Der Wirtschaftsrat Bremen-Nord (WIR), der für mehr als 300 Mitgliedsfirmen und Vereine spricht, wirft dem rot-grünen Senat vor, seine Zusagen für diese Legislaturperiode nicht einzuhalten. Im Kern geht es um das Integrierte Struktur- und Entwicklungskonzept (kurz Isek), das der Senat im Februar beschlossen hat. Zu spät, zu wenig konkret – so lautet das Urteil des Wirtschaftsrats
90 Seiten umfasst das Nord-Papier des Senats. Ein Zeit-, Maßnahmen- und Finanzplan fehlt aber aus Sicht der Nordbremer Firmen und Verbände. Diese Kritik haben jetzt Rainer Küchen, Rainer Frankenberg und Bernhard Wies für den Wirtschaftsrat erneuert. Und sie knüpfen Forderungen an die Feststellung.
Zunächst einmal dürfe das Nord-Konzept trotz seiner Defizite nach der Wahl nicht in einer Schublade verschwinden. Wies: „Das darf nicht passieren.“ Außerdem müsse die Arbeit des Bremen-Nord-Beauftragten nach der Wahl am 26. Mai fortgesetzt werden. Wenn es nach dem Wirtschaftsrat geht auch in Person des jetzigen Beauftragten Martin Prange. Wie berichtet, hatte die CDU die Arbeit Pranges zuletzt kritisiert und einen Nord-Senator gefordert. Der Wirtschaftsrat sieht das anders: Für die Fortführung der Tätigkeit müsse der Nord-Beauftragte mit einer Organisation ausgestattet werden, also eine Mannschaft erhalten. Dabei beruft sich der Wirtschaftsrat auf eine Studie des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (iaw), das eine eigenständige Entwicklungsagentur für Bremen-Nord gefordert hatte.
Auch Lesumbrücke gehört zum Katalog
WIR-Vorstandsmitglied Bernhard Wies formulierte die zentralen Forderungen des Wirtschaftsrates. Es gehe dabei um die konzentrierte Bearbeitung des Themas Arbeitslosigkeit, um Gewerbeflächenvermarktung, um den Standortfaktor Schulen und Kinderbetreuung sowie um den Wohnungsbau.
Gleichzeitig hat der Wirtschaftsrat für jeden Stadtteil zentrale Projekte und Aufgaben definiert. Ein Beispiel: „Eine Lösung für den Blumenthaler Kern haben wir nicht“, sagt Rainer Frankenberg. Es würde sich deshalb lohnen, darüber nachzudenken, den Kern formal zu einem sogenannten Entwicklungsgebiet (früher Sanierungsgebiet) zu erklären.
Und schließlich gehört auch die Lesumbrücke zum Katalog. „Das ist ein Engpass nicht nur für Bremen-Nord, sondern auch für Bremerhaven und Cuxhaven.“ Der Wirtschaftsrat befürchtet langfristig negative Auswirkungen für den Stadtteil, wenn für die marode Autobahnbrücke über die Lesum keine Lösung gefunden wird. Nach Aussage von Bernhard Wies hätten viele Unternehmen deutliche Probleme durch die Verkehrsbehinderung, würden aber öffentlich nichts sagen, um sich das Geschäft nicht zusätzlich schlechtzureden.