Bei Google Maps ist sie schon zu finden, und vor Ort hängt an einem Bauzaun auch bereits ein improvisiertes Namensschild. Das offizielle Straßenschild kommt aber wohl erst im September. Dann wird die Fasia-Jansen-Straße am westlichen Ende der Waller Mitte für die öffentliche Nutzung freigegeben. „Damit wird ein zentrales Projekt der Innen- und Bestandsentwicklung im Bremer Westen erfolgreich abgeschlossen“, sagt Bauressort-Sprecher Jens Tittmann.
Die neue Straße ist der abschließende Baustein der Gesamtmaßnahme „Dedesdorfer Platz / Waller Mitte“ mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von etwa 3,2 Millionen Euro. Dabei ist unter der Federführung des Bauressorts und mit Unterstützung durch Abwasserentsorger Hansewasser ein neuer Nutzungsmix für den alten BSV-Sportplatz in Zentral-Walle entwickelt worden: Es wurden Bäume gefällt, ein alter Erdbunker abgerissen und der Boden von Altlasten und Schadstoffen befreit. Anschließend wurden das Kanalsystem erweitert und Drainageröhren verlegt, das Gelände neu gestaltet, Wege angelegt, Bäume angepflanzt, Bänke und Mülleimer aufgestellt und schließlich noch die Fasia-Jansen-Straße gebaut.
Lebendiger Platz
Auf diese Weise ist ein grüner, lebendiger Quartiersplatz mit neuen Bewohnerinnen und Bewohnern entstanden, die sich im Rahmen von Konzeptvergaben zu einer aktiven Nachbarschaft verpflichtet haben und in den Erdgeschosszonen ihrer Wohnprojekte eine Kita, eine Fahrradselbsthilfewerkstatt sowie eine Lebensmittel-Kooperative einrichten, über die die Nachbarschaft regionale und saisonale Lebensmittel beziehen kann. Für die Bespielung des neuen Platzes wurde der Verein Waller Mitte gegründet, der in Absprache mit dem Umweltbetrieb Bremen (UBB) Straßenfeste, Flohmärkte oder das Café auf dem Platz organisiert und sich um Projekte wie den Leselustwagen oder einen Spielecontainer kümmert. Mit dem Martinsclub konnte außerdem ein Akteur für den Bau eines Quartierszentrums mit einer gastronomischen Nutzung im Erdgeschoss auf einem Grundstück an der Vegesacker Straße gewonnen werden.
Dioxinbelastete Sportfläche
Früher hieß die Waller Mitte Dedesdorfer Platz und war eine dioxinbelastete Sportfläche. Ab 2009 setzte sich die Bürgerinitiative „Waller Mitte“ für den Erhalt der Fläche als Treffpunkt, Bewegungs- und Erholungsraum ein. Im Zuge eines 2011 begonnenen Beteiligungsprozesses wurden gemeinsam Pläne für den Platz entwickelt und Ende 2018 für die Randbebauung drei Grundstücke an fünf Baugruppen vergeben. Mit der Erstellung der neuen Fasia-Jansen-Straße wurde nun die Erschließung von rund 60 Wohneinheiten auf Baugemeinschaftsgrundstücken ermöglicht.
An der neuen Straße liegen das fünfgeschossige Torhaus 2 der Gruppe Lanke mit Holzfassade, Fotovoltaik auf dem Dach und Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss sowie ein von den Gruppen Waller Leben und Waller Wohnen gemeinsam errichtetes viergeschossiges Holzhaus mit der im Februar eröffneten Kita des Elternvereins Hafenkinder im Erdgeschoss.
Martinsclub will loslegen
Auch die Gruppen Waller Leben und Waller Wohnen sind im Februar eingezogen, die Gruppen Lanke, Solidarisch wohnen und Hafenhaus stehen kurz vor der Fertigstellung. Der Martinsclub hofft, in den nächsten Wochen mit dem Bau seines Torhaus 1 beginnen zu können. Weitere Bäume werden in der nächsten Pflanzsaison gesetzt, die Pflanzgruben wurden im Rahmen des Straßenbaus bereits vorbereitet.
„Wir freuen uns vor allem darüber, dass so viele Nachbarinnen und Nachbarn den Platz mitgestalten und dass wir als Verein Anlaufpunkt für alle sind, die Lust haben, diesen Platz mitzugestalten“, sagt Anne Schweisfurth von der Bürgerinitiative Waller Mitte, die noch ein paar kleinere Baustellen auf dem Schirm hat: „Wir sind nach wie vor dran und hoffen, die Querung an der Vegesacker Straße hinzukriegen. Da sind wir im Gespräch, und der Beirat unterstützt uns toll. Außerdem wünschen wir uns auf dem Platz auch noch Wasser und Strom, zum Beispiel für den Flohmarkt. Ein Leerrohr liegt auch schon.“
Bausenatorin beeindruckt
Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) zeigte sich kürzlich bei einem Besuch vor Ort beeindruckt und sieht insbesondere in der Prozesssteuerung durch ihr Ressort und die gezielten Bemühungen um Fördermöglichkeiten einen hohen Mehrwert für das Quartier: „Die Kombination aus der aktiven Beteiligung der Bürgerinitiative, der Unterstützung des Beirats Walle, der Baugemeinschaften und des Martinsclubs hat einen echten Mehrwert in der Quartiersentwicklung geschaffen. Wir freuen uns, dass wir gemeinschaftliche Wohnformen ermöglichen und damit an der Waller Mitte langfristig bezahlbares Wohnen sowie Angebote auch für den Stadtteil etablieren konnten.“