grambke.

Der Unternehmenspreis: Der Mann mit dem Fernglas, der als Bronze-Skulptur hier an einem Montagestern für Wälzlager steht.
Die Kunden kommen laut Scheler vor allem aus Bremen und Nordwestdeutschland. In der Fertigungshalle am Firmensitz entstehen neben Sonderanfertigungen und Kleinserien auch drei Eigenmarken. "Die vertreiben wir deutschlandweit", berichtet die Geschäftsführerin. Ein Drittel der Umsätze mache das Unternehmen mit seinen Eigenmarken und Sonderanfertigungen, die anderen Drittel mit Antriebstechnik sowie Wälzlagern. Aktuelle Umsatzzahlen möchte sie nicht nennen. Nur so viel: "In den kommenden zwei Jahren möchten wir die Zehn-Millionen-Marke erreichen."
Technische Dienstleistungen
Mit seiner positiven Unternehmensentwicklung hat Hausmann & Haensgen laut WIR-Vorstand Christoph Jendrek bei der zehnköpfigen Jury, die den Unternehmenspreis vergibt, punkten können. Auch innovativ ist der Betrieb unterwegs und erfüllt damit ein weiteres Kriterium für den Unternehmenspreis. Neben dem Verkauf technischer Produkte führt Hausmann & Haensgen technische Dienstleistungen für Kunden aus. Tineke Scheler nennt als Beispiel das Condition Monitoring, eine Zustandsüberwachung von Maschinen. Mit Sensoren werden dabei Betriebs- und Zustandsdaten gemessen. "So lässt sich vorbeugend erkennen, wann eine Maschine ausfallbedroht ist." Ziel sei, den Bereich den Bereich der technischen Dienstleistungen noch auszuweiten.
Tineke Scheler ist seit 2007 im Familienunternehmen tätig. 2012 übernahm sie die Geschäftsführung von ihrem Vater, Ulrich Haensgen junior, der den Betrieb seit 1982 leitete. Das Vater-Tochter-Tandem habe sich "gut ergänzt": Ulrich Haensgen war als Maschinenbau-Ingenieur für den technischen Part verantwortlich, die Tochter als studierte Volkswirtin für Finanzen, Buchhaltung, Personal und Einkauf. Nun ist sie die Chefin, als Frau in einem technisch geprägten Unternehmen. "Hier ist es auf vorbildliche Art gelungen, innerhalb der Familie die Unternehmensnachfolge an die Tochter weiterzugeben", sagt Christoph Jendrek. Das habe auch die Jury überzeugt.