Eine vom Umweltbetrieb Bremen (UBB) angefertigte Kostenaufstellung hat in diesen Tagen dem Waller Beirat fast den Atem verschlagen. Es geht dabei um einen sechs Meter langen und knapp 2,50 Meter breiten Überseecontainer für Spielgeräte, der auf der Waller Mitte aufgestellt werden soll. Allerdings nicht – und das macht die Sache nun unerwartet kostspielig – an dem Platz, den die Landschaftsplaner in ihrem 2017 von allen Beteiligten gutgeheißenen Entwurf dafür vorgesehen hatten. Sondern etwa 15 Meter weiter auf einer Rasenfläche am Rand des Platzes. Laut UBB soll diese Standort-Veränderung den Beirat rund 13.000 Euro extra kosten.
Was war geschehen? Bislang steht der eigens angefertigte und vor etwa zwei Jahren vom Umweltressort angeschaffte Container noch auf dem Betriebshof eines Unternehmens und wartet auf seinen Einsatz auf der Waller Mitte. Was auf dem Papier gut aussah, habe sich jedoch schon vor der Realisierung als unpraktisch herausgestellt, sagt Christoph Schwarzer von der Bürgerinitiative (BI) Waller Mitte. Viele Eltern nämlich säßen gerne im Schatten der Bäume an der südlichen Seite des Platzes, von wo aus sie ihre spielenden Kinder gut im Blick hätten. Würde nun der Container zur Aufbewahrung von Spiel- und Gartengeräten wie geplant in dem bereits eigens dafür gepflasterten Bereich zwischen Bouleplatz und Volleyballfeld aufgestellt, dann gäbe es den freien Blick auf die Fläche nicht mehr.
„Seit Juni 2021 kommunizieren wir deshalb aktiv in alle Kanäle, dass wir den Container gerne woanders hätten“, so Schwarzer. Erst habe sich die BI mit ihrer Bitte an die städtische Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB) gewandt. „Statt einer Antwort kam der Hinweis, dass IB nicht mehr zuständig sei und wir uns an den Umweltbetrieb Bremen zu wenden hätten, was wir umgehend taten. Dort erfuhren wir, dass mittlerweile vom Umweltressort ein Bauantrag für den Container am alten Standort gestellt wurde, weswegen nicht mehr UBB, sondern das Ressort zuständig sei.“ Mittlerweile stand auch der Waller Beirat hinter dem Wunsch, den Container-Standort zu ändern. Dieser Aspekt werde eingearbeitet, teilte das Ressort der BI mit. Aber, so Schwarzer: „Es wurde nicht mit eingeplant.“
So gibt es nach einem intensiven Hin und Her von Anträgen und Antwortschreiben nun einen genehmigten Bauantrag für die – aus Sicht der BI – falsche Fläche und einen Arbeitskreis, der die Kuh vom Eis kriegen soll. „Seit dem Sommer hatten wir drei Termine, bei denen wir mit jeweils acht Leuten mehrstündige Arbeitssitzungen hatten – ohne dass irgendetwas passiert wäre“, so Schwarzer. Im Arbeitskreis wurde entschieden, dass das Ortsamt UBB mit der weiteren Planung und der Bauantragstellung beauftragen soll. Bezahlen wollte die Maßnahme der Waller Beirat, der schon mal 5000 Euro aus seinem Stadtteilbudget für Verkehrsangelegenheiten reserviert hat.
Womit die Ortspolitiker im Traum nicht gerechnet hatten: Dass für das Versetzen um 15 Meter bei UBB 160 Stunden à 80 Euro veranschlagt würden. „Ich find’s komisch“, sagt BI-Vertreter Schwarzer; schließlich habe die BI sogar bereits einen Baugrundgutachter hinzugezogen. Auch Bauausschusssprecher Jörg Tapking (Linke) ist irritiert. „Wir haben 5000 Euro zur Verfügung gestellt und waren der Meinung, das sollte reichen. Wir dachten sogar, das machen wir selbst. Aus einer Sache, die man mit bürgerschaftlichem Engagement hätte lösen können, ist ein bürokratisches Monstrum geworden“, sagt er. Franz Roskosch (CDU) schüttelt über den Kostenvoranschlag ebenfalls den Kopf und wirft den Behörden mangelnde Flexibilität vor: „Mein Eindruck ist, dass sie alles tun, um das zu verhindern.“
Der Bauausschuss steht somit vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er die Mittel freigeben? Am 7. November zeigten sich die Ortspolitiker dazu geteilter Meinung. „Ich kann nicht unterstützen, dass wir das aus unseren Mitteln finanzieren“, sagt Alex Becker, Sachkundiger Bürger für die Grünen. Auch Burkhard Winsemann, Sachkundiger Bürger für die SPD, pocht auf die Obergrenze von 5000 Euro, die sich der Beirat gesetzt hatte. Die stellvertretende Beiratssprecherin Brunhilde Wilhelm (Grüne) hingegen plädiert angesichts der langen Vorgeschichte dafür, die Sache nicht weiter zu verkomplizieren: „Lasst es uns zu einem Abschluss bringen.“
An dem von der BI vorgeschlagenen neuen Standort wäre der Container eine echte Verbesserung, ist Christoph Schwarzer überzeugt: „Auf der gepflasterten Fläche können wir ihn nicht gebrauchen. Und sie ist auch einfach zu wertvoll für andere Aktivitäten.“ Möglicherweise könne durch einen sogenannten Gestattungsvertrag ein neuerliches Bauantragsverfahren vermieden und der Container bald am neuen Platz aufgestellt werden, hofft er.
Laut Bauressort-Sprecher Jens Tittmann ist schon allein aufgrund der Größe des Containers eine neue Baugenehmigung nötig. Er sagt: „Wir stehen einer Verlegung des Standortes wohlwollend gegenüber. Der Beirat hat sich bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen. Diese werden wir jetzt noch mal genau überprüfen."