Die Tage zuvor hatte es noch kräftig geregnet. Auf der Straße, dem Gehweg und in den Vorgärten aber: nicht die kleinste Pfütze! „Das ist ein gutes Zeichen“, befand Diplom-Ingenieurin Meike Jäckel vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) am Dienstag bei der Bauabnahme Schulze-Delitzsch-Straße. „Ist ’ne schicke Straße geworden“, befand auch Arne Schmüser, Leiter Ingenieurdienste Netz bei Abwasserentsorger Hansewasser, nachdem alle beteiligten Akteure gemeinsam überprüft hatte, ob sämtliche Bestimmungen zu Gefälle, Fahrbahnen, Fußwegen, Parkflächen, Bordsteinkanten und Barrierefreiheit auch wirklich erfüllt sind.
Fast ein Jahr lang war die kleine Straße zwischen Steffensweg und Osterlinger Straße inklusive der Kreuzung Osterlinger Straße für Autos gesperrt. Sicher keine leichte Zeit für die Anwohner. Aber auch für die beteiligten Firmen – beziehungsweise deren Beschäftigte – war die Arbeit vor Ort nicht immer nur angenehm, wie zu hören ist: Hier und da gab es Beschwerden, Bauarbeiten sind nun einmal laut und dreckig und sorgen durch Straßensperrungen für Umwege.
Wobei nicht vergessen werden sollte: Dass die Schulze-Delitzsch-Straße neu gestaltet werden konnte, ist einem glücklichen Umstand zu verdanken: In dem mittlerweile 121 Jahre alten Kanal unter der Straße waren bei Kontrollen Längsrisse entdeckt worden. Außerdem hatten sich einige Verbindungen verschoben. Hansewasser musste mehr als 140 Meter Straße aufbuddeln, um den Kanal und sämtliche Hausanschlüsse erneuern zu können. Für die Stadt eine gute Gelegenheit, auf die bestehende Baustelle „aufzusetzen“ und die Straßenoberfläche neu zu sortieren, sodass die Verkehrssituation verbessert und die Straße insgesamt schöner wird.
Als vor einigen Jahren im ASV mit den Planungen begonnen wurde, stand zwischen der Schulze-Delitzsch-Straße und der Gustav-Adolf-Straße noch ein Plus-Markt dort, wo sich inzwischen zwölf neue Reihenhäuser befinden. Was die Planer bei der Neugestaltung anders machen wollten: Die Schulze-Delitzsch-Straße sollte breitere Fußwege, eine schmalere Fahrbahn und vor allem Bäume bekommen, um die baumbestandene Sankt-Magnus-Straße optisch fortzusetzen und die Achse Sankt-Magnus-Straße / Schulze-Delitzsch-Straße auf diese Weise einheitlicher wirken zu lassen. Da die Straße in einer Tempo-30-Zone liegt und die Radwege ohnehin regelmäßig zugeparkt wurden, entschlossen sich die Planer außerdem, dort zukünftig auf Radwege zu verzichten.
Dass diese Ideen schließlich tatsächlich umgesetzt werden konnte, liegt vor allem auch an Stadtplaner Rainer Imholze, der bis zu seiner Pensionierung Anfang 2020 im Bauressort den Bereich Zentren- und Innenstadtentwicklung verantwortete. Ihm war es nämlich gelungen, über das Programm „Aktive Stadtteil- und Nebenzentren“ die für die Umgestaltung der Straße benötigten Mittel zu beschaffen. Eine Plakette im Gehweg verweist nun auch vor Ort auf diesen Fördertopf.
Mit der Umgestaltung hat die Kreuzung Schulze-Delitzsch-Straße/Osterlinger Straße eine Hochpflasterung bekommen, sodass Fußgänger dort nun ohne Barrieren die Straßenseite wechseln können. In der Schulze-Delitzsch-Straße gibt es nun – anders als bisher – auf beiden Straßenseiten Parkbuchten für Autos und insgesamt zwölf Baumnasen, in die im Herbst Straßenbäume eingepflanzt werden sollen. Meike Jäckel hätte gerne noch mehr Bäume eingeplant: „Das war aber leider sehr schwierig mit den Leitungen, die im Boden verlaufen.“
Fürs Erste war es das nun – irgendwann in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft soll aber noch einmal ein Bautrupp in der Schulze-Delitzsch-Straße anrücken und den gut 80 Meter langen gepflasterten Fußweg von der Osterlinger Straße bis zur Nordstraße auf Vordermann bringen. An dessen Ende soll jenseits des Tordurchgangs an der Nordstraße dann noch eine neue Fußgängerampel eingerichtet werden, über die man direkt zu dem kleinen Trampelpfad in Richtung Überseestadt gelangt. Die Straßenbahnhaltestelle Grenzstraße rückt dabei ein Stück in Richtung Innenstadt. Damit wäre dann das Ziel erreicht: Eine sichere, barrierefreie und attraktive neue Querverbindung von Alt-Walle in die Überseestadt.