Walle. An Walles neuem Quartiersplatz – dem Dedesdorfer Platz, der mittlerweile laut Beiratsbeschluss Waller Mitte heißt – starten demnächst verschiedene Bauaktivitäten. Details dazu haben Vertreter der fünf Baugruppen Wallerleben, Waller Wohnen, Solidarisch wohnen, Lanke und Hafenhaus am Donnerstag, 12. März, im Fachausschuss Quartiersentwicklung des Waller Beirats öffentlich vorgestellt.
Die fünf Baugemeinschaften wollen am westlichen Rand des Platzes an der zukünftigen Fasia-Jansen-Straße insgesamt drei neue Gebäude errichten. Das nördlichste davon ist das sogenannte Mischhaus – ein langgezogenes Gebäude mit unterschiedlichen Holzfassaden und einem zum Platz vorspringendenden Kita-Eingang, das die Gruppen Waller Wohnen und Wallerleben bauen werden.
Waller Wohnen – ein Zusammenschluss von Menschen im Alter von einem bis 75 Jahren – plant in seinem Gebäudeteil neben zehn Eigentumswohnungen im Erdgeschoss eine Kita mit 25 Plätzen, die der Verein Quirl Kinderhäuser betreiben wird. Waller-Wohnen-Mitglied Mario Neumann: „Wir hoffen, dass das einen belebenden Effekt auf den Quartiersplatz hat.“ Für eine etwa 55 Quadratmeter große rollstuhlgerechte Zwei-Zimmer-Wohnung neben der Kita und eine 125-Quadratmeter-Wohnung im zweiten Obergeschoss – beides sind Eigentumswohnungen für Selbstnutzer – sucht die Baugemeinschaft Neumann aktuell noch nach interessierten Mitstreitern.
Die Gruppe Wallerleben hatten einst mehrere Freundinnen aus verschiedenen Städten gegründet, wie eine Vertreterin dieses Projekts schilderte: „Wir hatten von der Waller Mitte gehört, kennen uns teilweise aus der Schule und wohnen zum Teil jetzt schon in einem Haus.“ Auch bei ihrem Gebäudeteil im Passivhausstandard soll demnach Holz eine zentrale Rolle spielen.
Gemeinsames Mobilitätskonzept
Alle Gruppen hatten im Vorfeld gemeinsam ein umfangreiches Mobilitätskonzept entwickelt. Ihre Mitglieder besitzen nur wenige Autos. Die Zahl der Parkplätze, die zwischen dem Mischhaus und den an der Sandstedter Straße anschließenden Gebäuden entstehen, ist dementsprechend überschaubar. Autos sollen die Parkplätze später über die Fasia-Jansen-Straße ansteuern, die zwischen Lankenauer Straße und Sandstedter Straße neu gebaut wird und auch die Postadresse der Baugruppen sein soll.
Auf dem sogenannten Bunkergrundstück (der Erdbunker wurde Ende 2018 entfernt) zwischen dem Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrum (Rebuz) West und dem Steffensweg wollen die beiden Gruppen Solidarisch Wohnen und Hafenhaus gemeinsam ein viergeschossiges Gebäude mit begrünter Dachterrasse bauen. Mit seiner Höhe von 13 Metern über dem Straßenniveau orientiert sich der voll unterkellerte Bau – in dem es unter anderem einen großen Fahrradkeller geben wird – an der unmittelbaren Umgebung. Architektin Jutta Unland spricht von einem „kompakten monolithischen Gebäude ohne viel Schnickschnack“.
48 Menschen können zukünftig in dieser Immobilie wohnen. Dabei plant die Frauen-Baugemeinschaft Hafenhaus acht Einzelapartments sowie eine Vierer-WG und die Gruppe Solidarisch Wohnen vor allem Wohngemeinschaften für vier bis sieben Bewohner, wie Sprecherin Lisa Morgenschweis erklärte: „Wir haben dabei ein solidarisches Miet-Modell: Wer weniger Geld hat, zahlt auch weniger Miete.“ Daneben plane ihre Gruppe eine Zufluchtswohnung: „Es soll eine kleine Wohnung mit Bad und Kochnische sein. Das Konzept haben wir bisher nur in Grundzügen. Die Idee ist aber, Leuten, die gerade kein Obdach haben und zum Beispiel aus dem Unterstützungssystem herausfallen, dort für ein bis zwei Monate eine Unterkunft bieten zu können.“ Das Erdgeschoss des Gebäudes, das sich die beiden Gruppen teilen, soll sich zum Platz hin mit einer Terrasse öffnen und auch noch eine Küche und Gemeinschaftsräume haben.
Zwischen Bunkergrundstück und Mischhaus baut nordwestlich der Lankenauer Straße die Gruppe Lanke das Torhaus 2, das einerseits den Eingang zum Platz von dieser Seite aus prägen und andererseits der Mittelpunkt der Baugemeinschaften sein wird. Soeben hat diese Gruppe ihre Unterlagen im Bauamt eingereicht, möglichst ab Mai möchte sie loslegen. Lanke ist aus zwei Gemeinschaften hervorgegangen und besteht einem Vertreter der Gruppe zufolge aus sechs Kindern und 17 Erwachsenen, die das Projekt ungefähr seit fünf Jahren vorantreiben. Zwei der im Torhaus 2 geplanten 13 Wohnungen für Singles, Paare und Familien seien noch nicht belegt: „Wir sind dazu gerade mit zwei Parteien in der Kennenlernphase.“
In den vier Obergeschossen dieses Gebäudes entstehen Wohnungen und im Erdgeschoss Quartiersräume, die alle fünf Baugruppen gemeinschaftlich planen und finanzieren. Dort können unter anderem Interessierte in Werkräumen für Holz beziehungsweise Elektro und Schrauben basteln und arbeiten. Für die Nutzer dieser Angebote wird dort auch eine Toilette eingerichtet.
„Ich bin nachhaltig begeistert von dem Engagement, dem Konzept und der Geduld der Baugruppen“, unterstrich nach den Präsentationen der einzelnen Gruppen Ausschusssprecher Karsten Seidel (Grüne) voller Anerkennung: „Es ist wunderbar, dass Sie auch soziale Aspekte mit gedacht haben. Die Idee mit der Zufluchtswohnung berührt mich und ist eine tolle Bereicherung für den Stadtteil.“