Die Machbarkeitsstudie für eine Straßenbahnlinie in die Überseestadt ist wie berichtet abgeschlossen. Die ultimative „Top-Variante“ hat sie allerdings nicht hervorgebracht, wie Maximilian Blobel, der im Mobilitätsressort den Straßenbahnnetzausbau verantwortet, nun in einer Videokonferenz des Waller Beirats erläuterte.
Stattdessen sind von ursprünglich 100 Vorschlägen acht technisch mögliche Varianten übrig geblieben, die sich insbesondere dadurch unterscheiden, dass sie zwischen Hafenkopf und Großmarkt entweder über die Überseeinsel (Hoerneckestraße) oder durch die Konsul-Smidt-Straße verlaufen. Um zu einer Entscheidung zu kommen, sollen nun spezielle Einzelaspekte näher betrachtet werden.
Und die Finanzierung? Parallel zur Machbarkeitsstudie wurde untersucht, für welche Varianten es Fördermittel gäbe. Das Ergebnis soll Blobel zufolge im Januar vorliegen und könnte essenziell sein: „Wäre nur eine Variante förderfähig, dann wäre die Entscheidung wohl da. Ich denke nicht, dass man dann andere Varianten noch ernsthaft weiterverfolgen würde.“
Näher betrachtet werden müsse nun etwa der Europaplatz: Jener Ort zwischen Schuppen eins und dem ehemaligen Schuppen drei – an dessen Standort aktuell das Europaquartier entsteht – an dem zukünftig eine Brücke für Fußgänger, Radfahrer und womöglich auch die Straßenbahn anlanden soll. Damit dieser Ort ein eigenes Gesicht bekommen könne, so Blobel, „muss man schauen, ob das mit einer Straßenbahn klappt. Das ist ein neuralgischer Punkt, den wir uns gerade anschauen.“ Die Kosten für die Fußgängerbrücke übrigens würden sich keinesfalls verdoppeln, wenn das Bauwerk gleichzeitig auch zur Straßenbahnquerung werde.
Auch das für die Überseeinsel angedachte Konzept des autoarmen Quartiers beschäftigt die Planer. Es geht dabei um die Frage, welche alternativen Verkehrsmittel zum Einsatz kommen, wenn dort keine Straßenbahn verkehrt. Dabei spielen Fußwege, Wegstrecken und Umsteigezeiten ebenso eine Rolle wie die Frage nach der notwendigen Infrastruktur.
Bei der weiteren Entwicklung des Hafens wiederum – der den Bremern bekanntlich besonders am Herzen liegt – wäre eine feste Straßenbahnbrücke über das Becken ein Hindernis, was womöglich für die Streckenführung über die Konsul-Smidt-Straße spreche. Dort allerdings müssten zunächst Gleise verlegt werden. Die Hoerneckestraße auf der Überseeinsel hingegen werde ohnehin neu gebaut, da könnten Schienen dann gleich mit integriert werden.
Der Machbarkeitsstudie waren drei öffentliche Veranstaltungen vorausgegangen, bei denen Interessierte Ideen und Anregungen einbringen konnten. Diesen Beteiligungsprozess wolle man Anfang kommenden Jahres mit dem neuen Stand nun fortsetzen, so Blobel.
Einige Punkte, die ihnen wichtig sind, benannten die Waller Ortspolitiker schon jetzt. Der Anschluss an den Waller Bahnhof als zentraler Umsteigepunkt etwa sei für die Zukunft extrem wichtig, unterstrich zum Beispiel Karsten Seidel (Grüne), der außerdem an einen früheren Beiratsbeschluss erinnerte. Dieser zielt darauf ab, baulich für die Zukunft die Option offen zu halten, die Straßenbahn eines Tages von der nun angedachten Blockumfahrung am Wendebecken bis nach Gröpelingen zu verlängern.
Das sei berücksichtigt worden, so Blobel. Eine Befürchtung, die Anwohner vom Kommodore-Johnsen-Boulevard an CDU-Fraktionssprecherin Kerstin Eckardt herangetragen hatten, teilt er indes nicht: Schon der Busverkehr sei aktuell sehr laut, so Eckardt – und dementsprechend groß die Sorge, dass eine Straßenbahn für noch mehr Lärm sorgen würde. Neue moderne Bahnen seien deutlich leiser, ist hingegen Blobel überzeugt. Außerdem könne man beim Bau der Strecke besonders schallschluckende Elemente verbauen.
Die Inbetriebnahme der neuen Straßenbahnstrecke im Jahr 2029 könnte seiner Ansicht nach gelingen – um keine weitere Zeit zu verlieren, sollte bis zur endgültigen Entscheidung im Zuge des Planfeststellungsverfahrens mit mehr als einer Variante in die Planung eingestiegen werden.