Seit mehr als dreißig Jahren präsentiert das „Women in (E)Motion“-Festival mit verlässlicher alljährlicher Regelmäßigkeit an wechselnden Bremer Spielorten bemerkenswerte internationale Künstlerinnen. Deren Bekanntheitsgrad beschränkt sich hierzulande indes oftmals auf ein interessiertes Fachpublikum. Auch in diesem Jahr ist es den Machern gelungen, ein ebenso internationales wie zum Teil sogar exklusives Programm für das Traditionsfestival zusammen zu stellen, das mit fünf Konzerten an vier Abenden abermals auch im Kito gastieren wird.
So wird die britische Gitarrenvirtuosin Gwenifer Raymond eben dort am Dienstag, 13. September den Auftakt der Festival-Konzertreihe bestreiten. Eine Woche später, am 20. September, folgt an selber Stelle ein Doppelkonzert der Berliner Songwriterin Jeanette Hubert, die aufgrund einer Corona-Erkrankung eines Bandmitgliedes ihre bereits für 2021 geplante Festivalteilnahme kurzfristig absagen musste, gemeinsam mit ihrer englischen Genrekollegin Megan Henwood, die bereits 2018 im Rahmen der Festivalreihe für großes Aufsehen sorgte, in Begleitung ihres Bruders Joe am Saxophon.

Am Donnerstag, 22. September, wird mit Nomfusi eine der – laut Veranstalterinfo - populärsten und stimmgewaltigsten Sängerinnen Südafrikas im Bremer Norden eine Kostprobe ihres Könnens darbieten. Ein Konzert der vielseitigen Schweizer Jazzpianistin, -komponistin und Songwriterin Yumi Ito rundet am Donnerstag, 29. September, den nordbremer Anteil des diesjährigen „Women in (E)Motion“-Festivals ab.
Für die Organisation und Durchführung der traditionsreichen Festivalreihe zeichnet das Bremer Musiklabel und Produktionsbüro „Tradition und Moderne“ verantwortlich. Seit Beginn der Reihe ist der – mittlerweile ehemalige - Radio Bremen-Jazzredakteur Volker Steppat maßgeblich mit der Künstlerinnenauswahl und Festivalorganisation betraut; verwehrt sich jedoch mit norddeutschem Understatement gegen eine Bezeichnung als „Festivalmacher“: „So ein Festival ist immer ein Gemeinschaftsprojekt vieler Beteiligter“, erklärt Steppat. So bestünde neben eigenen Recherchen auch ein ebenso steter wie reger Austausch mit Redakteuren und Künstlerinnen, um im Jahresturnus immer wieder neue, bemerkenswerte Künstlerinnen entdecken und präsentieren zu können.
Planung ist schwieriger geworden
Die derzeit in der Veranstaltungsbranche häufig beklagten gestiegenen Produktions- und Logistikkosten sind auch an den „Women in (E)Motion“-Machern nicht vorbei gegangen, zumal sich das Festival traditionell – und so auch in diesem Jahr – unter anderem durch Exklusivkonzerte auszeichnet.
So werden unter anderem Gwenifer Raymond sowie Megan und Joe Henwood eigens für exklusive Festivalauftritte eingeflogen, während Nomfusi und Yumi Ito aufgrund weiterer zeitnaher Touraktivitäten gewonnen werden konnten. „Es ist in diesem Herbst etwas schwieriger geworden, zumal die Fluggesellschaften unwahrscheinlich viele Flüge gestrichen haben“, erklärt Steppat. Ob eine Festivalorganisation in gewohnter Form angesichts der allgemeinen, aktuellen Entwicklungen entsprechend auch in den kommenden Jahren möglich sein wird, lässt sich somit aktuell schwer abschätzen. „Doch wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und manchmal besteht ja auch ein besonderer Reiz darin, Herausforderungen und Hindernisse zu umschiffen, sofern es möglich ist“, zeigt sich Steppat, für den die Organisation des Festivals auch nach seinem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben ein spürbares Herzensanliegen darstellt, optimistisch.

Dass Titel und die inhaltliche Ausrichtung des Festivals prinzipiell den Nerv aktueller Diskurse über Gender und Identität trifft, nehmen die Organisatoren bestenfalls zur Kenntnis: „Wenn man damit anfängt, so etwas zu organisieren, denkt man über derartige Aspekte überhaupt nicht nach – so etwas wird vielleicht allenfalls nachträglich hineininterpretiert“, verwehrt sich Steppat bescheiden einer vorstellbaren nachträglichen Pionierrolle.
Dem aktuellen Diskurszeitgeist dürfte das „Women in (E)Motion“-Festival und entsprechend die Beiträge der beteiligten, bisweilen ebenso ausdrucksstarken wie eigensinnigen internationalen Künstlerinnen dennoch vielleicht mehr entsprechen denn je, zumal die Konzerte in dem intimen Rahmen des Kito, das seit Beginn der Reihe zu den Spielorten des Festivals zählt, intensive Konzerterlebnisse versprechen.