Welchen Duft verströmt eigentlich die Liebe? Ein Hauch von Orange, Sandelholz, Kaschmir und Bergamotte liegt in der Luft. An einem Tischchen – eine von 14 Stationen der Mitmach-Ausstellung "Dufte nose on, Nase und Geruch in der Kunst", die das Kek Kindermuseum noch bis 19. Februar in seinen neuen Räumlichkeiten im Hafenmuseum im Speicher XI zeigt – kann jeder seinen Lieblingsduft kreieren und einen Flakon davon für zwei Euro mit nach Hause nehmen. Ein begehrtes Mitbringsel ist auch der Abdruck der eigenen Nase aus Gips, den die jungen Besucherinnen und Besuchern für den gleichen symbolischen Preis mit nach Hause nehmen können. Und die begehbare Riesennase, in der man sich in Kissen kuscheln kann, ist inmitten des Museumsraumes ein echter Hingucker. Und das ist ganz neu in der Ausstellung: Seit Beginn des neuen Jahres ist der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren in den Ferien und an den Wochenenden gratis.
Der Duft der Liebe und das zu Beginn des neuen Jahres, das klingt nicht nur betörend, das riecht auch so. Ein bisschen kompliziert ist es schon, ihn herzustellen, räumt Silke Rosenthal ein, die das Kek gemeinsam mit Eva Maria Vonrüti Moeller leitet. So ist das eben mit der Liebe. Wie das funktioniert? Auf einer kleinen Metallwaage wird ein Fläschchen platziert und per Pipette werden die verschiedenen Essenzen Gramm genau abgewogen, um die richtige Duft-Konsistenz herzustellen.
Dieses Duft-Labor oder Smell Lab, das die Berliner Konzeptkünstlerin Klara Ravat entwickelt hat, ist einer der Renner in der "Nose on"-Schau. Die Duft- und Geruchsspezialistin aus Berlin hat aber noch mehr zu bieten: Nach der von ihr vorgegebenen Rezeptur können hier die Ingredienzien für das Drachenparfum, das ein wenig nach verkohltem Birkenholz riecht, zusammengemixt werden. Oder wie wäre es mit einem Superhelden- oder einem zarten Feen-Duft, bei letzterem gehen Duftstoffe wie Ingwer, Patchouli sowie Ylang Ylang eine Verbindung ein.
An einer anderen Stationen in den Räumen des Hafenmuseums lässt sich erschnuppern, wie Kyphi – das Lieblingsparfum Kleopatras – duftete, nämlich nach Amber, Moschus und Sandelholz. Auch auf die Duftspuren des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte können sich Kinder begeben, Verkleidung wie bei Kleopatra inklusive.
Sehr glücklich seien sie mit ihrem neuen Standort, dem Hafenmuseum, den sie mit der neuen Ausstellung im September bezogen haben, sagt Silke Rosenthal. "Hier können wir direkt an die Stadtteil-Arbeit unserer Kolleginnen anschließen, die wie wir Pionierinnen sind". Zuvor hatte das Kindermuseum in der Weserburg zwölf Jahre lang viele Ausstellungen wie etwa "Kapier Papier" konzipiert.
Wie sehr der neue Standort von Kindern und Jugendlichen aus allen Teilen Bremens angenommen wird, ist an so mancher fantasievoller Gestaltung abzulesen. Silke Rosenthal schlägt etwa das Buch auf, in dem die Eisbärenklasse 2c aus Kirchhuchting ihre kreativen Duftspuren und Wortschöpfungen im sogenannten Gedanken-Duft-Labor hinterlassen hat. Da ist so poetisches wie "sonnenregenschwer, sonnenfruchtig oder schaumig Popcorn" zu lesen. An einer weiteren Station ist zu besichtigen, mit wie viel Fantasie sie Parfum-Flakons und -Verpackungen entworfen haben. Denn Verpackung und Marketing sind oft das Teuerste an einem Parfum, wie die Künstlerin Claudia Christoffel an ihrer Station "Der Geruch als Marke" vor Augen führt. In der Duft-Bücherei ist sogar der Schneegeruch präsent, und die Mode-Marke Moschino hat den Duft "Fresh" in eine Zerstäuberflasche im Miniaturformat abfüllen lassen.
Wie sehr bestimmte Düfte Erinnerungen auslösen können, wird an der Klangschale deutlich, in die man ein Stück Holz fallen lassen kann. Es erklingen 16 verschiedene Dufterinnerungen, die von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Horn eingesprochen und von Sound-Designer Riccardo Castagnola in Szene gesetzt wurden. Viele Hintergrundinformationen liefert indes Silke Rosenthal. Der Geruch sei der einzige Sinn, der direkt im limbischen System aufgenommen und sowohl mit Emotionen als auch mit Erinnerungen verknüpft werde, ist von ihr zu erfahren. Oder dass der Geruchssinn des Ungeborenen ab der 27. Schwangerschaftswoche schon sehr ausgeprägt ist und dadurch Vorlieben und Abneigungen der Mutter ungefiltert übernommen werden. "Unsere Nase kann ungefähr eine Billion Gerüche erkennen, aber nur 10.000 Gerüche bewusst wahrnehmen und etwa 5000 unterscheiden", sagt Rosenthal.