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Kultur im Bremer Norden Lesung in Vegesack: Nibelungensage neu erzählt

Die Nibelungensage neu erzählt: Buchhändler und Erzähler Martin Mader nimmt sein Publikum mit auf eine Zeitreise ins 13. Jahrhundert. Ein Abend voller Spannung, Intrigen und dichterischer Freiheit.
21.01.2024, 15:12 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust

„Das hat mir gut gefallen“, sagte der Nordbremer Lutz Koch zum Ende der Lesung der Nibelungensage. In der Schule habe er damals nur sporadisch aufgepasst. „Doch das war heute Abend gut zusammengefasst. Und manche Stellen hat Martin Mader spritzig rausgebracht.“ Am Sonnabendabend las der Buchhändler die Sage um Siegfried und Kriemhild, deren Brüder Gunther, Giselher und Gernot sowie dem düsteren Hagen von Tronje und der stolzen Königin Brünhild in der Reihe „Literatur erzählt“. Die Sage um diese und weitere Protagonisten hat Mader nach seiner Aussage mit eigenen Worten niedergeschrieben. Er bediene sich dabei auch der „dichterischen Freiheit“ und arbeite „intuitiv“, so der 63-Jährige.

Zu Beginn gab der Buchhändler, da noch stehend, eine kurze Einführung in das Geschehen. Das sei immerhin eine Zeitreise 800 Jahre zurück, sagte Mader. Hauptspielort war ihm zufolge der Königshof zu Worms von Gunther. Der eigentliche Autor stamme aber wohl aus der Region rund um Passau.

Darüber hinaus „freue ich mich riesig über ein volles Haus“. „Wir sind ausverkauft. Und unser jüngster Gast ist neun Jahre alt.“ Es bestehe offensichtlich „immer noch“ Interesse an Texten aus dem 13. Jahrhundert, betonte der 63-Jährige.

Die Buchhandlung wurde nach der Begrüßung abgedunkelt. Zu sehen war dann nur noch der Vorleser selbst. Er saß an einem Tisch mit seinem Textbuch vor sich. Eine Stehlampe verschaffte ihm Licht. Unaufgeregt und bewegt zugleich verlas Mader die Geschichten, die sich wie eine Perlenkette aneinander reihten. Die Sage endete schließlich mit einem Riesenblutbad am Königshof von Etzel. Mit dem Mord an Kriemhild durch Dietrich von Bern war auch der Untergang der Burgunden besiegelt.

So wie Mader seine Sage verfasst und verlesen hatte, gab es einen hohen Wiedererkennungswert: Entweder mit sich selbst, mit Menschen aus der näheren Umgebung oder sogar mit Personen des öffentlichen Lebens. So beschreibt der 63-Jährige zum Beispiel Hagen als einen Mann, der immer Herr der Lage sein wollte, ungern die Fäden aus der Hand gab und schon gar nicht zur „Randfigur“ abgeschoben werden wollte. Heute würde man sagen, es handele sich um „einen Narzissten“. Gebrochene Versprechen pflasterten seinen Weg. Siegfried dagegen, eigentlich körperlich kaum zu besiegen, wurde dann doch Opfer seiner Vertrauensseligkeit.

Auch das Spannungsverhältnis der Geschwister Gunther und Kriemhild wurde beleuchtet. Dazu zähle etwa die Ignoranz der Brüder Giselher und Gernot gegenüber dem Meuchelmord an Siegfried. Überhaupt durchzogen Verrat und Mord, Rachegelüste und Treuebrüche die Erzählungen.

Die im ersten Moment scheinbar unmoderne Wortwahl machte auch den besonderen Reiz der Lesung aus. Da war die Rede von „Siegfried und seinen Recken“, von „Gevatter Tod“, von „Kriemhild, die Schöne“ und von „der schönen wilden Braut“. Heiterkeit machte sich bei der Lesung breit, als Mader auf die Beziehung von Gunther und Brünhild einging. Durch Siegfrieds intriganten Streich, bei dem eine Nebelkappe zum Einsatz kam, war sie schließlich mit Gunther vermählt worden. Aber sie traute dem Frieden nicht. Und als es darum ging, gemeinsam das Schlafgemach zu teilen und das „wahre Hochzeitsfest zu feiern“, packte Brünhild die Wut. Sie bezwang Gunther in einem Kampf, schnürte ihn zu einem Bündel und hängte ihn an die Wand.

Doch hier wollten Gunther, Siegfried und Hagen Abhilfe schaffen. Wieder sollte Brünhild per Nebelkappe bezwungen werden. Dieses Mal im Schlafgemach. „Auf den ersten Betrug musste ein zweiter folgen“, ließ Mader sein Publikum wissen. Der endete zwar damit, dass Brünhild wieder überwunden wurde. Kriemhild aber fühlte sich von Siegfried betrogen, was sie durch einen dummen Zufall entdeckte.

Info

Am Sonntag, 4. Februar, legt Mader die Lesung der Nibelungensage noch einmal auf. Tickets gibt es telefonisch unter 04 21 / 661 16 10 sowie per E-Mail an info@ottoundsohn.de. Der Eintritt kostet 14 Euro im Vorverkauf und 16 Euro an der Tageskasse. Die Lesung beginnt um 16 Uhr in der Buchhandlung Otto und Sohn, Breite Straße 21.

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