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Stadtplanung für Walle Visionen für neues Quartier auf Utbremer Bahnbrache werden konkreter

Die Visionen für ein neues Quartier auf der Utbremer Bahnbrache werden konkreter. Nach sechs Jahren Wartezeit hat die Stadt einen Bebauungsplan angekündigt. Welche Nutzungsmöglichkeiten ergeben sich?
05.12.2024, 05:03 Uhr
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Von Anke Velten
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Sechs Jahre hat der neue Eigentümer darauf gewartet. Nun hat sich die Stadt dazu durchgerungen, einen Bebauungsplan für das ehemalige Bahngrundstück zwischen Walle und Findorff zu schaffen, wie im Rahmen der Sitzung des Waller Bauausschusses zu erfahren war. Man könnte sich für die Nutzung der zentralen und exponierten Lage vieles vorstellen. Der Bebauungsplan wird erweisen, was dort möglich und gestattet sein wird, und was nicht.

Worum geht es?

Zur Erinnerung: Es geht um das knapp zwei Hektar große Grundstück zwischen den Tunneln Hemmstraße und Münchener Straße – 400 Meter lang und zwischen 25 und 80 Meter breit. Das Areal, zwischen drei und vier Metern über dem Straßenniveau, wurde im Jahr 2018 von der Deutschen Bahn an einen privaten Projektentwickler veräußert, der sich im März 2020 erstmals dem Waller Fachausschuss für Quartiers- und Stadtteilentwicklung vorstellte – ohne fertiges Konzept, sondern vielmehr mit dem ausdrücklichen Wunsch, ein solches gemeinsam mit den Akteuren vor Ort zu entwickeln. Seither stand die Entwicklung der Bahnbrache schon acht Mal auf der Tagesordnung von Waller und Findorffer Ausschüssen. Zudem wurde eine „Planungszelle“ gegründet, für die der Eigentümer unter anderem Vertreter der Waller und Findorffer Stadtteilpolitik, von Ortsamt, ansässigen Betrieben und Vereinen, Stadtplanung und Wirtschaftsförderung ins Boot holte.

Wer ist der Eigentümer?

Frank F. Ebner, studierter Bauingenieur und promovierter Wirtschaftswissenschaftler, ist und war in führenden Positionen der Immobilien- und Finanzwirtschaft tätig, und hat eine persönliche Bindung zum Standort: Er kann seine familiären Wurzeln bis ins Walle des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Ebner hat bereits Erfahrung in der Entwicklung von Bahnbrachen – darunter Projekte in Düsseldorf, Frankfurt und München. Für das Utbremer Areal habe er sich vorgenommen, „im Dialog mit den Menschen vor Ort einen sicht- und spürbaren Mehrwert zu schaffen, der die Lebensqualität in den Stadtteilen verbessert“, hatte er vor einigen Jahren im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt.

Was könnte man sich dort vorstellen?

Ebner hat die Vision eines „gemischt genutzten, nachhaltigen und urbanen Stadtquartiers“, und der ökologischen Aufwertung des Areals, erklärte er im Rahmen der aktuellen Sitzung. Dass sie nicht unrealistisch ist, hat er sich durch diverse Gutachten bestätigen lassen. Ein Lärmgutachten ergab, dass aus schalltechnischer Sicht nichts gegen eine gewerbliche Nutzung spreche, und unter bestimmten baulichen Voraussetzungen auch Wohnnutzung möglich wäre. Ein Verkehrsgutachten erarbeitete Varianten der Erschließung und Durchwegung. Laut Bremer Umweltbehörde sind Altlasten nicht bekannt. Von einem Umweltgutachterbüro geprüft wurden zudem Flora und Fauna, die sich auf dem Areal bislang ungestört entwickelt hatten: Auch in dieser Hinsicht spreche nichts gegen die Beplanung, so das Fazit. In Ebners Auftrag hat das Bremer Architektenbüro Wirth Architekten erste Entwürfe für eine Nutzung erarbeitet. Sie sehen vorrangig – aber nicht nur – eine gewerbliche Nutzung vor, um kleinere Betriebe und damit Arbeitsplätze und Steuerzahler in der Stadt zu halten. Architektonisch lösbar sei grundsätzlich auch eine Wohnnutzung. „Ich würde es befürworten, aber das Ressort und ich sind noch nicht einer Auffassung“, so Ebner vor dem Ausschuss. Geprüft werde derzeit vom Verkehrsressort, ob sich das Areal für eine Quartiersgarage beziehungsweise ein „Mobilitätshaus“ eigne, um den Parkdruck aus den benachbarten Straßen zu nehmen. Dafür müsste indes ein anderer Betreiber gefunden werden, so Ebner. Auch eine Kita könnte er sich dort vorstellen. Dieses Angebot sei seitens der Bildungsbehörde allerdings bislang abgelehnt worden.

Warum hat das alles so lange gedauert?

Verzögert wurde das Projekt, weil die Bremer Stadtplaner zwischenzeitlich beschlossen, einen „Masterplan“ für das gesamte 17 Hektar große Bahngelände zwischen Güterbahnhof und Westend zu entwickeln, wie ein Vertreter der damaligen Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtteilentwicklung und Wohnungsbau dem Waller Quartiersausschuss vor zwei Jahren erklärte. Das kann man sich nun sparen: Es wird auf absehbare Zeit keinen Grund geben, sich Gedanken über das Areal zwischen Güterbahnhof und Hemmstraße zu machen. Das Grundstück befindet sich im Eigentum der Deutschen Bahn, die eigene Pläne verfolgt, wusste Ebner: Seinen Informationen zufolge wolle das Eisenbahn-Bundesamt dort ein digitales Stellwerk und eine Weichenanlage errichten. „Die Fläche ist damit stadtplanerisch verloren.“ Auch die Diskussionen um die Ansiedlung der Bahnwerkstatt, für die die Utbremer Bahnbrache im Gespräch war, seien für den Fortschritt „nicht hilfreich“ gewesen, so der Projektentwickler.

Wie geht es nun weiter?

Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan 2575 ist gefasst, doch noch befinde sich das planungsrechtliche Verfahren in seiner Frühphase, betonte Max Graap aus dem Referat Bauordnung und Planung der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung. Im ersten Quartal des kommenden Jahres werde das Beteiligungsverfahren für Träger öffentlicher Belange und Öffentlichkeit beginnen. Da es sich um ein „sehr komplexes Verfahren“ handele, sei die Gesamtdauer des Planungsprozesses noch nicht absehbar, so der Stadtplaner. „In der Regel braucht ein Bebauungsplanverfahren 18 bis 24 Monate bis zur Bekanntmachung.“ Dazu der Eigentümer, in Geduld geübt, aber guten Mutes: Er sei Senatorin Özlem Ünsal „dankbar, dass wir nun endlich in einem formalen Verfahren sind“, sagt Ebner, und dass es der Senatorin „um gute Lösungen und eine zügige Umsetzung geht.“

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